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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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hinunter und klopfte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger ans Kinn. »Ich frage mich, was Tym wohl gerade so treibt.«
    »Tym?«
    »Du mußt dich doch an ihn erinnern – der Dieb, der dir damals in meinem Auftrag den Geldbeutel abgeschnitten hat.«
    Alec verzog das Gesicht. »Ja, jetzt erinnere ich mich an ihn. Aber er ist doch kein Torläufer, oder?«
    »Nein, aber er hat in diesen Verbindungen, und so gut wie überall sonst unter den armen und verbrecherischen Mitgliedern der Gesellschaft. Deshalb ist er auch so nützlich für uns.«
    »Ich dachte mir schon, daß du ihn nicht wegen seiner unwiderstehlichen Ausstrahlung ins Gespräch gebracht hast«, meinte Alec mürrisch.

 
19
Tym
     
     
    »Woher weißt du, daß er überhaupt kommt?« fragte Alec, als sie am nächsten Abend in den verlassenen Raum über der namenlosen Kneipe in der Unterstadt hinaufstiegen.
    »Er kommt.« Angewidert betrachtete Seregil den speckigen Tisch, dann setzte er sich auf einen der Stühle daneben. »Wahrscheinlich ist er schon irgendwo hier in der Nähe.«
    Es war leicht gewesen, mit dem Dieb Verbindung aufzunehmen. Gleich den Wurzeln eines Baumes durchzog ein heimliches Netzwerk die untersten Schichten der Stadt; für gewöhnlich reichten eine Münze in die richtige Hand und ein Wort in das richtige Ohr.
    Kaum war Seregil verstummt, da hörten sie auch schon leise Schritte auf der Treppe hinter ihnen. Tym blieb an der Tür stehen und ließ den Blick argwöhnisch durch den Raum wandern. Dann nickte er Seregil respektvoll zu und schlenderte herein.
    Alec musterte den Dieb mit sorgfältig verhohlener Abneigung. Das letzte Mal hatte Alec ihn an jenem Tag mit Micum und Beka außerhalb der Stadt gesehen. Voll des überheblichen Vertrauens in seine neuen Fähigkeiten hatte Alec ihn inmitten einer Menschenmenge überrascht und gehofft, er könnte ihm heimzahlen, daß er ihm dereinst den Geldbeutel abgeschnitten hatte. Statt dessen hätte Tym ihn um ein Haar mit dem Messer aufgeschlitzt.
    Der Dieb präsentierte sich unverändert dünn und schmuddelig und strahlte gierige Überheblichkeit aus. Er wuchtete ein Bein auf die Bank gegenüber Seregil und bedachte Alec mit einem langen, abwägenden Grinsen.
    »Immer noch bei ihm, wie? Muß dir wohl gefallen.«
    Ungerührt hielt Alec dem Blick stand.
    Schnaubend ließ Tym ein kurzes, freudloses Lachen vernehmen, dann wandte er die Aufmerksamkeit Seregil zu. »Du hast nach mir gefragt?«
    Seregil legte eine Faust auf den Tisch und öffnete sie, so daß eine dicke Silberhalbmark zum Vorschein kam.
    »Irgendwelche schrägen Vögel in der Stadt?« fragte er, wobei er sich des unter Gaunern gebräuchlichen Ausdrucks für Spione bediente.
    Abermals gab Tym dieses rauhe, gräßliche Schnauben von sich.
    »Was glaubst du denn?«
    Blitzschnell schloß Seregil die Hand um die Münze und öffnete sie abermals. Eine zweite Münze glitzerte auf seiner Handfläche. »Arbeitest du für einen von ihnen?«
    Tym starrte auf die Münzen; dabei glätteten fast nachdenkliche Züge vorübergehend das schmale Gesicht. »Meinst du, ich würd’s dir sagen, wenn’s so wär?«
    Seregils Hand schloß und öffnete sich. Vier Münzen.
    Alec musterte Tyms Miene. Die Maske der Gelassenheit blieb unverändert.
    »Könnte sein«, versuchte Tym vorsichtig.
    Zu. Auf. Keine Münzen.
    Das zeigte Wirkung. Tym setzte sich aufrecht hin und wirkte dabei wie jemand, der den Bogen einen Hauch überspannt hat.
    »Scheißkerl! Nein, ich arbeite für niemanden, andere vielleicht schon.«
    Wiederum öffnete Seregil die Hand. Vier Münzen.
    »Ratten-Tom hat urplötzlich ’nen Einbruchsauftrag bekommen, wollte aber nicht sagen, von wem«, vertraute Tym ihm bereitwillig, verschlagen an.
    »Wo ist Ratten-Tom jetzt?«
    Tym zuckte mit den Schultern. »Vor zwei Wochen hat man ihn tot in einer Seitengasse gefunden, mit aufgeschlitzter Kehle.«
    »Wer sonst noch?«
    »Der Schnelle Mickle behauptet, er hätte in der Helmstraße Dokumente geklaut.«
    »Aus welchem Haus?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wo finde ich den Schnellen Mickle?«
    Abermals zuckte Tym mit den Schultern. »Hab’ ihn schon ’ne ganze Weile nicht mehr gesehen.«
    Seregil seufzte angewidert, ließ die Münzen verschwinden, stand auf und bedeutete Alec, ihm zu folgen. »Komm. Hier erfahren wir ja doch nichts.«
    »Es kursieren Gerüchte«, fügte Tym hastig hinzu.
    Seregil, der sich bereits auf halbem Wege zur Tür befand, drehte sich um und runzelte ungeduldig die Stirn. »Was für

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