Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
anstecken lassen.«
    »Ich bezweifle, daß alles von seinem Willen ausgegangen ist«, hielt Magyana dem entgegen und rümpfte voll prüder Abscheu die Nase. »Sollte sich herausstellen, daß er zu irgend etwas gezwungen wurde, will ich es erfahren. Für ein derartiges Verhalten ist bei den Orëska kein Platz.«
    »Ganz bestimmt nicht«, pflichtete Nysander ihr bei, wenngleich er mehr an das geheimnisvolle Symbol denken mußte, das sie verwendet hatte. »Wenn es hingegen sein Wunsch war, mit ihr zu gehen, dürfen wir keinen unnötigen Wirbel veranstalten. Er ist alt genug, derlei Dinge selbst zu entscheiden.«
    Seregil ließ ein spontanes Lachen vernehmen. »Davon bin ich überzeugt. Aber die ganze Sache dürfte das Verhältnis zwischen ihm und Thero wohl ein wenig abkühlen.«

 
8
Sakortag
     
     
    Das Getöse der Festgongs weckte Alec bei Sonnenaufgang. Blinzelnd starrte er benommen, verwirrt zu den Bettvorhängen empor, die ein scharlachrotes und goldenes Granatapfelmuster zierte.
    Eingeschlafen war er hinter bunten, von Kerzenlicht erhellten Seidenvorhängen. Ylinestra hatte auf ihn herabgeblickt, mit vor Lust glasigen Augen. Bei der Erinnerung durchzuckte ihn ein sehnsüchtiger Schmerz, gleichzeitig jedoch eine Art Angst, die er vorerst nicht zu erklären vermochte.
    Er streckte sich, richtete sich, nunmehr vollständig erwacht, auf und stellte fest, daß Seregil auf einem Lehnstuhl neben dem Bett döste. Er trug noch die Hose und das Hemd von letzter Nacht. Die Haltung, in der er saß – der Kopf auf eine Seite gekippt, die Arme fest vor der Brust verschränkt – wirkte alles andere als gemütlich.
    Behutsam stupste Alec ihn am Ellbogen, woraufhin Seregil ruckartig erwachte und sich den schmerzenden Nacken rieb.
    »Wie bin ich hierhergekommen?« wollte Alec wissen.
    »Ich nehme an, sie hat dich zurückgeschickt.« Die Ansätze eines gefährlichen Grinsens spielten um seine Mundwinkel. »Ylinestra, ja? Und das nach all den Warnungen von Valerius. Hast du es wenigstens genossen?«
    »Oh – ja. Ich meine, ich glaube schon …«
    »Du glaubst?«
    Stöhnend sank Alec auf die Kissen zurück. »Es ist nur so, daß – na ja, ich glaube, sie hat irgend einen Zauber verwendet. Am Anfang wenigstens.«
    »Verzaubern muß man dich also dafür.« Kichernd beugte sich Seregil vor und berührte mit dem Finger Alecs Wange. »Und dann noch mit einer Magie, die ihre Spuren hinterläßt. Alles in Ordnung mit dir?«
    Alec schob Seregils Hand beiseite und fühlte sich peinlicher berührt denn je zuvor. »Ja, natürlich ist alles in Ordnung mit mir. Es war großartig. Nur irgendwie – seltsam.« Er zögerte. »Träumst du? Danach, meine ich.«
    »Danach rede ich für gewöhnlich. Warum, hast du geträumt?«
    »Ja. Ich erinnere mich noch, daß ich einschlief, obwohl ich es nicht wollte. Und dann habe ich den Wurfdolch gesehen.«
    Fragend zog Seregil die Augenbrauen hoch. »Den was?«
    »Den Wurfdolch, den Nysander verwendet hat, als ich den Eid der Wächter geleistet habe. Er war unmittelbar vor meinem Gesicht, so wie damals, und ich habe mich nichts zu sagen getraut, weil ich Angst hatte, er würde mich schneiden. Auch Nysanders Stimme habe ich gehört, aber sie klang, als käme sie aus weiter Ferne. Was er gesagt hat, konnte ich nicht verstehen. Und da war noch etwas anderes.« Er preßte die Augen zu und versuchte angestrengt, sich den schwer faßbaren Bruchteil in Erinnerung zu rufen. »Irgend etwas über einen Pfeil.«
    Seregil schüttelte den Kopf. »Die außergewöhnlichste Frau von Rhíminee verführt und vernascht dich, und du bekommst davon Alpträume? Du bist ein seltsames Wesen, Alec, ein höchst seltsames Wesen.« Er grinste. »Ich hoffe nur, du bist nicht zu ausgelaugt. Heute feiern wir das bedeutendste Fest des Jahres. Und wir sollten uns besser herrichten. Die Cavishes sitzen wahrscheinlich schon unten beim Frühstück.«
    Nachdem Seregil gegangen war, blieb Alec noch eine Weile im Bett liegen und versuchte, seine Gefühle über den unerwarteten Höhepunkt der vorigen Nacht zu ordnen. Ihm war klar, daß ihn Ylinestra bestenfalls als jungfräuliche Eroberung betrachtete; er bezweifelte, daß er ihr beim nächsten Aufeinandertreffen auch nur einen zweiten Blick wert sein würde.
    Zumindest hoffte er das. So lustvoll auch der körperliche Akt – oder eher die körperlichen Akte waren, die ganze Angelegenheit hinterließ in Alec ein erniedrigendes und schmutziges Gefühl. Seregils keinesfalls böse gemeinte

Weitere Kostenlose Bücher