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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Händen und begann mit dem Ritual.
    »Seid ihr hier, um den Eid zu schwören?« brüllte sie, und ihre Stimme erklang rauh und klar, als schallte sie über ein Schlachtfeld.
    »Aye!« ertönte die Antwort aus gut tausend Kehlen und hallte donnernd von den Steingemäuern wider, die den Platz umgaben. Aus dem Augenwinkel sah Alec, daß sowohl Micum als auch Seregil die Hand auf das Heft ihres Schwertes legten, so wie viele andere Männer rings um sie. Wortlos tat er es ihnen gleich.
    »Wem schwört ihr?«
    »Dem Thron von Skala und der herrschenden Königin!« gaben die frischgebackenen Soldaten zurück.
    »Wobei schwört ihr?«
    »Bei den Vieren, der Flamme, unserer Ehre und unseren Waffen.«
    »So schwört denn, dem Feind keine Gnade zu zeigen!«
    »Aye!«
    »So schwört denn, keine Gnade mit dem Feind zu kennen!«
    »Aye!«
    »So schwört denn, Unterworfene zu verschonen!«
    »Aye!«
    »So schwört denn, nichts zu tun, das die Ehre eurer Kameraden schändet!«
    »Aye!«
    Idrilain setzte ab und ließ einen Augenblick der Stille verstreichen. Dann brüllte sie mit einer Stimme, die jedem Feldwebel zur Ehre gereicht hätte: »Präsentiert die Waffen!« Begleitet von metallischem Klirren zückten die verschiedenen Regimente die Waffen: Schwerter und Säbel funkelten im Sonnenlicht; kleine Lanzenwälder schossen empor; Bogenschützen klopften mit Pfeilschäften auf Langbögen, so daß ein seltsames Klappern entstand; Artilleriesoldaten hoben Katapultsteine über die Köpfe. Wie auf ein Stichwort hin wurden Standarten entrollt und flatterten farbenfroh über dem Menschenmeer im Wind.
    »So seid denn hierdurch miteinander verschworen!« rief Idrilain und hob das Schwert über den Kopf. »Bei den Vieren und der Flamme, bei eurem Land und eurer Königin, bei eurer Ehre und euren Waffen. Krieger von Skala, laßt mich eure Schlachtrufe hören!«
    Ein ohrenbetäubendes Getöse stieg von dem Platz auf, als jedes Regiment sein eigenes Kriegsgeheul anstimmte und mit den anderen wetteiferte, um am lautesten gehört zu werden.
    »Die Ehre der Königin!«
    »Sakors Feuer!«
    »Ehre und Stahl!«
    »Die Flamme und die See!«
    »Gut’ Ziel und kraftvoller Schuß!«
    »Der Weiße Falke!«
    Trommler und Pfeifer traten hinter den Tempelsäulen hervor und stimmten einen Kriegsmarsch an. Gewaltige Hörner, deren Größe jener der Männer entsprach, die sie bliesen, schmetterten auf den Dächern los, als die Ränge sich kehrten und von dem Platz abzumarschieren begannen. »Da möchte man am liebsten gleich mitmachen, was?« meinte Alec grinsend, während sich sein Puls im Takt der Trommeln beschleunigte.
    Lachend schlang Seregil einen Arm um Alecs Schultern, zog den Jungen mit sich fort und brüllte über das Getöse: »Das ist der Sinn der Sache.«
     
    Nysander bekam vom Getöse des Gongs am frühen Morgen nichts mit. Er hockte mit überkreuzten Beinen vor einer zerronnen, längst verloschenen Kerze auf dem Boden der Zauberkammer und befand sich im weltvergessenen Dämmerzustand der Meditation. Bilder schwirrten heran und trieben vorüber, doch er stieß auf nichts Brauchbares.
    Nachdem er Magyana letzte Nacht bis an die Tür ihres Turmes begleitet hatte, drehte er seine übliche Runde durch die Gewölbe des Orëska-Hauses, danach ertappte er sich dabei, daß er zunächst das Haus und schließlich auch die geschützten Gärten verließ, um mutterseelenallein durch die windgebeutelten Straßen zu stapfen.
    Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, wanderte er ziellos umher, als versuchte er, dem Zorn zu entfliehen, der langsam in ihm aufgestiegen war, seit er Ylinestra in ihrer Kammer über Alec gebeugt vorgefunden hatte.
    Ein Großteil der Wut galt ihm selbst. Ylinestra war für ihn lediglich eine sinnliche Zerstreuung gewesen, die über einen außergewöhnlich regen Verstand verfügte. Und doch hatte er zugelassen, daß ihn seine Fleischeslust blind für das wahre Ausmaß ihrer Begierde machte. Ihr plötzliches Liebäugeln mit Thero hatte seine schlummernde Vernunft wieder geweckt. Was er in jener Nacht gesehen hatte, verstärkte sein Mißtrauen nur noch.
    Er stieß ein aufgebrachtes Knurren aus. Die Zeit der Dunkelheit nahte, er wußte es, und sie würde in seine Hüterschaft fallen. War er darauf vorbereitet?
    Kaum.
    Er hatte einen Gehilfen, dem er keinesfalls blindlings trauen konnte und den er trotzdem nicht zu entlassen wagte.
    Eine zwanzig Jahrzehnte jüngere Zauberin hatte ihn vor Leidenschaft blind werden lassen. Und

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