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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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mitgeschleift wurden, als die völlig verstörten Tiere sich losrissen und davonpreschten. Langsam lichtete sich der Nebel und enthüllte anstelle des Beckens ein klaffendes, dampfendes Loch.
    Mit lautem Siegesgebrüll kletterte Irtuk Beshar hinab und holte etwas aus dem Wasser und dem Geröll hervor. Dann richtete sie sich wieder auf, hob mit beiden Händen einen Helm über den Kopf und stieß einen Schrei unbändigen Triumphes aus.
    Der bauchige, spitz zulaufende Oberteil und der Nasenteil des Helmes bestanden aus glanzlosem Eisen, an der Stirn aber prangte ein breiter Reif aus Rotgold. In dieses Band waren acht matte, blaue Edelsteine eingelassen, darüber thronte eine schartige Krone, die sich aus acht gebogenen, schwarzen Hörnern zusammensetzte. Von der Hinterseite des Helmes hing ein schwarzer Kettenschleier, als Wangenschutz dienten zwei skelettartige Hände mit langen Klauen.
    Beshar kletterte aus dem Loch, streckte Mardus den Helm entgegen und stimmte eine Art Beschwörung an. Obwohl Alec die Sprache nicht verstand, erkannte er zwei Worte: »Seriamaius« und »Vatharna«.
    Alec spannte die Bogensehne an sein Ohr.
    Bevor er den Pfeil jedoch abfeuern konnte, brach im südlich gelegenen Wald Geschrei los.
    Alle Augen wirbelten in Richtung des Lagers herum und erblickten über den Baumwipfeln den hellen Schein eines Feuers.
    Mardus zog das Schwert und brüllte einen Befehl, woraufhin die Hälfte der Wachen losstürmte, um sich des Zwischenfalls anzunehmen. Irtuk Beshar, die immer noch den Helm hielt, schnatterte aufgeregt auf den Herzog ein.
    Das Geschehen nahm eine traumähnliche, unwirkliche Langsamkeit an, als Alec aufstand und neuerlich auf den Dyrmagnos anlegte. Geisterhafte Gestalten tauchten zwischen ihm und seinem Opfer auf, umschwirrten ihn, zerrten an ihm, doch er schenkte ihnen keine Beachtung und konzentrierte sich auf den Schuß.
    Ziel gut, talí.
    »Aura Elustri málreil«, flüsterte er.
    Der schwarze Bogen erzitterte wie ein lebendiges Wesen in seinen Händen, als er ihn spannte und dem Radly alle Kraft abrang, die ihm innewohnte. Als der Pfeilansatz sich auf Höhe seines Ohres befand, ließ er die Sehne los. Im Flug ritzte die Befiederung Alecs Wange auf und trug einen Tropfen seines Blutes mit sich davon.
    Der Pfeil sauste zielsicherer und gerader davon, als jeder andere, den Alec je abgefeuert hatte und verursachte ein Geräusch, das an das plötzliche Krachen eines sommerlichen Donnerschlages erinnerte, als er Irtuk Beshar knapp unterhalb der Kehle in die Brust traf. Die Wucht des Einschlags wirbelte sie gleich einer zerbrochenen Puppe herum. Der Helm fiel ihr aus den Händen und kullerte zurück in das zersprengte Becken.
    »Und jetzt bist du dran, du Mistkerl!« gellte Alec und zielte auf den völlig überraschten Mardus.
    Doch just in diesem Augenblick schwirrte ein Pfeil an seinem Kopf vorbei und verdarb den Schuß. Ein weiterer Schaft zischte an ihm vorüber, und er sprang in Deckung, als unten ein Chaos ausbrach. Den Bogen fest umklammert, kroch er an den Rand des Felsvorsprungs, um nachzusehen, was vor sich ging.
    Aus allen Richtungen hagelte es Pfeile, die meisten aber trafen Plenimaraner. Im unsteten Licht der zu Boden gefallenen Fackeln konnte Alec auf der Anhöhe gegenüber seiner Deckung eine kleine Gruppe Bogenschützen sehen, die auf die deckungslosen Männer auf dem Tempelgelände hinabfeuerten. Inmitten des Gewimmels erblickte er Seregil und Micum, die mit gezogenen Schwertern über die Felsen hinabstürmten und auf den verwundeten Dyrmagnos zupreschten.
    Mardus war nirgends zu sehen, deshalb wandte Alec die Aufmerksamkeit den Soldaten zu und erschoß zwei in rascher Folge, bevor ihn kurzzeitig ein greller Lichtblitz blendete, der zwischen den Gefangenen aufloderte.
    Als sein Sehvermögen wiederkehrte, sah er über den rauchenden Leichen einiger Soldaten Thero stehen, der jedoch anscheinend die bewaffneten Männer nicht bemerkte, die von hinten auf ihn zurannten.
    Irtuk Beshars Verletzung mußte ihre Macht über den jungen Magier geschwächt haben, vermutete Alec. »Paß auf«, flüsterte er und feuerte einen rot befiederten Pfeil auf die Wache hinter ihm ab. Der Mann fiel, und Thero ging im Gewirr der Gefangenen unter, die aufsprangen, um zu flüchten oder zu kämpfen.
     
    »Er hat sie mit dem ersten Schuß erwischt!« rief Seregil leise aus, während er von den Riffs aus beobachtete, wie Irtuk Beshar jäh herumwirbelte und den Schaft umklammerte, der aus ihrer Brust ragte.

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