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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ohne der Nymphengruppe, die auf der Wand hinter ihm tanzte, auch nur die geringste Beachtung zu schenken.
    »Ich vermute, Ylinestra hat einen besser gelaunten Gefährten gefunden, mit dem sie die Nacht verbringt«, meinte Nysander.
    »Mhm. Das würde mich auch wesentlich weniger überraschen, als die beiden überhaupt zusammen zu sehen. Was, um alles in der Welt, will sie bloß von ihm?«
    »Er ist ein verhältnismäßig gutaussehender Bursche«, entgegnete Nysander. »Und er ist jung.«
    »Ja, aber er ist auch dein Gehilfe«, gab Magyana naserümpfend zurück. »Ich weiß zwar, daß es dich nicht stört, trotzdem empfinde ich es als ziemlich taktlos von den beiden.«
    Nysander kicherte weise. »Leidenschaft unterwirft sich selten derartigen Feinheiten.«
    Dann jedoch erblickte er Seregil, der neben einem Apfelmostfaß stand. Abwesend drehte er einen Krug in den Händen und wirkte sonderbar verstört.
    »Komm mit, meine Liebe, du mußt doch durstig sein«, sprach der Magier und führte Magyana in Seregils Richtung.
    »Ihr habt nicht zufällig Alec in den letzten paar Minuten gesehen?« erkundigte sich Seregil, als die beiden sich zu ihm gesellten.
    Nysander fiel auf, daß Seregil die Handschuhe abgelegt hatte. Ein makellos sauberer Leinenstreifen verband jede Hand. Er fragte sich, welche Erklärung er sich wohl für seine Gäste zurechtgelegt hatte.
    »Nein. Ist er denn abgängig?« gab der Zauberer zurück.
    »Keine Ahnung. Es ist schon fast eine Stunde her, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Ich bin durchs ganze Hause gelaufen, aber er ist nicht hier. Es paßt einfach nicht zu ihm, sich so mir nichts, dir nichts davonzustehlen. Könntest du es wohl mal versuchen?«
    Nysander schloß die Augen und schickte einen Suchblick durch das gesamte Haus und die angrenzende Nachbarschaft, dann schüttelte er den Kopf.
    »Hältst du es für möglich, daß …?« Unauffällig deutete Magyana in Theros Richtung.
    Zögernd sandte Nysander einen weiteren magischen Blick in Ylinestras Kammer, nur um kurz nachzusehen, ob sich der Junge dort aufhielt. Wie befürchtet, war er tatsächlich dort, doch die Spannung, die um Alec in der Luft lag, erwies sich als keineswegs sexueller Natur.
    »Was ist? Stimmt etwas nicht?« fragte Seregil neben ihm.
    Warnend, ohne die Augen zu öffnen, hob Nysander die Hand. »Es geht ihm gut. Aber ich brauche noch eine kleine Weile …«
    Er verstärkte den Zauber und fand Ylinestra über Alec gebeugt, der mit einem glückseligen Lächeln auf den Lippen ausgestreckt zwischen den zerwühlten Laken auf dem Rücken lag und zu schlafen schien. Im Gegensatz dazu glich Ylinestras Antlitz einer starren Maske der Konzentration, während sie ein Nysander unbekanntes Zeichen in die Luft über ihm wob. Als es Gestalt annahm, verflog der friedliche Ausdruck aus Alecs Zügen. Zunächst wirkten sie einfach ausdruckslos, dann legte er die Stirn in Falten, als er unterbewußt das Gesicht abwandte und sich seiner Kehle ein unwilliges Brummen entrang. Die Zauberin beugte sich dichter über ihn und vergrößerte das leuchtende Symbol, dann schlug sie ihm vor Enttäuschung hart auf die Wange.
    »Das reicht, Ylinestra!«
    Überrascht wirbelte sie herum. Das Symbol verpuffte.
    »Nysander? Wie kannst du es wagen, mir in meiner Kammer nachzuspionieren!« zischte sie mit zornig aufgerissenen Augen seiner körperlosen Erscheinung entgegen. »Dazu hast du kein Recht!«
    »Mehr Recht als du hast, Magie an einem unwilligen Opfer auszuprobieren«, entgegnete Nysander streng. »Schick ihn sofort zurück, oder ich komme ihn persönlich holen.«
    »Nur keine unnötige Aufregung«, säuselte sie und streichelte mit der Hand über Alecs Bauch hinab, wohl wissend, daß Nysander es sehen konnte. »Ich versichere dir, ich habe ihm keinen Schaden zugefügt.«
    »Das bleibt abzuwarten.«
    Einen Lidschlag später spürte Nysander magische Schwingungen aus dem Obergeschoß herabstrahlen. Seit wann beherrschte sie den Ortwechselzauber?
    Dicht gefolgt von Seregil und Magyana, begab er sich hinauf und fand Alec tief und fest schlummernd in seinem Zimmer. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß dem Jungen nichts fehlte, breitete er einen Schutzzauber über das Bett, um weiterem Unfug vorzubeugen, und schloß leise die Tür hinter sich.
    »Tja, ich glaube, wegen seiner Jungfräulichkeit kann ich ihn nun nicht mehr aufziehen«, meinte Seregil und hörte sich dabei fast wehmütig an. »Er hat sich ja ziemlich schnell von der Stimmung der Nacht

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