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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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hätte ich dich vielleicht allein deiner Frage wegen getötet. Nein, ich bin nur ein umherziehender Geschichtensammler. Auf diese Weise erfahre ich einiges.«
    »Du bist wirklich ein Barde?«
    »Manchmal. Vor nicht allzu langer Zeit war ich oben in Kerry und sammelte Geschichten über die Faie, von denen man sagt, sie hätten in den Erzbergen jenseits des Ravensfell-Passes gelebt. Du bist doch selbst aus dieser Gegend, weißt du etwas über sie?«
    »Du sprichst vom Alten Volk«, Alec lächelte. »Das waren immer meine Lieblingsgeschichten. Einst begleitete uns ein Skalde, der alles über sie wußte. Er sagte, sie wären magisch begabte Wesen gewesen wie die Trolle oder die Zentauren. Als ich kleiner war, suchte ich sie in den Schatten der Bäume, aber Vater meinte, das wäre närrisch. ›Diese Geschichten sind nichts weiter als Rauch aus der Pfeife eines Lügners‹, sagte er stets …«
    Alecs Stimme bebte, und er sprach nicht weiter, dann rieb er sich die Augen, als hätte der Rauch sie gereizt.
    Seregil ließ sich nichts anmerken. »Nun, vor einigen Tagen erwischten auch mich Asengais Männer. Ich will nun nach Wolde ziehen. Dort soll ich in drei Tagen singen.«
    »In drei Tagen?« Alec schüttelte den Kopf. »Dann mußt du direkt durch das Tiefland ziehen, damit du es rechtzeitig schaffst.«
    »Verflucht! Ich bin wohl weiter westlich, als ich dachte. Ich hörte, das Tiefland sei nicht ungefährlich für jemanden, der nicht weiß, wo sich die Quellen befinden.«
    »Ich könnte dich führen«, bot Alec an. »Ich habe dort die meiste Zeit meines Lebens zugebracht. Vielleicht kann ich dort auch etwas Arbeit finden.«
    »Kennst du die Stadt dort?«
    »Wir trieben jeden Herbst Handel auf dem Markt.«
    »Es scheint, als hätte ich einen Führer gefunden.« Seregil streckte die Hand aus. »Wieviel willst du dafür?«
    »Ich kann von dir kein Geld annehmen«, protestierte Alec. »Nicht nach allem, was du für mich getan hast.«
    Seregil winkte ab und lächelte sein schiefes Lächeln. »Ehre ziemt sich für Männer mit Geld in ihren Taschen; vor uns liegt ein langer kalter Winter, sag mir, was du verlangst, und ich werde den Preis gerne bezahlen.«
    Gegen diese Logik war kein Kraut gewachsen. »Zwei Silbermark«, erwiderte Alec nach kurzem Nachdenken. Er streckte die Hand aus, um einzuschlagen, aber dann mußte er an seinen Vater denken und zog den Arm wieder zurück. »Bares Geld, und die Hälfte jetzt«, sagte er.
    »Sehr weise.«
    Sie besiegelten den Handel, und Alec fühlte einen harten, glatten Gegenstand, der sich gegen seine Handfläche drückte. Als er seine Hand wieder zurückzog, hielt er ein großes Silberstück in ihr.
    »Das ist zu viel!« protestierte er.
    Seregil zuckte die Schultern. »Es ist die kleinste Münze, die ich besitze. Behalte sie, und wir werden uns in Wolde einigen. Sie ist sehr hübsch, meinst du nicht auch?«
    »So etwas habe ich noch nie gesehen!« Die Geldstücke, die Alec bisher zu Gesicht bekommen hatte, waren grob geformte, winzige Kupferstücke gewesen, die sich nur durch ihr Gewicht unterschieden und durch einige einfache Muster. Das Symbol auf dieser Münze war besser als alles, was er bislang am Stand der Goldschmiede gesehen hatte.
    Die eine Seite trug eine schlanke Mondsichel, von deren unterem Ende sich fünf Strahlen fächerförmig zum Rand der Münze erstreckten. Auf der Innenseite der Mondsichel ruhte das Symbol einer Flamme. Die Rückseite zeigte eine Frau mit einer Krone auf dem Haupt. Über ihr wallendes Gewand trug sie einen Brustharnisch und hielt ein großes Schwert senkrecht vor dem Gesicht.
    »Wie ist die Münze in meine Hand gelangt?« fragte er.
    »Wenn ich dir das verrate, verliert der Trick seine Wirkung«, erwiderte Seregil und warf ihm ein feuchtes Stück Sackleinen zu. »Ich kümmere mich um das Essen. Du solltest dich inzwischen waschen. Ein bißchen schwimmen könnte dir nicht schaden.«
    Das Lächeln verschwand aus Alecs Gesicht. »Bei Bilairy! Wir haben fast Winter, und du willst, daß ich bade?«
    »Ja, wir werden in den nächsten Tagen unter einer Decke schlafen. Sei nicht beleidigt, aber die Tage im Kerker waren für dein Äußeres nicht von Vorteil. Geh jetzt, ich kümmere mich um das Feuer. Ich habe auch neue Kleidung für dich.«
    Alec war nicht begeistert, aber er wollte auch nicht undankbar erscheinen, daher nahm er den Lappen und ging zum Teich. Als er jedoch sah, daß noch immer Rauhreif die Steine bedeckte, sagte er sich, daß Dankbarkeit auch

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