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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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die Lippen zu einer argwöhnischen Linie. »Paß auf, daß kein ›sonst etwas‹ aufspringt und dir in den Hintern beißt, während du nicht auf der Hut bist.«
    »Werd’ mir Mühe geben.«
    Draußen hatte sich der Schneeregen in gewöhnlichen Regen verwandelt. Seregil zog die Kapuze des mehrfach geflickten Umhangs über den Hut und rannte über das glitschige Kopfsteinpflaster zum Stall, wo Rhiri seine neue Stute bereits gesattelt und vorbereitet hatte. Seregil warf dem Burschen eine halbe Goldmark zu, schwang sich in den Sattel und brach im Galopp zum Orëska-Haus auf.

 
3
Steinhörner
     
     
    Es war bereits späterer Nachmittag, als Nysander die Vorbereitungen für den Ortswechselzauber abschloß.
    »Bist du bereit, Seregil?« fragte er endlich und schaute von dem aufwendigen Muster auf, das er mit Kreide auf den Boden der Zauberkammer gemalt hatte.
    »Einigermaßen, aber besser wird es ohnehin nicht«, erwiderte Seregil, der in den dicken Schaffellen bereits schwitzte. Er trug den Rucksack, die Schneeschuhe und den Stock in die Mitte des Symbols und stapelte dort alles auf den Boden.
    »Die hier sollten deiner Rolle als Zauberer Glaubwürdigkeit verleihen.« Nysander hielt ein halbes Dutzend kurzer Weidenruten hoch, allesamt mit Symbolen bemalt. »Wenn du sie brichst, läßt jede Rute ein anderes Geschenk für deine Gastgeber erscheinen. Aber die lange mit dem roten Band mußt du unbedingt getrennt von den anderen aufbewahren. Sie enthält den Ortswechselzauber, der dich zurückbringen wird.«
    Seregil verstaute die rote Rute behutsam in einer Gürteltasche, dann steckte er die anderen in den weißen Aurënfaie-Kittel, den er unter dem schweren Umhang trug.
    »Aber die allerwichtigsten Dinge sind die hier«, fuhr der Magier fort und trat an einen in der Nähe stehenden Tisch. Darauf befand sich eine zwei mal zwei Fuß große Holzschatulle mit einem ledernen Schultergurt und einem robusten Verschluß. Sie war mit Blattsilber verziert, in das magische Zeichen graviert waren, und enthielt zwei in Schaffell gewickelte Flaschen.
    Seregil runzelte die Stirn. »Was, wenn diese Krone – oder wonach auch immer ich tatsächlich suche – zu groß ist, um da reinzupassen?«
    »Dann tu, was du kannst und komm sofort zu mir zurück.«
    Seregil hob die Flaschen heraus. Beide waren schwer, und auf den Wachssiegeln, die beide Korken bedeckten, prangten weitere Symbole.
    »Und die hier?«
    »Schütte den Inhalt rings um die Krone aus und male die Zeichen der Vier in den Kreis. Das sollte alle Schutzmagie abschwächen, mit der sie gesichert ist.«
    Ein gräßliches Gefühl der Unsicherheit regte sich in Seregils Magengrube. »Sollte?«
    Nysander wickelte die Flaschen wieder sorgfältig in die Schaffelle, legte sie zurück und verschloß die Schatulle. »Die Magie der Scheibe hast du ohne jede Hilfe überlebt. Das sollte reichen.«
    »Ah, verstehe.« Seregil bedachte seinen Freund mit einem zweifelnden Blick. »Du glaubst also, daß mich derselbe innere Makel, der verhinderte, daß aus mir ein Zauberer wurde, auch vor Magie schützt?«
    »Scheint so. Ich wünschte nur, ich könnte dir das Elend eines Ortswechselzaubers ersparen. Wenn man die Entfernung diesmal bedenkt …«
    »Bringen wir es einfach hinter uns«, unterbrach ihn Seregil und belud sich, so gut er konnte, mit der Ausrüstung. »Die Ashek-Berge liegen zwar so weit im Westen, daß ich noch ein paar Stunden Tageslicht haben sollte, aber ich will mein Glück nicht auf die Probe stellen.«
    »Na schön. Ich habe eine Fernsichtung vorgenommen, somit sollte es mir gelingen, dich höchstens ein paar Meilen von einem Dorf entfernt hinauszulassen. Es ist sicherer, dich auf dem Gletscher selbst abzusetzen, als das Wagnis einzugehen, die scharfkantigen Felsnasen am Rand zu treffen.«
    »Das ist nun wirklich sehr tröstlich. Vielen Dank.«
    Nysander schenkte Seregils süßsaurer Bemerkung keine Beachtung, legte die Fingerspitzen vor dem Gesicht aneinander und begann mit dem Zauber. Nach einer Weile entstand in dem Käfig, den seine Finger bildeten, ein schwarzer Fleck. Indem der Magier die Hände langsam ausbreitete, vergrößerte er ihn immer mehr, bis er gleich einem dunklen Spiegel zwischen ihnen schwebte. Mit flauem Magen starrte Seregil kurz hinein, dann umfaßte er die Schneeschuhe fester, holte entschlossen Luft, machte die Augen zu und schritt hinein.
    Das wirbelnde Schwindelgefühl, daß ihn überfiel, war schlimmer, als er befürchtet hatte. Für die meisten

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