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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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nur ein wenig aufstacheln«, setzte Alec an, doch Seregil hob die Hand.
    »Ich weiß, was du vorhattest, und es hat funktioniert. Aber du verstehst Menschen wie ihn nicht. Er respektiert mich, weil er mich fürchtet. Einmal habe ich ihn fast umgebracht, und er gehört zu der Sorte Mensch, die einem nach einem solchen Zwischenfall treu ergeben ist. Dich hingegen würde er ohne mit der Wimper zu zucken aufschlitzen und sich erst danach den Kopf über meine Rache zerbrechen. Eine Beleidigung wie jene, die du ihm ins Gesicht geschleudert hast, reicht aus, um ihn dir auf Lebenszeit zum Feind zu machen.«
    »Ich werd’s mir merken«, sagte Alec. Er hatte sich nie dazu durchringen können, Seregil von seinem letzten Aufeinandertreffen mit dem Dieb zu erzählen. Auch jetzt schien kaum die rechte Zeit dafür, aber er gedachte, Seregils Rat zu beherzigen.

 
20
Herumlungern
     
     
    Im Laufe der nächsten Woche trieben die für den Klesin üblichen, tristen Regenfälle in vollem Umfang von der See herein, schmolzen die letzten Reste dreckigen Schnees aus abgelegenen Seitengassen und Winkeln und sorgten dafür, daß Seregil und seine Gefährten ständig naß wurden.
    Tym beobachtete pflichtbewußt das Haus in der Segelmacherstraße, berichtete aber lediglich, daß Rythel, wie zu erwarten, zwischen seiner Wohnung und der Baustelle hin und her pendelte.
    Mitte der Woche ging ein Auftrag für die Katze von Rhíminee ein – eine Dokumentenbeschaffung. Dies fiel Alec zu, der die nächsten paar Tage damit verbrachte, die Lebensgewohnheiten eines gewissen Lords auszukundschaften, dessen von ihm getrennt lebende Frau bestimmte Unterlagen stehlen lassen wollte. Während der Abende jedoch wurde er zu einem gern gesehenen Stammgast im Hammer und Zange. Ob Rythel nach Abschluß der Arbeiten weiterhin in der Werkstatt seines Onkels bleiben würde, schien fraglich; ob diese Annahme sich auf beiläufige Bemerkungen Rythels oder lediglich auf Wunschdenken der übrigen Schmiede begründete, kam jedoch nicht ans Licht.
    In der Zwischenzeit stellte Seregil unauffällig Nachforschungen über die Verbindung zwischen dem Schmied und General Zymanis an, aber er erfuhr wenig mehr, als Nysander ihnen bereits gesagt hatte. Vor vier Monaten war ein junger Kammerdiener verschwunden, doch es lagen keine Beweise dafür vor, daß er etwas gestohlen hatte.
    Gegen Ende der Woche drehte sich der Wind und zerriß die dichte Wolkendecke, so daß zinnoberrote und goldene Schlieren vor der Spätnachmittagssonne schwebten.
    »Rythel wird sich bald ins Nachtleben stürzen. Wie sieht der Plan für heute aus?« erkundigte sich Alec, während er aus dem Fenster neben der Werkbank starrte.
    Seregil schaute von einem Stocher auf, den er gerade reparierte und lächelte. Alec stand an den Fensterrahmen gelehnt, und die schräg einfallenden Sonnenstrahlen tauchten sein Profil in schimmerndes Licht, zauberten einen funkelnden Glanz in sein Haar und unterstrichen die Konturen seiner Backenknochen und der Falten seiner Kleider. Ein Maler sollte ihn so verewigen – ein Inbegriff jugendlicher Begeisterung.
    »Was tun wir heute?« fragte Alec abermals und drehte sich zu Seregil um.
    »Da wir keine neuen Erkenntnisse gewonnen haben, werde ich ihn diesmal beschatten«, erwiderte Seregil, schob den Stocher zurück in Alecs Werkzeugbeutel und reichte ihn seinem jungen Freund. »Du könntest ja die Dokumentensache für Lady Hylia zu Ende bringen.«
    Alec grinste. »Allein?«
    »Schließlich hast du auch die ganze Laufarbeit verrichtet. Bist du sicher, daß Lord Estmar erst morgen zurückkommt?«
    »Das behauptet zumindest sein Koch. Scheint mir ein recht einfacher Auftrag zu sein. In Lady Hylias Anweisungen an die Katze steht, daß die gewünschten Unterlagen im Weinkeller versteckt sind. Die Tür zum Keller befindet sich in der zweiten Vorratskammer, und die hat ein angenehm großes Fenster.«
    »Laß dir trotzdem Zeit und sei vorsichtig«, warnte Seregil. »Der Koch kennt dein Gesicht. Du kannst es dir nicht leisten, erwischt zu werden.«
    »Ich weiß, ich weiß«, murmelte Alec frohgemut und hörte nur mit einem Ohr hin, während er sein Werkzeug überprüfte und den Beutel in den Mantel steckte. »Ich schätze, ich bin gegen Mitternacht fertig, falls du mich danach noch brauchst.«
    »Sollte ich dich wirklich brauchen, melde ich mich hier bei dir.«
     
    Entweder folgt er einem Plan, oder er ist der unberechenbarste Spion in ganz Rhíminee, dachte Seregil, während er aus der

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