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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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behalten, bis wir zurück sind. Komm jetzt. Auf geht’s!«
     
    Doch Rythel kehrte tatsächlich in die Segelmacherstraße zurück, und zwar kurz nachdem Seregil und Alec zum Palast aufgebrochen waren.
    Was, zur Hölle, tust du in einer so prächtigen Nacht zu Hause? dachte Tym. Als noch überraschender aber empfand er den Umstand, daß der Schmied nicht allein war. Über der Tür brannte noch eine Laterne, und in ihrem Schein erhaschte der Dieb einen flüchtigen Blick auf die beiden Männer, die ihn begleiteten. Zwar hatten sie die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, aber allein der Glanz der teuren Stiefel im Lampenlicht verriet ihm, daß sie nicht aus der Gegend stammten. Tym griff nach hinten und versetzte dem kleinen, zerlumpten Jungen, der an die Gassenwand gelehnt vor sich hindöste, einen groben Stoß.
    »Skut, wach auf, verflucht!«
    Das Kind schreckte hoch und zeigte sich sofort angespannt und wachsam. »Ja, Tym?«
    »Hast du jemals irgend welche feinen Pinkel da reingehen sehen?«
    »Nee, hab’ ich nich’.«
    Ein Haus zu beobachten, war Kinderarbeit, und Tym hatte nicht lange gebraucht, um ein Kind zu finden, das ihm half. Der kleine, spindeldürre, zahnlückige Skut, der das Glück gehabt hatte, beachtliche neun Jahre zu überleben, kannte das Gesindel der Gegend ebensogut wie Tym selbst und fürchtete dessen Zorn genug, um als verläßlich zu gelten. Es war Skut gewesen, der an jenem Nachmittag einen Torläufer namens Pry der Käfer erspäht hatte, während Tym weg war, um zu Abend zu essen. Kurz, nachdem der Schmied von der Arbeit zurückkehrte, war der Käfer aufgetaucht und Skuts Meinung nach lange genug für eine ausführliche Unterhaltung geblieben.
    Nachdem Tym dies erfahren hatte, marschierte er los, um den Käfer aufzuspüren und fand ihn bald darauf bereits halb betrunken in einem der verlausten Bordelle an der Küste, in denen sich die Torläufer herumzutreiben pflegten. Ein wenig Silber löste die Zunge des Mannes, und Tym fand die Auskunft, die er erhielt, den Preis durchaus wert. Anscheinend kaufte ein gewisser Mieter, der im Obergeschoß eines Hauses in der Segelmacherstraße wohnte, Informationen über die Kloake – mit anderen Worten Informationen, über die nur ein Nachtmeister oder ein Torläufer verfügen konnte. Tym gestattete sich ein wölfisches Grinsen; dies waren genau die Auskünfte, für die Lord Seregil den Geldbeutel öffnen würde.
    Danach war er zur Segelmacherstraße zurückgekehrt und hatte sich bereits auf eine weitere ereignislose Nacht eingestellt, als sich ihm abermals etwas Unerwartetes offenbarte. Und zweifellos etwas höchst Einträgliches.
    Er wartete, bis er durch einen Spalt im Fensterladen von Rythels Zimmer Licht schimmern sah, dann wandte er sich wieder an Skut.
    »Ich gehe rauf, um zu lauschen. Du hältst hier unten die Augen offen und gibst mir das Zeichen, falls jemand kommt, der mich womöglich sehen könnte«, flüsterte er und unterstrich seine Anweisungen durch einen leichten Klaps auf den Hinterkopf des Jungen. »Wenn du einpennst, während ich dort oben bin, erwürge ich dich mit deinen eigenen Gedärmen, hast du verstanden?«
    »Ich bin noch nie eingepennt«, zischte Skut trotzig zurück.
    Unwissentlich bediente sich Tym desselben Weges wie Alec vor ein paar Tagen. Er erklomm die wackelige Holztreppe an der Rückseite des Hauses und kroch über die Schindeln zum Rand des Daches unmittelbar über Rythels Fenster. Ausgestreckt auf dem Bauch liegend, lugte er vorsichtig hinab zum Fenster. Durch eine Spalte oben am linken Flügel des Ladens sah er verkehrt herum einen schmalen Ausschnitt des Zimmers, aber er verstand nur Wortfetzen der Unterhaltung, die darin stattfand.
    »Noch drei Tage.« Das war der Schmied; Tym hatte ihn auf der Straße reden gehört.
    »Gut gemacht«, erwiderte ein anderer Mann. »Eine fürstliche Belohnung ist dir gewiß.«
    »Ich habe auch noch einen weiteren Brief.«
    »Bist du sicher, daß niemand …«, warf ein dritter Mann ein, der mit einem starken, plenimaranischen Akzent sprach.
    Tym hörte, daß die Männer sich bewegten, und die Stimmen wurden zu leise, um noch etwas zu verstehen. Leise fluchend, verharrte er reglos und hoffte, sie würden wieder näher ans Fenster treten.
    Gerade überlegte er, ob er das Wagnis eingehen sollte, den Fensterladen einen Hauch weiter zu öffnen, um einen Blick hinein zu erhaschen, als ihm eine innere Warnglocke einen unangenehmen Schauder über den Rücken jagte. Mit einer Hand hielt er

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