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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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oberhalb der Straße miteinander verbunden, andere trugen Dachterrassen. Wagen und Reiter füllten hier die Straßen; Kinder, Hunde und Schweine eilten umher.
    Während er das schwindelerregende Wirrwarr in sich aufnahm, erinnerte sich Alec an sein Vorhaben, Seregil selbst durch Rhíminee zu bringen.
    Die breite Straße, der sie folgten, öffnete sich häufig in weite, gepflasterte, kreisrunde Plätze, in die andere Straßen mündeten wie die Speichen eines Rades. Unter anderen Umständen hätte er gewiß Nysander viele Fragen gestellt, aber der Magier war schweigsam geworden und betrachtete Seregil, der unruhig atmete, mit offener Besorgnis. Sie kamen nun in einen Stadtteil, in dem größere, kunstvollere Bauten standen.
    Nun gelangten sie zu einem weiteren kreisrunden Platz. Dieser hatte im Zentrum eine ebenfalls runde Säulenhalle, die etwa vierzig Schritt im Durchmesser hatte, und an einer Seite grenzte der Platz an einen bewaldeten Park.
    »Der Brunnen des Astellus. Seit der Erbauung der Stadt sprudelt diese Quelle«, bemerkte Nysander und deutete auf die Säulenhalle. »Die ursprüngliche Stadt war um die Quelle errichtet worden. Wir nähern uns dem Orëska.«
    Als er den Kreis halb umrundet hatte, bog der Fahrer nach links in eine von Bäumen gesäumte, breite Straße ein. Hinter den Bäumen erhoben sich hohe Mauern aus glattem Stein oder getünchtem Mauerwerk, nur am oberen Rand und über den Toren konnte man breite Zierleisten sehen. Manche Muster waren aufgemalt, andere in Mosaiken gestaltet mit buntem Stein oder Kacheln. Später würde er erfahren, daß diese Mauern, die die eleganten Villen dahinter umgaben, nicht allein dekorative Zwecke erfüllten; im Oberen Viertel beschrieb man den Weg folgendermaßen: ›das Haus in der Straße des Goldenen Helms mit dem Tor der roten Schlange‹, oder ›das Haus mit den schwarzen und goldenen Kreisen im blauen Rahmen‹.
    Kleine Marmorsäulen standen in Abständen entlang der Straße, in jede war eine Figur gemeißelt, die den Namen der Straße trug. Kleine vergoldete Helme markierten den Weg, dem Alec und Nysander folgten.
    »Sind das alles Paläste?« fragte Alec, als er hier und da einen Blick auf die Bauten werfen konnte.
    »O nein, nur Villen. Viele der Besitzer sind Verwandte der Königin«, erwiderte Nysander. »Tanten, Brüder, Basen, meist jedoch muß man die Archive bemühen, um festzustellen, welch obskurem Zweig der Familie – ein dritter Bruder einer Königin oder eines Prinzgemahls – er entstammt.«
    »Seregil erwähnte bereits, daß es recht kompliziert sei, daß ich aber alles darüber lernen solle«, erwiderte Alec ohne rechte Begeisterung.
    »Das ist wohl wahr, aber er erwartet gewiß nicht, daß du dir dieses Wissen über Nacht aneignest«, versicherte ihm der Zauberer. »In diesen Dingen könntest du keinen besseren Lehrer haben als Seregil. Wenn du jedoch jetzt nach vorne schaust, dann siehst du einen richtigen Palast.«
    Die Straße des Goldenen Helms endete an einem riesigen, von Mauern umgebenen Park, der den Palast der Königin einfaßte. Der Wagen bog ab, und sie fuhren durch ein offenes Tor. Dahinter erspähte Alec eine weite Fläche und ein ausladendes Gebäude aus blaßgrauem Stein, das entlang der Brustwehr mit schwarzweißen Mustern verziert war.
    Auf ihrem Weg kamen sie an einem weiteren großen Park vorbei. Die rein weißen Mauern, die ihn umgaben, schienen jedoch weniger der Verteidigung zu dienen, sondern als Schutz gegen neugierige Blicke, denn der kunstvoll gestaltete Bogen, durch den sie hineinfuhren, hatte weder Tor noch Fallgatter.
    Als sie sich auf dem Gelände befanden, konnte Alec sein Erstaunen nicht mehr für sich behalten und stieß einen Schrei der Überraschung aus. Innerhalb der Mauern war es, als wären die Jahreszeiten durcheinandergeraten, alles um sie war plötzlich sommerlich. Zwar erstreckte sich über ihnen nach wie vor der blasse Winterhimmel, aber die Luft, die sie umgab, war die kühle, süße Luft eines Frühlingsmorgens. Zu allen Seiten hin erstreckten sich Rasenflächen und Beete mit farbenprächtigen Blumen und blühende Bäume. Gestalten in langen Roben spazierten umher oder rasteten auf Bänken. Alec glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er einen gewaltigen Zentaur sah, der neben einem Baum Harfe spielte.
    Er hatte den Körper eines großen, braunen Hengstes, aber aus dem Widerrist erwuchs der zottig behaarte Oberkörper eines Mannes. Struppiges, schwarzes Haar fiel über die Stirn und wuchs

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