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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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rötlicher Schimmer in jede der Kristallspitzen.
    O ja! dachte er. Wie wunderschön!
    Die Spitzen erwiesen sich als scharf. Sie gruben sich in Seregils Handflächen, als er sie umfaßte. Immer mehr Blut rann hinab, und der Kristall leuchtete in einem zunehmend dunklen Rot.
    Doch nun mischte sich aus der Ferne eine andere Stimme in den Gesang, rauh und mißtönend.
    Nichts, summten die Stimmen. Es ist nichts. Hier gibt es nur unsere Musik. Komm zu uns, o Holder, stimm ein in unser Lied, das einzige Lied. Für den Wundersamen, den Verzehrer des Todes …
    Seregil empfand diesen häßlichen, neuen Ton als störend.
    Doch als er den Kopf neigte und dieser rauhen Stimme angestrengt lauschte, stellte er fest, daß auch sie vertraut wirkte.
    Es war ihm schon fast gelungen, sie ganz auszusperren, als er sie urplötzlich erkannte – es war der Klang seiner eigenen, heiseren Schreie.
    Die wunderschönen Trugbilder zerbarsten, als stechende Schmerzensblitze auf der Suche nach seinem Herzen seine Arme emporschossen.
    »Aura!« rief er aus und wand die Krone mit letzter Kraft frei. »Aura Elustri málrei!«
    Mit von alptraumhaften Qualen umwölktem Blick wankte er zu der silberbeschlagenen Schatulle, warf die Krone hinein und verschloß den Riegel.
    Gleich einem Hammerschlag setzte jählings Stille ein. Seregil brach zwischen den Leichen zusammen und preßte die blutigen Hände auf die Brust. »Marös Aura Elustri chyptir«, murmelte er dankbar, als er in einen Dämmerzustand abdriftete. »Chyptir marös!«
    Der Wundersame, hatten die Stimmen gesagt. Der Verzehrer des Todes.
    Allmählich wurde ihm bewußt, daß sich ein weiteres Wesen in der Kammer befand, ein Wesen, das ein starkes Gefühl des Friedens, vermischt mit Traurigkeit in ihm auslöste.
    Dies, erkannte er, mußte der wahre Geist sein; der Geist, der diesen Ort geschaffen und bewohnt hatte, bis die Krone hier versteckt worden war. Süßsauer lächelnd, rief er sich die Geschichte der verfeindeten Geister ins Gedächtnis, die er für Turik und Shradin ersonnen hatte, als er zum ersten Mal aus der Höhle kam.
    Anscheinend hatte er unbewußt die Wahrheit gesprochen.
    »Friede sei mit dir, Geist dieses Ortes«, krächzte er auf Dravnisch. »Dein Heiligtum wird gebührend gereinigt werden.«
    Eine kurze Weile umschwirrte ihn das Wesen, linderte seinen Schmerz und seine Erschöpfung, dann war es verschwunden.
    Seregil schulterte die Schatulle und kroch schwerfällig den Tunnel zurück. Turik und Timan hielten an der Öffnung Wache, als er ins Sonnenlicht hinaustaumelte.
    Wortlos ergriff der greise Mann Seregils Arm; Tränen der Dankbarkeit glitzerten in den wäßrigen Augen.
    »Er lebt! Der Aurënfaie lebt! Bringt Verbandszeug!« rief Turik den anderen zu und betrachtete besorgt Seregils Hände.
    Der Ruf wanderte von Mund zu Mund, und schon bald hatte sich das gesamte Dorf um sie geschart.
    »Entsetzliche Geräusche sind aus der Erde gehallt, dann war plötzlich alles still«, erklärte Retak dem völlig erschöpften Seregil. »Timan sagte, du hättest den bösen Geist vertrieben, doch er wußte nicht, ob du die Tortur überlebt hattest. Erzähl uns von deinem Kampf mit dem bösen Geist!«
    Innerlich stöhnte Seregil auf. Bei Bilairy, die wollen schon wieder eine Geschichte!
    Er rappelte sich auf die Füße und hielt die Schatulle hoch. »Ich habe den bösen Geist gefangengenommen, der so viel Unheil über euch gebracht hat. Er ist hier drin eingesperrt.«
    Mit großen Augen starrten die Dravnier auf die zerschundene Holzschatulle. Sogar die Kinder wagten nicht, sich ihr zu nähern. Obwohl er sich schmutzig und ausgelaugt fühlte, gab sich Seregil alle Mühe, einen siegreichen Zauberer darzustellen, während er Wahrheit und Erfindung bestmöglich mischte.
    »Zu Lebzeiten von Timans Vorfahr kam dieses böse Wesen in euer Tal, besetzte den Hort des Geistes, nahm den wahren Geist gefangen und fiel über jene her, die sich in die Kammer wagten. Ich fand sein geheimes Versteck und habe mich ihm dort zum Kampf gestellt. Es war ein mächtiger Geist, und wie ihr sehen könnt, hat er sich heftig zur Wehr gesetzt.«
    Die Augen der Dorfbewohner wurden immer größer, als sie sich dichter um ihn drängten, um zu sehen, was für Wunden ein Geist einem Menschen beizubringen vermochte.
    »Aber mit Hilfe meiner Magie und der Macht der heiligen Aura sowie des wahren Geistes dieses Ortes habe ich ihn bezwungen und gefangengenommen. Euer Geist kam zu mir, linderte meine Wunden und bat mich,

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