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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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nehmen.
    »Sag mir noch mal, was du gesehen hast.«
    Immer noch blinzelnd, kam Alec herüber und hob die Fackel auf. »Ich habe die Flamme dicht an den Bolzen gehalten, weil ich überprüfen wollte, ob er angesägt war. Es muß wohl an der Hitze gelegen haben; auf einmal begann die Oberfläche des Bolzens wie Wachs zu schmelzen und zu zerfließen. Ich glaube, kurz bevor der Funkenregen eingesetzt hat, kam darunter etwas Weißes zum Vorschein.«
    Vorsichtig reckte Seregil den Hals und stellte fest, daß der Bolzen zwischen dem Flansch und dem Steinwerk darüber mehrere Zoll breit freilag. Behutsam kratzte er mit der Dolchspitze an der Oberfläche des Bolzens. Eine schwarze, wachsähnliche Masse löste sich mühelos in geringelten Streifen. Darunter offenbarte sich eine weiße Schicht.
    »Du hast Recht. In den Bolzen ist eine Lage silbrigweißes Metall eingearbeitet.«
    Die weiße Masse ließ sich wie Blei schneiden. Seregil zog einen winzigen Streifen ab und reichte ihn mit der Messerspitze zu Alec hinab. »Leg das auf den Boden und zünd es an.«
    Behutsam setzte Alec die Probe ab, trat ein gutes Stück zurück und hielt die Fackel hin. Sogleich loderte ein kurzer, blitzähnlicher Funkenregen auf und hinterließ schwarze Brandmale auf dem Steinboden.
    Alec stieß einen leisen Pfiff aus. »Bei Bilairy, ich glaube, wir haben gefunden, wonach wir gesucht haben.«
    »Im Kern des Bolzens muß genug Eisen sein, um ihn zu verstärken, aber dieses Zeug brennt es einfach weg.«
    »Ist das ein magisches Material?«
    Seregil kratzte eine weitere kleine Probe der weißen Masse ab. »Möglich. Ich habe so etwas noch nie gesehen, aber vielleicht weiß Nysander etwas darüber.«
    Vorsichtig legte Seregil die Proben in das kleine Keramikgefäß, in dem er den Feuerstein aufbewahrt hatte, dann reichte er es Alec hinunter.
    »Die Ecke da drüben habe ich ganz schön wüst zugerichtet«, meinte Alec und warf einen besorgten Blick auf das verkohlte Steinwerk.
    »Stimmt.« Seregil stieg herab und kam zu ihm herüber. »Früher oder später werden unsere Saboteure ihr Werk bestimmt überprüfen, und selbst wenn nicht, sind da immer noch die Nachtmeister. Wir holen besser Nysander her, oder Thero.«
     
    Während sie so gut wie möglich aufräumten und sich auf den Rückweg machten, stellte sich Alecs Sehvermögen allmählich wieder vollständig ein.
    »Was ist mit den Schlössern?« fragte er, als sie die erste Sperre erreichten.
    »Am besten lassen wir sie so zurück, wie wir sie vorgefunden haben«, erwiderte Seregil. »Ich gehe zum nächsten voraus. Du kommst nach.«
    Das Schloß erwies sich als rostig. Leise vor sich hin fluchend, fummelte Alec mit einem Stocher an den Ausnehmungen herum, bis etwas einschnappte.
    Zu dem Zeitpunkt war Seregil bereits hinter einer Tunnelbiegung verschwunden. Eifrig darauf bedacht, die Ratten und den feuchten, widerhallenden Tunnel zu verlassen, hastete Alec hinter ihm her.
    Gerade, als er ihn in der Nähe der Schnittstelle zweier Kanäle weiter vorn erblickte, stieß Seregil ein erschrockenes Grunzen aus und stürzte seitwärts ins Wasser. Die Fackel, die er fallengelassen hatte, baumelte an der Gehwegkante, und in ihrem Schein sah Alec zwei zerlumpte Gestalten mit Kapuzen, die aus einem Seitentunnel sprangen und Knüppel zückten, als sie nach Seregil griffen, der im Kanal trieb.
    Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, schrie Alec auf, zog das Schwert und stürmte los.
    Die Torläufer zeigten sich überrascht, doch derjenige, der Alec am nächsten stand, konnte noch rechtzeitig eine lange Keule hochreißen, um den ersten Abwärtshieb abzuwehren. Alec sprang einen Schritt zurück und stellte sich breitbeinig in Kampfeshaltung auf.
    Die Enge des Gehwegs bedingte zwar, daß es zwangsläufig bei einem Kampf Mann gegen Mann blieb, andererseits begrenzte sie aber auch die Reichweite von Alecs Schwüngen. Seine Gegner waren besser an derlei Bedingungen gewöhnt. Sogleich setzte der zweite Torläufer über den Kanal, um sich von hinten an Alec anzupirschen. Alec jedoch tat dasselbe und ließ die beiden nicht aus den Augen. Seregil konnte er nirgends sehen.
    Die Strömung muß ihn zurück in die Richtung getrieben haben, aus der wir gekommen sind, dachte er, und einen übelkeitserregenden Lidschlag lang hatte er das Bild des an den unteren Gitterstäben hängenden Hundekadavers und der sich daran labenden Ratten vor Augen. Doch die Torläufer ließen ihm keine Zeit, sich länger den Kopf darüber zu

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