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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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zerbrechen. Derjenige auf seiner Seite des Kanals rückte mit der Keule im Anschlag näher. Aus dem Augenwinkel sah Alec, daß der andere in den zerlumpten Kittel faßte, vermutlich, um ein Messer oder einen Wurfpfeil zu zücken. Urplötzlich jedoch heulte der Läufer mit hoher Stimme auf, sank gegen die Wand und umfaßte krampfhaft ein Wurfmesser, das aus seiner Schulter ragte.
    »Hammil!« rief der Torläufer gegenüber Alec aus, und der Junge erkannte, daß es sich um eine Frau handelte.
    »Jetzt wollen wir mal alle ganz vernünftig sein«, sagte eine vertraute Stimme aus den Schatten stromabwärts.
    Sowohl Alec als auch die Frau drehten sich gerade noch rechtzeitig um, bevor Seregil auf der anderen Seite in Sicht geriet. Zwar präsentierte er sich durchnäßt bis auf die Haut, aber er hielt einen zweiten Dolch bereit, während er langsam auf den verwundeten Läufer zuging. Schwerfällig wich der Junge zurück, wobei er sich nach wie vor den Arm hielt.
    »Wir wollen niemandem etwas tun«, erklärte Seregil ruhig und bedeutete Alec, sich vorsichtig zurückzuziehen.
    Die Frau warf die Kapuze zurück, wodurch sie ein schroffes, tief zerfurchtes Antlitz offenbarte. »Weg von meinem Jungen«, knurrte sie und schüttelte die Keule drohend in Alecs Richtung.
    »Ihr beide habt damit angefangen. Was wollt ihr eigentlich von uns?« fragte Seregil und blieb mit dem Dolch in der Hand ein paar Schritte von dem Jungen entfernt stehen.
    »Nichts«, erwiderte die Frau. »Ihr seid nu mal Fremde, un’ Fremde sin’ ’ne Gefahr hier unten. Wir ham in letzter Zeit wegen Fremder ’n paar Freunde verloren.«
    Seregil steckte das Messer weg. Er beugte sich über den zusammengesunkenen Jungen und begutachtete die Wunde, dann zog er die Wurfklinge heraus. »Es ist keine allzu schlimme Verletzung!« rief er der Frau über die Schulter hinweg zu. »Ihr habt Glück, daß ich schlecht gezielt habe.«
    »Mir geht’s gut, Mama«, keuchte der junge Torläufer und wand sich von Seregil weg. Im sterbenden Licht der Fackel erkannte Alec, daß er noch jünger war als er selbst. Außerdem sah er ein dünnes Rinnsal Blut über Seregils rechte Wange rieseln.
    »Alles in Ordnung?« fragte Seregil herüber.
    »Ja. Und bei dir?«
    Seregil nickte, dann stieg er über den verwundeten Jungen hinweg und wandte sich abermals an dessen Mutter. »Laßt ihr uns in Ruhe, lassen wir euch in Ruhe«, sagte er zu ihr und streckte ihr die offenen Hände entgegen.
    Wortlos sprang sie über den Kanal, half dem Jungen auf und eilte mit ihm in die Schatten davon.
    Alec kam herüber und streckte die Hand aus, um die Platzwunde an Seregils Kopf zu untersuchen. »Das ist aber eine mächtige Beule, die sie dir verpaßt hat.«
    »Geschieht mir recht«, murmelte er mit klappernden Zähnen. »Bei Illiors Fingern! Überrumpelt von zwei Torläufern. Hätte mich das kalte Wasser nicht zur Besinnung gebracht, ich wäre ertrunken.«
    »Ich bin froh, daß du den Jungen nicht getötet hast. Er kann kaum älter als zwölf Jahre sein.«
    Seregil stützte sich mit einem Arm an der Mauer ab und stieß einen langen Seufzer aus. »Ich auch. Merkwürdig, daß sie überhaupt angegriffen haben. Für gewöhnlich sind Torläufer ein ziemlich scheues Gesindel. Sie stehlen und schnüffeln herum, gehen aber im allgemeinen Auseinandersetzungen aus dem Weg.«
    Stirnrunzelnd zog sich Alec den Lappen vom Gesicht und preßte ihn auf die Platzwunde an Seregils Kopf. »Bist du sicher, daß es dir gutgeht? Du wirkst ziemlich zittrig.«
    Seregil schloß kurz die Augen und legte eine Hand auf Alecs Schulter. Dann ergriff er den Lappen, drückte ihn selbst auf die Wunde und marschierte weiter den Tunnel entlang. »Komm, verschwinden wir hier. Für heute nacht bin ich genug geschwommen.«
     
    Den oberen Eingang hinter den Maulbeerbüschen erreichten sie zwar ohne weiteren Zwischenfall, doch allmählich forderten die Auswirkungen der Kälte und des Hiebes ihren Tribut von Seregil.
    »Hol du Nysander«, sagte er; obwohl er den trockenen Umhang eng um sich geschlungen hatte, zitterte er am ganzen Leib. »Ich bleibe besser hier und passe auf, daß in der Zwischenzeit niemand über die Spuren unseres kleinen Abenteuers stolpert.«
    Zu seiner Überraschung sträubte sich Alec.
    »Nein, du gehst«, entgegnete er mit fester Stimme. »Dein Kopf blutet immer noch, und deine Zähne höre ich bis hierher klappern.«
    »Ich werd’s überleben«, gab Seregil zurück. »Ich will nicht, daß du allein hierbleibst. Was,

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