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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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die Flammen sich auf die Segel ausbreiteten.
    »Bei Bilairy, sie versenken es!« keuchte Jareel. »Kein Feuer greift so schnell um sich, es sei denn, jemand will es so. Was, um alles in der Welt, haben die bloß vor?«
    Beka setzte sich mit überkreuzten Beinen ins Gras und betrachtete den auf dem Wasser flackernden Widerschein der Flammen. »Ich schätze, wir müssen ihnen auf den Fersen bleiben, bis wir es herausfinden.«
     
    Am folgenden Morgen weckten die Wachen Alec im Morgengrauen und führten ihn zu einem Eisenkäfig, der auf der Ladefläche eines kleinen Karrens angebracht war, wie ihn Wanderschausteller für ihre gezähmten Tiere verwendeten. Eine dicke Matratze bedeckte den Boden des Käfigs, eine Segeltuchplane den Oberteil, aber er roch noch leicht nach den früheren Insassen.
    Thero befand sich bereits darin und hockte mit untergeschlagenen Beinen in der hintersten Ecke. Ebenso wie Alec hatte man ihm die Fesseln abgenommen und ihm den Kittel und den Umhang gelassen.
    »Was für ein räudiges Paar Bärenjungen«, spottete Ashnazai, der hinter Alec an den Gitterstäben auftauchte.
    Hastig krabbelte der Junge von ihm weg, wenngleich er eigentlich nirgends hin konnte; der Käfig maß höchstens zehn Fuß in jede Richtung.
    »Nun, da wir gelandet sind, ist Lord Mardus sehr beschäftigt, deshalb werde ich mich von jetzt an um euch kümmern«, fuhr der Totenbeschwörer fort.
    Er legte die Hände um zwei der Stäbe, und Alec sah blaue Funken über das Eisen tänzeln, als hätte ein Blitz in den Käfig eingeschlagen. Erschrocken sprang er auf, woraufhin Ashnazai sein dünnes, widerliches Lächeln zur Schau stellte. Im hellen Licht der Morgensonne wirkte seine Haut feucht und ungesund, wie das Fleisch eines Giftpilzes.
    »Hab keine Angst, Alec. Meine Magie wird dich nicht verletzen. Nicht, solange du nicht zu fliehen versuchst. Und natürlich bist du viel zu klug, um so etwas Närrisches zu wagen.« Nach wie vor lächelnd, stapfte er davon. Der seewärtige Wind zerrte an seiner staubigen, braunen Robe und ließ ihn wie eine Vogelscheuche im Winter aussehen.
    Lodernder Haß pulsierte durch Alecs Adern. Nie zuvor in seinem Leben hatte er sich so inbrünstig gewünscht, einen Mann zu töten. Nachdem Ashnazai hinter einer Zeltreihe außer Sicht geraten war, wandte Alec die Aufmerksamkeit dem Lager rings um sich zu.
    Die Ladefläche des Karrens bot eine gute Aussicht. Von hier oben aus konnte er die kleinen, weißen Zelte der Soldaten und die dahinter angebundenen Pferde sehen. Die Kolonne, die sie an der Küste erwartet hatte, bestand aus mindestens fünfzig Reitern und einem Haufen Menschen, die keine Uniformen trugen und nach Gefangenen aussahen, obschon sie sich zu weit entfernt befanden, um ganz sicher zu sein. Sie hatten unter freiem Himmel und den wachsamen Augen mehrerer Schwertkämpfer und Bogenschützen geschlafen. Mardus selbst hatte wenigstens zwanzig Mann dabei, wodurch sich zusammen eine beachtliche Streitmacht ergab, allesamt in den schwarzen Uniformen der Marinesoldaten. Von der anderen Seite des Käfigs aus erblickte er die rauchenden Überreste der Kormados, die gleich dem Gerippe eines scheußlichen Meeresungeheuers in den Untiefen lagen. Was ist nur aus der Besatzung geworden? fragte er sich. Sogar die Beiboote hatten sie verbrannt.
    Die beiden Soldaten, die ihm wenig später Frühstück brachten, erkannte er nicht. Er sprach sie an, in der Hoffnung, sie verstünden ein wenig Skalanisch. Sofern dem so war, ließen sie es sich nicht anmerken. Statt dessen warfen sie ihm einen verächtlichen Blick zu, sagten etwas zueinander, spuckten auf den Boden und schlenderten ein paar Schritte davon, um sich zu den anderen Soldaten zu gesellen, die für Alecs Bewachung abgestellt waren. Eigentlich hatte Alec nichts anderes erwartet. Er setzte sich neben Thero und drückte dem jungen Zauberer ein Stück Brot in die Hand. Als Thero reglos verharrte, sagte der Junge: »Iß.«
    Sogleich hob Thero das Brot an den Mund und biß hinein. Krumen bröckelten in seinen Bart, während er langsam kaute und schluckte. Alec wischte sie weg und reichte ihm einen Becher Wasser.
    »Trink«, befahl er niedergeschlagen.
     
    Gegen Mittag formierte sich die Kolonne und brach auf, um entlang der Küste gen Norden zu ziehen. Die nordwestliche Küste Plenimars erwies sich als wilde, zerklüftete Gegend. Der Pfad, dem sie folgten, wand sich durch Sümpfe, über Weiden und durch Kiefern- und Eichenwälder, ständig im Schatten der

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