Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
lag er deutlich sichtbar kaum fünf Fuß von ihm entfernt.
    Einen schrecklichen Augenblick war Alec überzeugt, die Wachen hätten ihn ebenfalls erblickt und jemand würde ihm diesen Hoffnungsschimmer wegschnappen, sollte er noch einmal hinschauen. Vielleicht hatte Mardus selbst ihn dort hingelegt, als letzte, grausame Prüfung.
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    Wieder stieß ihn die Wache, diesmal gröber. Alec gab vor zu stolpern und stürzte mit dem Gesicht voraus zu Boden.
    Der Junge landete hart, aber als er die Augen aufschlug, befand der Nagel sich kaum einen Zoll von seiner Nase entfernt. Er wand sich, als bemühte er sich, auf die Beine zu kommen, rollte sich rasch über den Nagel, packte ihn mit Lippen und Zähnen und hatte ihn sicher in der Wange versteckt, als die Wachen ihn auf die Füße stellten.
    So einfach war das.
     
    »Was ist denn da unten für ein Wirbel«, fragte Beka und gesellte sich zu den Kundschaftern auf der Hügelkuppe, von der aus man das Lager der Plenimaraner überblicken konnte.
    Seit Beka und ihre Reiter der plenimaranischen Kolonne folgten, war sie unbeirrt nach Norden gezogen. Nach drei Tagen hatte der Troß an diesem trostlosen Landstrich vor dem Inneren Meer Halt gemacht. Beka und ihre Leute blieben in sicherer Entfernung und verwendeten für nähere Aufklärungsritte ihre plenimaranischen Pferde, um ihre Anwesenheit nicht durch skalanische Hufabdrücke zu verraten.
    Zwei Tage hatten sich die Plenimaraner ohne ersichtlichen Grund hier aufgehalten. Kurz vor Sonnenuntergang jedoch war ein plenimaranisches Kriegsschiff aus westlicher Richtung herangesegelt und hatte Anker geworfen.
    »Sieht aus, als käme jemand vom Schiff an Land«, meinte Rhylin und spähte mit zusammengekniffenen Augen in das letzte Licht der untergehenden Sonne. »Aber was das Jubelgeschrei soll, weiß ich auch nicht. Die brüllen alle und schwenken Fackeln.«
    »Vielleicht ist es das«, flüsterte Kallas plötzlich und deutete zum Himmel.
    Als die anderen emporblickten, sahen sie am östlichen Horizont langsam einen feurigen Lichtschweif über den Himmel ziehen.
    »Der Schöpfer sei gnädig, ein Unglücksstern!« murmelte Jareel und schlug ein Schutzzeichen.
    »Also, wenn das kein Omen ist, weiß ich auch nicht«, brummte Rhylin und tat es Jareel gleich. »Wenn die da unten deswegen jubeln, dann gefällt mir das ganz und gar nicht.«
    Beka hatte noch nie einen Kometen gesehen, dennoch vermittelte ihr der Anblick ein seltsames Gefühl des Erkennens, ähnlich dem, das sie ein paar Nächte zuvor erfahren hatte, als sie zum ersten Mal das Rauschen der Brandung hörte.
    Diesmal schien das Gefühl stärker, beunruhigender und begleitet von dem verschwommenen Eindruck, daß alles seine Richtigkeit hatte.
    »Leutnant?« Beka wandte sich um und stellte fest, daß die anderen sie im schwindenden Licht mit ernsten Mienen musterten.
    »Konntet ihr an dem Schiff irgendwelche Insignien erkennen?« erkundigte sie sich.
    »Es ist ohne Flaggen gesegelt«, antwortete Rhylin. »Außerdem wurde keine Fracht an Land befördert, nur Leute. Was tun wir jetzt?«
    »Wir könnten ja runtergehen und uns die Sache näher ansehen, sobald es dunkel wird«, schlug Steb hoffnungsvoll vor.
    »Nach Art der Urgazhi, schnell rein, schnell wieder raus«, ergänzte Rhylin und leistete Steb Schützenhilfe.
    Beka überdachte sorgfältig ihre begrenzten Möglichkeiten, ehe sie antwortete. Sie teilte die allgemeine Niedergeschlagenheit ihrer Reiter und wußte nur allzugut, wie sehr sie sich danach sehnten, irgend etwas zu unternehmen. In den Tagen, seit sie der Kolonne folgten, hatten sie in der Horde der Gefangenen des öfteren Gilly und Mirn erspäht, die sich unter dem Gewicht der über ihre Schulter genagelten Planken voranschleppten. Letzten Endes aber lief es immer noch darauf hinaus, daß sie zu vierzehnt einer hundert oder mehr Mann starken Truppe gegenüberstanden.
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Noch nicht. Wenn sie morgen nicht weiterziehen, denke ich noch einmal darüber nach; ich kann es mir einfach nicht leisten, noch mehr von euch zu verlieren. Vorerst üben wir uns in Geduld, und falls sie morgen nach Norden weitermarschieren, folgen wir ihnen.«
    Steb wandte sich wütend ab, einige andere stöhnten auf.
    »Mit dem Schiff wird wohl keiner weiterfahren!« rief Rhylin aus und deutete abermals auf das Meer hinaus.
    Das vor Anker liegende Schiff brannte. Verblüfft beobachteten sie, wie die Takelung Feuer fing und

Weitere Kostenlose Bücher