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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ähnlich verziert, stand an der Wand zur Rechten und davor ein hölzerner Stuhl.
    Auf Nysanders Zeichen hin stellten die Diener die Sänfte am Boden neben dem großen Tisch ab und zogen sich zurück. Kaum waren sie fort, kam ein dünner junger Mann in blauweißem Gewand in den Raum geeilt, er trug einen Arm voller frischgeschnittener Äste. Sein lockiges, schwarzes Haar war kurz geschnitten, und der schüttere, schwarze Bart, der seine Wangen umrahmte, unterstrich die hageren Flächen seines blassen, kantigen Gesichts.
    Er legte sein Bündel neben dem kleineren Tisch ab und zupfte einige Blätter von seiner Robe. Als er auf Seregil hinunterblickte, verengten sich seine blassen, grünen Augen voller Abneigung.
    »Ah, du kommst gerade rechtzeitig!« sagte Nysander. »Alec, das ist Thero, mein Assistent und Protegé. Thero, das ist Alec, der Seregil zu uns zurückgebracht hat.«
    »Willkommen«, sagte Thero, doch weder seine Stimme noch sein Verhalten ließen darauf schließen, daß er sie gerne willkommen hieß.
    »Sind die Vorbereitungen abgeschlossen?« fragte Nysander.
    »Ich brachte noch etwas mehr Zweige, um sicher zu sein.« Der junge Zauberer blickte wieder auf Seregil hinab und schüttelte den Kopf. »Es scheint, wir werden sie brauchen.«
    Mit Theros Hilfe zog Alec Seregils schmutziges Hemd aus und schnitt die Leinenstreifen auf, die den Verband hielten. Thero, der das Hemd hielt, als wäre es kotbeschmiert, wich einen Schritt zurück und vollführte ein kurzes Schutzzeichen.
    »Was ist das?« rief Alec erschrocken aus. »Nysander, bitte! Warum tun die Leute das?«
    »Du und Seregil hattet Kontakt mit einem Talisman der gefährlichsten Art«, erwiderte der Zauberer ruhig und beugte sich vor, um die Wunde zu untersuchen. »Ihr beide seid befleckt von einem miasmatischen Ausfluß, der jedem mit thaumaturgischen Kräften höchst zuwider ist.«
    Nysander blickte hoch und erkannte an Alecs verständnislosem Blick, daß jener wohl einer Erklärung bedurfte. »Vergib mir. Ich wollte sagen, daß du und Seregil mit einem verfluchten Gegenstand in Berührung gekommen seid, und während dem ungeübten Betrachter nur die körperliche Auswirkung auffällt, so erscheint ihr einem Zauberer, als wärt ihr gerade aus einer Jauchegrube gekrochen.«
    »Genau!« stimmte Thero von ganzem Herzen zu.
    Nysander kniete neben Seregil nieder und holte ein kleines Silbermesser aus seinem Gürtel. Sanft drückte er die flache Klinge hier und dort gegen das entzündete Fleisch.
    Seine widerspenstigen Brauen zogen sich zusammen, als er das runde Mal entdeckte, das die Holzscheibe zurückgelassen hatte. Er legte die Klinge beiseite, setzte sich auf die Fersen und dachte nach.
    »Es wird Zeit, daß ich den Verursacher zu Gesicht bekomme.«
    Alec öffnete Seregils Gepäck und holte das alte Hemd hervor. Er hatte das Bündel seit der Nacht des seltsamen Angriffs nicht mehr berührt.
    »Leg es hier auf die Mitte des kleinen Tisches«, wies ihn Nysander an. »Wir müssen außerordentlich vorsichtig vorgehen. Bist du bereit, Thero?«
    Er entrollte das Bündel und hielt die Scheibe mit einer langen Silberzange hoch. »Wie ich befürchtete«, murmelte er. »Thero, das Glas.«
    Sein Assistent stellte ein kleines Kristallgefäß auf den Tisch, und Nysander ließ die Scheibe hineinfallen. Ein kleiner Lichtblitz leuchtete auf, als er den Deckel auflegte und das Gefäß sich dicht versiegelte.
    »Das zumindest ist vollbracht«, sagte Nysander und ließ das Gefäß ohne Zeremoniell in seiner Tasche verschwinden. »Nun müssen wir uns um die Reinigung kümmern. Wir werden mit dir beginnen, Alec, denn wir brauchen bei Seregil deine Hilfe. Komm, sieh nicht so ängstlich drein!«
    Thero stellte den Stuhl in die Mitte des Zimmers und bedeutete Alec, darauf Platz zu nehmen. Alec hielt sich nervös an den Lehnen fest und sah zu, wie Thero ein Tablett brachte.
    Nysander klopfte ihm auf die Schulter. »Du hast nichts zu befürchten, lieber Junge, aber du darfst nicht sprechen, bis ich dir sage, daß ich fertig bin.«
    Der Zauberer holte aus seiner Gürteltasche Kreide hervor und zeichnete um den Stuhl einen Kreis auf den Boden. Dann kritzelte er hastig einige Symbole entlang des Kreises. Inzwischen goß Thero Wasser aus einem Silberkrug in eine Silberschüssel auf dem kleinen Tisch, dann wählte er drei Zweige aus dem Bündel auf dem Boden und legte sie säuberlich neben die Schüssel: es waren Silbertannenzweige, so geschnitten, daß die Nadeln an den Enden eine

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