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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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dafür Sorge zu tragen, daß sein Hort gereinigt werde, auf daß euer Volk wieder in Frieden zu ihm gehen kann. Im Augenblick liegen dort unten Leichen, Opfer des bösen Geistes. Ihr müßt euch nicht vor ihnen fürchten. Schafft sie weg und verbrennt sie, wie es sich gehört, damit ihre Seelen Ruhe finden. Dies ist kein Ort des Bösen mehr.«
    Unter den Dravniern brach ungestümer Jubel aus, als er absetzte, um der aus dem Stegreif erdachten Geschichte gedanklich zu folgen. Als wieder Ruhe einkehrte, war er bereit, sie weiterzuspinnen.
    »Sollte jemals jemand kommen und nach dem bösen Geist suchen, dann führt ihn an diesen Ort und berichtet ihm, wie Meringil, Sohn von Solun und Nycanthi, Magier aus Aurënen, den bösen Geist gefangen und für immer von hier weggebracht hat. Erinnert euch an diesen Tag und erzählt euren Kindern davon, damit auch sie sich an ihn erinnern. Laßt niemanden von euch je vergessen, daß von hier das Böse vertrieben wurde. Und jetzt muß ich gehen.«
    Die Dorfbewohner wogten auf ihn zu und flehten ihn an zu bleiben. Noch unbeglückte Jungfern begannen, vor Enttäuschung zu weinen, und eine von Ekrids Töchtern warf sich ihm schluchzend in die Arme. Sanft löste Seregil sich aus ihrer Umklammerung, sammelte seine Sachen ein und fingerte die letzte von Nysanders bemalten Ruten aus der Tasche an seinem Gürtel. Hinter dem Rücken brach er sie entzwei; furchtsam wichen die Dravnier zurück, als sich hinter ihm der schwarze Wirbel auftat. Seregil winkte ihnen zum Abschied ein letztes Mal zu und zwang sich zu einem Lächeln, als er rücklings ins Leere trat.
     
    Thero war gerade auf dem Weg nach oben, als ihn ein gedämpftes Poltern innehalten ließ. Es bestand kein Zweifel daran, woher das Geräusch stammte; sämtliche Türen entlang des gewundenen Korridors – die Schlafgemachtüren, die Gästezimmertüren – standen offen, abgesehen von einer.
    Die Wohnstubentür, die mit Schutzmagie und ähnlichen Vorkehrungen versehen war, wurde stets verschlossen gehalten, es sei denn, Nysander hielt sich darin auf. Dennoch vernahm Thero darin ein leises Stöhnen, als er das Ohr an die Tür drückte.
    »Nysander!« rief er, doch sein Meister hastete bereits die Turmtreppe herab, daß seine Gewänder nur so um die Lederschürze wallten.
    »Da drin ist jemand«, erklärte Thero, dessen hageres Antlitz vor Aufregung gerötet war.
    Nysander öffnete die Tür und schnippte mit den Fingern in Richtung der nächstbesten Lampe. Sogleich züngelte eine Flamme am Docht auf, und im Schein des Lichts erblickten die beiden Seregil, der ausgestreckt mitten in der Kammer auf dem Boden lag; sein Rücken wölbte sich merkwürdig über dem Rucksack, den er trug; der Trageriemen der zerschundenen Holzschatulle baumelte um ein Bein. Die Augen hatte er geschlossen, das Gesicht präsentierte sich unter Ruß- und Blutflecken aschfahl.
    »Hol Wasser, eine Schüssel und Leinen. Beeil dich!« befahl Nysander, während er auf Seregil zuhastete und an seinem Mantel zu zerren begann.
    Thero lief davon, um die gewünschten Dinge zu holen. Als er wenige Augenblicke später zurückkehrte, untersuchte Nysander gerade eine böse Wunde an Seregils Brust. »Wie schlimm ist es?« fragte er den Magier.
    »Nicht so schlimm, wie es aussieht«, antwortete Nysander und bedeckte die Verletzung mit einem Tuch. »Hilf mir mal, ihm die dreckigen Sachen auszuziehen.«
    »Was ist ihm denn diesmal widerfahren?« wollte Thero wissen, als er dem bewußtlosen Mann behutsam die Stiefel auszog. »Er stinkt genauso durchdringend wie damals, als er zurückkam, nachdem …«
    »Fast genauso, ja. Bring mir alles, was für eine kleinere Wundreinigung von Nöten ist. Und Thero?«
    In Erwartung einer Erklärung hielt sein Lehrling, der bereits die Tür erreicht hatte, inne.
    »Wir werden kein Wort mehr über diesen Vorfall verlieren.«
    »Wie Ihr wünscht«, erwiderte Thero leise.
    Da Nysander die Aufmerksamkeit Seregil zuwandte, entging ihm sowohl die Zornesröte, die Thero unter dem lichten Bart in die gelblichen Wangen schoß, als auch das angespannte Vortreten der Kiefermuskeln.
     
    Später, als Seregil unter Theros wachsamen Augen schlief, trat Nysander seinen nächtlichen Gang in die untersten Gewölbe des Orëska-Hauses an. Er war nicht der einzige, der hier spät nachts durch die Gänge wandelte. Viele der älteren Zauberer zogen es vor, ihren Forschungen zu frönen, wenn ihnen die Schüler und Lehrlinge nicht im Wege herumstanden. Während er durch

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