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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Handschuhe waren aus feinstem, haselnußbraunem Leder, der Reitmantel wies einen dunklen Pelzsaum auf. Darunter trug er ein samtenes Oberkleid, und an der juwelenbesetzten Kokarde seiner Mütze wackelten in verwegenem Winkel lange Fasanenfedern in der Brise.
    »Na ja, wir müssen ihm seine ungeschliffene Art verzeihen«, meinte Seregil und schlang Alec einen Arm um die Schultern, als sie ins Haus gingen. »Diese Söhne nordländischer Junker sind schlecht erzogen – zuviel ehrliche Arbeit in ihrer Jugend. Wie ist der Stand der Dinge hier?«
    »Komm und sieh selbst.«
    Der große Saal wimmelte immer noch von Bediensteten. Zur Vorbereitung auf die nächtlichen Reigen wurden die Teppiche eingerollt; Duftgirlanden aus geflochtenen Getreidehalmen sowie immergrüne Gewächse schmückten die Wände. Seit Tagesanbruch strömten verführerische Düfte aus der Küche. Nach der Zeremonie würde ein zwar kaltes, aber fürstliches Festmahl aufgetragen werden.
    »Was ist mit den Leuchtstöcken?« fragte Seregil, als er sich setzte, um die Stiefel auszuziehen.
    »Die sind gestern aus dem Orëska-Haus gekommen, Herr«, teilte Runcer ihm mit, der sich in unmittelbarer Nähe bereit hielt. »Nysander í Azusthra und Lady Magyana ä Rhioni haben bestätigt, daß sie dieses Jahr wieder zur Abendunterhaltung beitragen werden.«
    »Gut. Weiß man schon etwas von den Cavishes?«
    »Sie werden heute nachmittag erwartet, Herr. Ich habe die Gästezimmer im Obergeschoß persönlich vorbereitet.«
    »Nysander hat die Cavishes eingeladen, bei ihm zu sitzen«, erklärte Alec, als sie die Treppe zu Seregils Zimmer erklommen. Wehmütig fügte er hinzu: »Ich wünschte, wir könnten auch bei ihm sitzen.«
    »Ich weiß, aber bei Kyliths Gruppe erfahren wir vermutlich wesentlich mehr. Außerdem brauchst du Übung in adeligen Manieren.«
    Seregils Schlafgemach wies zum Garten an der Rückseite der Villa hinaus. Anders als die übrigen Räume des Hauses war es in Aurënfaieischem Stil eingerichtet und wies weiße Wände anstatt Fresken auf. Auch die Möbel waren aus hellem Holz und von schlichter Machart. Im Gegensatz dazu pulsierten die Kissen, Teppiche und Vorhänge rings um das Bett förmlich vor Farben und Mustern.
    Die Fensterläden standen offen, im Marmorkamin knisterte ein heimeliges Feuer.
    »Weißt du, Runcer hat recht«, fuhr er fort, warf den Umhang über eine Kleidertruhe und trat ans Feuer. »Es ist nicht gut, wenn du in Hemdsärmeln draußen gesehen wirst. Wenn man eine Rolle spielt …«
    Alec seufzte. »Dann spielt man sie mit Leib und Seele, ich weiß, aber …«
    »Keine Entschuldigungen. Das gehört nun mal zu den Spielregeln.« Belehrend erhob Seregil einen behandschuhten Zeigefinger. »Du weißt ebensogut wie ich, daß es im Jungen Hahn keine und auch hier nur selten eine Rolle spielt, aber bei der Ausführung eines Auftrags könnte sich so etwas als tödlich erweisen! Wenn du Sir Alec spielst, mußt du Sir Alec sein. Du mußt die Rolle entweder aus tiefster Seele leben oder dich wie ein Marionettenspieler im Auge behalten und jede Bewegung bewußt lenken. Du hast doch oft genug gesehen, wie ich das mache.«
    Mißmutig starrte Alec in den verschneiten Garten hinaus. »Ja, aber ich bezweifle, ob ich jemals so gut darin werde wie du.«
    Seregil ließ ein ungeduldiges Schnauben vernehmen. »Pferdemist. Dasselbe hast du über das Schwertkämpfen behauptet, und nun schau, wie du dich gemausert hast. Außerdem bist du als Schauspieler ein Naturtalent, sofern die Rolle nicht gerade deinem halsstarrigen Stolz eines darnischen Freibauern widerstrebt. Entspann dich! Laß dich vom Augenblick treiben.«
    Unvermittelt ergriff Seregil den Arm des Jungen und wirbelte ihn in einem überschwenglichen Tanz durch das Zimmer. Alec hatte ihn nicht einmal herankommen gehört. Doch er faßte sich rasch und übernahm die Führung.
    »Aber Sir Alec ist ein halsstarriger dalnischer Freibauer«, widersprach er und lachte, während er die Schritte eines ländlichen Tanzes stapfte, den Beka und Elsbet ihm beigebracht hatten.
    »Falsch!« Boshaft grinsend, zog Seregil den Jungen in eine feierliche Pavane. »Sir Alec ist ein halsstarriger Angehöriger des niederen dalnischen Adels. Außerdem sollte Lord Seregils Gebaren allmählich ein wenig auf ihn abfärben.«
    Mit gespieltem Entsetzen lehnte Alec sich zurück. »Der Schöpfer sei gnädig, alles, nur das nicht!« Immer noch hielt er Seregils behandschuhte Hand. Mit dem Daumen spürte er eine Wölbung unter dem

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