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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Schweigen. Nachdem Micum das letzte Stück Fell vom Körper der Beute gelöst hatte, steckte er das Messer in den Schnee.
    »Hast du eine Ahnung, was Nysander so macht? Seit dem Fest habe ich kein Sterbenswörtchen mehr von ihm gehört.«
    Diesmal erblickte er unverkennbar Besorgnis in den Augen seines Freundes.
    »Geheimnisse, Micum. Immer wieder Geheimnisse. Er treibt mich fast zum Wahnsinn damit«, gestand Seregil, während er sich am Feuer wärmte.
    »Hast du selbst etwas herausgefunden?«
    Seregil stocherte mit einem Zweig in der Glut herum, wodurch er einen kleinen Funkenschwall aufwirbelte. »Wenig. Und ich mußte einen Eid schwören, nicht darüber zu sprechen. Tut mir leid.«
    »Entschuldige dich doch nicht. Wir beide wissen, wie dieses Spiel läuft. Aber wie kommt Alec damit zurecht? Er ist schlau genug, sich die Dinge selbst zusammenzureimen, und ich glaube, er ist etwa genauso schwer von einer Spur abzubringen wie du.«
    »Stimmt.« Seregil ließ ein freudloses Lachen vernehmen. »Ich mache mir Sorgen, Micum. Etwas wirklich Schlimmes rollt auf uns zu, und ich habe keine Ahnung, wen es alles treffen wird.«
    Micum kauerte sich neben ihn. »Wenn jemand auf den Jungen aufpassen kann, dann du. Aber du könntest ihm ruhig ein paar andere Dinge erzählen. Er hat ein Recht, sie zu erfahren.«
    Seregil sprang auf und winkte Alec zu, der zwischen den Bäumen auf sie zuritt.
    »Noch nicht«, entgegnete er mit so leiser Stimme, daß Micum nicht unterscheiden konnte, ob es sich um einen Befehl oder um ein Flehen handelte.

 
14
Die Lichterstraße
     
     
    Nach drei Tagen auf Watermead kehrten Seregil und Alec im Schutze der Nacht in die Stadt zurück und bahnten sich verstohlen den Weg zum Jungen Hahn. Runcer würde in der Radstraße den Schein wahren; Lord Seregil befand sich zwar in der Stadt, war jedoch nicht ständig verfügbar.
    Thryis und die anderen waren zwar bereits zu Bett gegangen, als sie in der Herberge ankamen, aber die immer noch in der dunklen Küche hängenden Gerüche – frisch gebackenes Brot, getrocknetes Obst, Knoblauch, Wein und zu Asche zerfallene Kohle im Ofen – waren Alec Begrüßung genug.
    Ruetha tauchte von irgendwoher auf und folgte ihnen in den zweiten Stock. Alec hob sie auf den Arm und lockte sie, während Seregil nacheinander die Schutzglyphen entschärfte, die das verborgene Treppenhaus sicherten, das zu ihren Zimmern führte. Der Junge grinste bei sich, als Seregil die Losungsworte flüsterte, die für ihn einst so geheimnisvoll und magisch geklungen hatten.
    Der Befehl für die Glyphe am Fuße der Treppe lautete Etuis miära koriatüan cyris. »Deine Großmutter beleidigt die Hühner.«
    In der Mitte der Treppe: Clarin magril. Himbeeren, Sattel.
    Für die Geheimtür am oberen Ende der Treppe galt Nodense: »Fast.«
    Das Kauderwelsch war durchaus beabsichtigt, denn es schien nahezu unmöglich, daß irgend jemand die geheimen Worte erraten konnte.
    Einzig der letzte Befehl, jener für die Tür zur Wohnstube, barg eine gewisse Bedeutung in sich. Bôkthersa war der Name von Seregils Geburtsort.
    Mit Hilfe eines Lichtsteins durchquerte Seregil den Raum und zündete das Feuer an. Als die Flammen aufzüngelten, ließ er den Blick durch das Zimmer schweifen und zeigte sich überrascht. »Bei Illiors Händen, sag bloß, du hast hier aufgeräumt, bevor du in die Radstraße übergesiedelt bist!«
    »Gerade so viel, um ohne Gefahr durchs Zimmer gehen zu können«, erwiderte Alec und begab sich zu seinem hübschen, kleinen Bett in der Ecke neben dem Kamin. Seregils ausgeprägter Sinn für Unordnung störte ihn nicht sonderlich; sehr wohl aber störte es ihn, barfuß auf scharfe Gegenstände zu treten oder schwere Dinge aus oberen Regalfächern auf den Kopf zu bekommen. Er hängte sein Schwert und den Pfeilköcher an die dafür vorgesehenen Nägel über dem Bett, dann streckte er sich zufrieden seufzend darauf aus.
    Seregil ließ sich auf das Sofa vor dem Feuer plumpsen. »Weißt du, ich habe den Eindruck, für dich muß das hier wie eine Strafe sein. Ich meine, weil du in der Radstraße dein eigenes Zimmer hast. Vielleicht sollten wir überlegen, uns hier oben ein wenig auszubreiten. Beiderseits von uns stehen Zimmer leer.«
    »Wegen mir brauchst du dir in der Hinsicht keine Gedanken zu machen.« Gähnend verschränkte Alec die Arme hinter dem Kopf. »Mir gefällt’s, wie’s ist.«
    Seregil lächelte zum Schatten eines staubigen Spinnennetzes empor, das über ihm prangte. »Jetzt, wo

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