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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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anfangen konnte. Das Naturell des Jungen war eine interessante Mischung aus Sturheit und verblüffender Offenheit. Ein wenig Schliff, etwas Ausbildung …
    Seregil schüttelte den Kopf und befreite sich so von den Gedanken.
    Als sie zum Aufbruch bereit waren und aufsaßen, flog eine winzige Eule über die Lichtung und ließ sich auf einem abgestorbenen Baum nieder. Sie blinzelte in die Nachmittagssonne, plusterte sich auf und ließ ihren Ruf vernehmen.
    Seregil nickte dem Vogel respektvoll zu; es war ein bemerkenswertes Omen, den Lichtbringer bei Tageslicht zu sehen.
    »Warum, glaubst du, ist er so früh unterwegs?« meinte Alec.
    Verwundert schüttelte Seregil den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, Alec, gar keine Ahnung.«
     
    Ein kalter Wind brachte den ersten leichten Schneefall zwischen den Bäumen, als sie sich auf den Weg talwärts machten.
    Seregil ließ den Braunen am losen Zügel gehen und hielt Ausschau nach Asengais Soldaten, während er hinter Alec ritt. Alec, der keinen Sattel hatte, klammerte sich mit den Händen und Knien an sein Pferd. Er stellte sich nicht ungeschickt an, aber es war zu anstrengend, um sich dabei zu unterhalten.
    Am späten Nachmittag hatten sie das Gebirge sowie den Schutz der Bäume hinter sich gelassen und galoppierten hinaus auf die Ebene. Vor ihnen erstreckte sich das eintönige braune Grasland bis hin zum Horizont. Ein steter Wind heulte über dieser Öde und blies den feinen, trockenen Schnee vor sich her. Über den Himmel hatte sich ein graues Wolkentuch gelegt.
    »Illiors Finger! Ich hasse die Kälte!« rief Seregil aus. Er hielt an, um die Kapuze zurechtzuziehen und sich ein Paar Handschuhe überzustreifen.
    »Und du schwärmst so sehr vom Baden«, stichelte Alec. »Verglichen mit dem, was uns noch bevorsteht, ist das hier noch harmlos …« Er brach ab und starrte Seregil unvermittelt an. »Du hast Illior angerufen!«
    »Und wenn du fluchst, rufst du Dalna an. Was stört dich daran?«
    »Nur die Leute aus dem Süden rufen Illior an. Stammst du aus dem Süden. Aus den Drei Ländern?«
    »Ja«, erwiderte Seregil und genoß das Erstaunen des Jungen. Die Bewohner des Nordens hielten die Drei Länder für fast mystische Orte, von denen die Barden berichten. Er hätte ebensogut sagen können, ›Ich komme von der dunklen Seite des Mondes‹. »Weißt du viel über den Süden?«
    »Ein wenig. Die Goldstraße führt von Wolde bis nach Mycena. Die meisten Händler, die mit den Karawanen kommen, sind Mycener, aber einige Skalaner waren wohl auch dabei. Skala liegt doch auch dort in der Nähe, nicht wahr?«
    »Ja, es ist eine riesige Halbinsel zwischen dem Inneren und dem Osiat-Meer westlich von Mycena. Im Osten liegt Plenimar, es erstreckt sich auf einer weiteren Halbinsel östlich von Mycena, entlang der Küste des Gathwayd-Ozeans. Die Goldstraße, wie du sie nennst, ist die Haupthandelsverbindung zwischen den Drei Ländern und den unabhängigen Ländern im Norden.«
    »Aus welchem Land stammst du?«
    »Oh, ich reise viel.«
    Alec ließ sich nicht anmerken, daß er erkannt hatte, wie ausweichend Seregils Antwort war. »Einige der Händler behaupten, es gäbe Drachen im Süden und mächtige Zauberer. Ich sah einmal eine Zauberin auf einem Markt.« Er strahlte, als er sich daran erinnerte, und sein Gesicht war wie ein offenes Buch für Seregil. »Für Geld ließ sie Salamander aus Hühnereiern schlüpfen und Feuer blau und rot brennen.«
    »Tatsächlich?« Seregil hatte diese einfachen Tricks mehrfach gezeigt. Trotzdem wußte er nur zu gut, wie sehr sie die Zuschauer in ihren Bann ziehen konnten.
    »Einer der skalasischen Händler versuchte mir weiszumachen, die Straßen seiner Städte seien mit Gold gepflastert«, fuhr Alec fort. »Ich glaubte ihm jedoch nicht. Er wollte mich meinem Vater abkaufen. Damals war ich acht oder neun Jahre alt. Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, wozu er mich haben wollte.«
    »Wirklich?« Seregil hob lässig eine Augenbraue.
    Glücklicherweise war Alec mehr mit seinen eigenen Fragen beschäftigt. »Ich hörte, Skala und Plenimar führen stets Krieg gegeneinander.«
    Seregil lächelte trocken. »Nicht immer, aber sehr oft.«
    »Warum?«
    »Das ist eine alte Geschichte und eine komplizierte noch dazu. Dieses Mal geht es wohl um die Kontrolle über die Goldstraße.«
    »Dieses Mal?« Alecs Augen wurden groß. »Werden sie einen weiteren Krieg führen? Und werden sie ihn hier in den Norden tragen?«
    »Es sieht so aus. Manche glauben, daß die Leute aus

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