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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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säubern.
    »In den Felsen da oben gibt es sicher haufenweise gute Aussichtspunkte, aber ich möchte wetten, daß sie dort Wachen postieren«, flüsterte Alec.
    »Uns fällt schon noch etwas ein. Beshar wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach da oben aufhalten, hinter den Pfosten. Such nach einer Stelle, von der aus du sie gut ins Visier nehmen kannst.«
    »Sei unbesorgt, ich treffe diese Schlampe.«
    Verblüfft sah Seregil seinen Freund an und erblickte in den Zügen des Jungen eine bislang nie gekannte Härte.
    Bald kamen weitere Männer vom Lager herauf. Seregil und Alec liefen zurück zu der Kiefer und stellten fest, daß Micum bereits vor ihnen zurückgekehrt war. Als sie ankamen, hob er den Finger an die Lippen und deutete auf Nysander, der in der Mitte eines Kreises weißer, sprühender Funken kniete. Innerhalb des Runds hatte er die Kiefernnadeln entfernt und ein verschlungenes Muster mannigfaltiger Symbole in die feste Erde darunter geritzt.
    Mit halb geschlossenen Augen wob Nysander geräuschlos leuchtende Zeichen in die Luft. Er hatte sich bis auf die Hose ausgezogen und Arme, Brust und Antlitz mit blauer Tinte bemalt. Ein waagerechter Streifen schwarzer Farbe quer über die Augen verlieh ihm ein ungewohnt barbarisches Aussehen. Vor ihm lagen in einem Gewirr aus Schalen, Stäben und Schriftrollen Alecs Bogen und Köcher.
    Alec und Seregil zögerten am Rand des Lichtkreises, doch Nysander bedeutete ihnen allen einzutreten. Als sie sich darin befanden, stieg ihnen der Geruch von Magie in die Nasen, der sich mit dem Duft der Kiefer vermischte, gleich dem schwachen, dennoch unverkennbaren Aroma, das in einem Schrank zurückbleibt, in dem einst Gewürze gelagert hatten.
    »Die Sonnenfinsternis steht kurz bevor«, erklärte Nysander und ergriff einen Pinsel sowie eine Schale schwarzer Farbe. »Dieser Streifen über die Augen wird ihre Blendwirkung verhindern, auch wenn sie voll einsetzt. Sofern die Plenimaraner nicht dieselben Vorsichtsmaßnahmen treffen, könnte sich das als Vorteil für uns erweisen.«
    Nysander malte jedem einen dicken Streifen ins Gesicht, dann stellte er die Schale beiseite. »Und jetzt reicht mir bitte eure Waffen.«
    Mit einigen Pigmentfarben pinselte Nysander auf jede Klinge ein paar kleine, magische Zeichen. Die längste Beschwörungsformel erhielt Seregils Schwert, das er vom Heft bis zur Spitze mit einer Reihe winziger Symbole versah, die aufleuchteten und verschwanden, sobald sie fertig waren.
    »Was ist denn all das?« fragte Micum.
    »Nur ein wenig notwendige Zauberei. Der Dyrmagnos ist nicht der einzige mit Schutzmagie. Kniet euch dicht zu mir und streckt die Hände aus.«
    Nysander versammelte sie zu einem kleinen Rund, dann bemalte er ihre Handflächen mit konzentrischen Kreisen aus schwarzer, roter, brauner und blauer Farbe und wies sie an, die erhobenen Handflächen auf jene ihrer beiden Sitznachbarn zu pressen. Seregil hockte zur Rechten des Magiers, Alec zur Linken, Micum schloß die Kette.
    In dem Augenblick, als der Kreis der Hände vervollständigt wurde, erfaßte sie ein plötzliche, kribbelnde Wärme, die ihnen die Härchen an den Armen aufrichtete und ihnen Tränen in die Augen trieb. Ein gemeinsamer Schauder durchlief sie, als das Gefühl anschwoll und wieder verebbte.
    Nysander war der erste, der die Hände wieder sinken ließ. »Es ist vollbracht.«
    Die Farbe war verschwunden. Statt dessen prangte auf jeder Handfläche ein verschlungenes Muster aus Rot und Gold.
    »Das große Sinnbild von Aura«, murmelte Seregil und berührte seine linke Handfläche.
    »Was ist das, eine Art Schutz?« wollte Alec wissen.
    »Es wird euch nicht davor bewahren, verwundet zu werden. Es beschützt eure Seele«, erklärte Nysander. »Sollte einer von uns heute getötet werden, wird uns der Verzehrer des Todes nicht bekommen. Das Zeichen selbst wird bald zur Unkenntlichkeit verblassen, der Schutz aber ist von Dauer.«
    Seregil betrachtete seine Hände mit einem freudlosen, schiefen Grinsen. »Na, dann haben wir ja schon eine Sorge weniger.«
     
    Im selben Augenblick, weniger als zwei Meilen nördlich, erschauderte Beka Cavish plötzlich, als ein jähes Kribbeln sie durchzuckte, während sie mit den anderen ihr Pferd anband.
    »Alles in Ordnung, Leutnant?« fragte Rhylin, der mit ihr unterwegs gewesen war, um das plenimaranische Lager auszukundschaften.
    »Da muß wohl eine Schlange über meinen Schatten gekrochen sein.« Das seltsame Gefühl verpuffte so schnell, wie es gekommen war,

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