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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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zum Besten, wie sie Rhal in einen Hinterhalt lockten und sich danach gegen die Straßenräuberbande behaupten mußten. Alecs Tapferkeit schilderte er in derart schillernden Einzelheiten, daß der Junge, der unmittelbar neben Kari saß, vor Überraschung errötete.
    »Gut gemacht, Alec«, lobte Kari lachend und umarmte ihn.
    »Dieser Kapitän Rhal klingt nach einer durchaus wertvollen Bekanntschaft«, meinte Micum. »Das dachte ich mir schon, als du erwähnt hast, er hätte euch in jener Nacht gedeckt.«
    »Micum hat mir ein wenig von eurer Reise erzählt, aber ich möchte gerne deine Fassung hören«, warf Kari ein. »Hat dieser Rhal Seregil tatsächlich den Hof gemacht, Alec?«
    Alec grinste. »Als er von Kopf bis Fuß aufgedonnert war, hätte ich ihm am liebsten selbst den Hof gemacht. In Wahrheit hatte ich alle Hände voll zu tun, die beiden auf Armeslänge auseinanderzuhalten.«
    Ungeachtet zahlreicher Unterbrechungen von Seregil fuhr er mit der Beschreibung von Rhals Annäherungsversuchen fort, wobei Micum auffiel, daß sie beide geschickt vermieden, die Holzscheibe und ihre Auswirkungen auf Seregil zu erwähnen. In diesem Bericht war Rhal schlicht und einfach zu einem ungünstigen Zeitpunkt in Seregils Kabine geplatzt, nämlich als letzterer unbekleidet war. Dadurch klang die ganze Geschichte wesentlich lustiger als die ursprüngliche Fassung, die Micum in Nysanders Turm zu hören bekommen hatte.
    »Ach, Seregil!« rief Kari aus und wischte sich mit dem Rockzipfel die Tränen aus den Augen, die sie vor lauter Lachen vergossen hatte. »Ich kenne niemanden, der in solche Fettnäpfchen tritt und sich dann am eigenen Schopf wieder herauszieht!«
    »Das wäre auch wesentlich schwieriger gewesen, hätte Alec sich nicht als treuer Verteidiger meiner Tugendhaftigkeit erwiesen.« Gestelzt nickte er Alec zu.
    »Es war mir eine Ehre, Mylady«, murmelte Alec, erhob sich und vollführte eine so übertrieben feierliche Verbeugung, daß sie alle abermals in prustendes Gelächter ausbrachen.
     
    »Ich habe heute abend Seregils Gesicht beobachtet«, meinte Kari, als sie und Micum in jener Nacht gemeinsam in der Dunkelheit lagen. »Weißt du, er ist in Alec verliebt. Bei ihrem letzten Besuch hier war er es noch nicht, auch beim Sakor-Fest noch nicht, aber jetzt ist er es.«
    »Überrascht dich das?« fragte Micum gähnend und legte träge die Hand auf ihren runden Bauch, in der Hoffnung, ein Zeichen des darin keimenden Lebens zu ertasten.
    »Mich überrascht nur, daß es so lange gedauert hat. Ich bezweifle, daß er es selbst schon weiß. Aber was ist mit Alec?«
    »Ich glaube kaum, daß ihm bei seiner Erziehung so etwas je in den Sinn käme.«
    Kari stieß einen langen Seufzer aus. »Armer Seregil. In Sachen Liebe hat er wirklich immer Pech. Ich möchte nur einmal erleben, daß er glücklich wird.«
    »Also mir scheint fast, diese Gelegenheit hättest du vor zwanzig Jahren gehabt«, neckte Micum seine Gattin und schmiegte sich an ihre nackte Schulter.
    »Du meinst, als du es warst, den er begehrt hat?« Flugs rollte sie sich auf ihn und drückte ihn, rittlings auf ihm sitzend, aufs Bett. »Und wenn ich nun meinen Anspruch auf Euch aufgegeben hätte, mein Herr?« fragte sie herausfordernd. »Was hättet Ihr dann getan?«
    »Weiß ich nicht«, erwiderte er und zog mit einer Hand ihren Kopf herab, so daß ihre Lippen sich berührten, während die andere an die üppigen Hüften wanderte. »Vielleicht wäre es ganz praktisch gewesen, einen Bettgefährten zu haben, der mit dem Schwert umgehen kann.«
    »Stimmt. Etwas Scharfes bringe ich nie mit ins Bett.«
    »Mmmmmm – das spüre ich«, brummte Micum wohlig. »Vielleicht ist es so am besten, wie alles gekommen ist.«
    Karis Bewegungen auf ihm, die Küsse ihrer heißen Lippen, mit denen sie seine Stirn übersäte, fühlten sich wie ein göttlicher Segen an. »Ich glaube schon.«
     
    Seit ihrem letzten Besuch auf Watermead hatte sich Seregil mit Alec kein Bett mehr geteilt. Damals hatte er sich nichts dabei gedacht; so etwas war üblich, vor allem in alten Landhäusern.
    Diesmal aber war es anders.
    Er wußte nicht genau, wann oder weshalb ihm seine Gefühle entglitten waren. Vielleicht lag es am engen Zusammenleben, den gemeinsam durchlebten Gefahren und der aufrichtigen Hingabe, die Seregil vom ersten Augenblick an zwischen sich und dem Jungen gespürt hatte.
    Na bravo, dachte er mürrisch, als sie sich auszogen, um schlafen zu gehen. Er schien unfähig, jemanden zu lieben, der

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