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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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abgesehen von einem leichten Jucken an den behandschuhten Händen. Sie beugte und streckte sie und ging hinüber zu Braknil, der mit dem Rest der Truppe im Schatten einer Schlucht wartete.
    Sie hatten Vorbereitungen zu treffen.
     
    Eine Stunde vor Mittag verdunkelte sich ein winziger, sichelförmiger Abschnitt am unteren Rand der Sonne.
    »Es geht los«, flüsterte Seregil, der mit Micum in einem Dickicht oberhalb des Tempels kauerte.
    Das trockene Becken nahe der Spitze der Bucht war von sämtlichem Schmutz befreit und mit weißen Symbolen bemalt worden, die weder Micum noch er je zuvor gesehen hatten. Weitere Zeichen prangten zwischen jedem der vierzehn Pfähle, die im Felsboden aufgestellt worden waren, und ein großes Rechteck begrenzte das Gelände.
    Die Ritualopfer hockten unter strenger Bewachung auf den Steinen oberhalb des Beckens. Ein wenig abseits stand Thero zwischen zwei von Tildus’ Männern. Er trug die Roben eines Zauberers, doch unter den weiten Ärmeln erhaschte Seregil an Theros Handgelenken einen Blick auf Metall.
    »Tja, er lebt also noch, aber sie haben ihn wieder unter Kontrolle.«
    »Schade«, murmelte Micum. »Schätze, wir könnten seine Hilfe brauchen, bevor das alles vorbei ist.«
    Zwanzig Soldaten hatten sich vor den Gefangenen zu Rängen formiert; vor ihren Füßen stapelten sich unangezündete Fackeln. In der Nähe stand ein glimmendes Kohlenbecken und erfüllte die Luft mit duftendem Rauch.
    Mardus saß auf dem weißen Markierungsstein und betrachtete ein Pergament. Er hatte für den Anlaß zeremonielle Prachtgewänder angelegt; unter dem wallenden schwarzen Umhang funkelten auf dem polierten Brustharnisch und Halskragen Goldverzierungen.
    Seregil und Micum beobachteten, wie der Dyrmagnos aus den Bäumen hervortrat, und das schwindende Licht der Sonne brachte die Juwelen am Schleier und am Kleid der Frau zum Glitzern.
    »Was für ein hübsches Paar.« Abermals schaute Micum zur Sonne empor. »Nysander meinte, die Sonnenfinsternis würde etwa eine Stunde dauern. Sieht so aus, als hättest du recht damit, daß sie mit der Flut zusammenfällt. Das Wasser ist bereits so hoch wie gestern und steigt immer noch an.«
    »Dann mal los, es ist an der Zeit zuzuschlagen.«
     
    Irtuk Beshar legte Mardus eine verhutzelte Hand auf den Arm. »Die Konjunktion hat begonnen, Herr.«
    Mardus schaute von dem Dokument auf, das er gelesen hatte. »Ah ja. Tildus!«
    »Ja, Herr?« Der bärtige Hauptmann, der sich stets in der Nähe seines Meisters aufhielt, trat vor.
    »Laßt herumgeben, daß die Sonnenfinsternis eingesetzt hat, Tildus. Erinnert die Männer daran, nicht hinzusehen, besonders nicht, nachdem sie vollständig ist.«
    Zackig salutierte Tildus und stapfte davon.
    Die Flut stieg beständig zu dem Becken an, und mit ihr kam eine warme Brise auf, die den Geruch von Tang und Salz herbeitrug.
    Schon bald wird sie nach Blut riechen, dachte Mardus zufrieden.
    Nachdem all seine Männer auf Position waren, schritt er mit hinter ihm herwallendem Umhang in den Tempel hinab. Mittlerweile hatten die hereinrollenden Wellen das trockene Becken fast erreicht, und erste Schaumschwälle rannen in die schmalen Felsrillen, in denen sich die Inschriften befanden. Mardus machte einen gemächlichen Rundgang über das leicht abschüssige Becken, dann stellte er sich auf der landwärtigen Seite auf und hob die Hand. Auf den Riffs stimmten Trompeter lautes Fanfarengeschmetter an.
    Irtuk Beshar trat aus den Bäumen oberhalb des Beckens hervor. Sie ging an der Spitze eines kleinen Gefolges. Nach ihr kam der schweigsame Harid Yordun, der die geschnitzte Truhe trug, in der sich die Einzelteile des Helmes befanden. Hinter ihm führten Soldaten vier makellos weiße Färsen, denen das Symbol Dalnas auf die Stirn gemalt worden war, und vier junge, schwarze Stiere mit dem Zeichen Sakors. Als nächstes folgten große Weidenkäfige mit vier Möwen und vier braunen Eulen, die Sinnbilder Astellus’ und Illiors.
    Ehrfürchtig stellte Harid die Truhe am landwärtigen Rand des Beckens ab, danach wurden die Tiere verteilt, eines von jeder Sorte an die vier Ecken des großen Platzes.
    Bedächtig schritt Irtuk Beshar von einer Gruppe zur anderen und legte die Hände auf die Tiere, die unter ihrer Berührung tot zusammensackten und sogleich ausgenommen und zu stinkenden Haufen gestapelt wurden.
    Dann hob sie die Arme gen Himmel, warf den Kopf zurück und brüllte in der uralten Sprache der Totenbeschwörer: »Agrosh marg venu Kui gri bara

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