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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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kon Seriami. Y’ka Vatharna prak’ot!«
    Ein schimmerndes, unnatürliches Feuer züngelte über die Kadaverhaufen. Die versammelten Soldaten brachen bei dem Anblick in Jubel aus.
    Mittlerweile glich die Sonne nur noch einer schmalen Sichel am bleigrauen und purpurnen Himmel. Darunter prangte der lange Schweif des Kometen wie ein böses, zusammengekniffenes Auge. Schatten verschwammen und verblaßten in dem düsteren Licht und verliehen der Umgebung eine merkwürdige Plattheit. Die Vögel, die seit dem Morgengrauen munter gezwitschert hatten, verstummten allmählich, abgesehen von ein paar Tauben, die gelegentlich verwirrt gurrten und einem einsamen Raben, der sein heiseres Krächzen vernehmen ließ.
    Wasser spülte in die Rillen und ergoß sich in das Felsbecken. Mardus gab den Wachen ein Zeichen, die bei den Gefangenen ausharrten. Zehn völlig verängstigte Männer wurden herbeigeschleift, ausgezogen und an die Pfähle gefesselt. Während Irtuk Beshar hinter Mardus einen tonlosen Sprechgesang anstimmte, schlitzte er ihnen in rascher Folge die Kehlen auf. Diese ersten Opfer starben schnell; ihr Blut strömte an ihnen hinab und befleckte das in das Becken flutende Wasser.
    Als die Sonne nur noch einem schmalen Rand glich, ertönte plötzlich von allen Seiten ein rauhes Kreischen. Ein gewaltiger Rabenschwarm tauchte aus der Düsternis ringsum auf; unter mißtönendem Krächzen ließen sich die Vögel gleich einer Wolke schwarzer Schwingen auf den Bäumen, den Riffs und den Pfählen nieder. Im selben Augenblick schwärmten Krabben jeder Größe und Farbe aus dem Wasser hervor. Sie krochen über die Felsen hinauf, verteilten sich hastig über die Tierkadaver und die Leichen und begannen, sich gierig daran zu laben.
    Schreie des Entsetzens gellten von den verbliebenen Gefangenen. Tildus brüllte Befehle, woraufhin die Lichterträger ihre Fackeln an dem Kohlenbecken anzündeten. Unvermittelt nahm die gräßliche Szene einen schärferen Kontrast an.
     
    Niemand, nicht einmal der Dyrmagnos, bemerkte, wie die drei am nördlichen Vorhügel postierten Wachen rückwärts außer Sicht gerissen wurden. Jedwedes Geräusch, daß sie verursachten, ging im allgemeinen Tumult unter.
    Aasfresser. Verzehrer der Toten, dachte Seregil, als Alec, Micum und er die Männer, die sie soeben getötet hatten, in das Unterholz hinter ihnen schleiften. Die schwarzen Streifen in den Gesichtern verliehen ihnen ein tödliches, wildes Aussehen, als sie flach auf dem Bauch zurück zum Rand des Aussichtspunktes robbten, an dem Nysander Wache hielt.
    Der Mond verdunkelte den letzten noch sichtbaren Rest der Sonne, und ein wabernder Feuerkranz erstrahlte um ihn herum. Von Licht umrahmt, gleich einem bösen, funkelnden Auge, hing die schwarze Scheibe am Himmel. Unmittelbar darunter zeichnete sich der lodernde Schweif des Unglückssternes ab.
    Mit jedem Wogen der Brandung strömte mehr Wasser in das Steinbecken zu Irtuk Beshars Füßen.
    Die toten Männer wurden von den Pfählen abgeschnitten und auf den Haufen dampfender Gedärme geworfen. An ihrer Stelle wurden zehn Frauen festgebunden; abermals blitzte Mardus’ Messer auf und ließ ihre Schreie verstummen.
    Seregil zuckte zusammen. Es war gräßlich, nur zu beobachten und nichts zu unternehmen. Neben ihm umklammerte Alec mit schreckensgeweiteten Augen krampfhaft seinen Bogen.
    »Wie können wir nur hier herumliegen und dabei zuschauen, wie sie sterben?« zischte er.
    Nysander kauerte an Alecs anderer Seite, und Seregil sah, wie er die Hand auf den Arm des Jungen legte. »Denk daran, wie viele sterben werden, wenn wir versagen«, mahnte ihn der Zauberer. »Sei stark, mein lieber Junge. Laß dich nicht ablenken.«
    Irtuk Beshar streckte die Arme gen Himmel und setzte neuerlich zu ihrem Sprechgesang an; laut übertönte ihre brüchige Stimme das Tosen der See. Weitere Opfer wurden zum Beckenrand geschleift und von Soldaten mit Schwertern enthauptet. Danach hielten sie die Körper vornübergebeugt, damit das aus den durchtrennten Hälsen pulsierende Blut ins Wasser strömen konnte.
    Mardus öffnete die Truhe und nahm die Kristallkrone heraus. Er reichte sie Beshar, die sie einen Augenblick gen Himmel hob und dann in das wirbelnde Wasser des Beckens warf. Als nächstes folgte ein schlichter Eisenreif, anschließend die grobe Tonschale.
    »Es ist fast soweit«, flüsterte Nysander.
    Seregil berührte Alecs Arm. »Ziel gut, talí.«
    Alec hob einen weiß befiederten Pfeil an die Lippen. »Mach ich, talí«,

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