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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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fragen konnte, was Nha’mahat zu bedeuten hatte, war er gleichauf mit der Rhui’auros und erkannte, dass sie mit der Luft redete.
    »Bash’wai«, erklärte Kheeta, als er Alecs Verblüffung bemerkte.
    Ein Schauder rann über Alecs Rücken, als er sich noch einmal nach der Tür umsah. »Die Rhui’auros können sie sehen?«
    »Manche. Jedenfalls behaupten sie das. Sie sind ein wenig sonderbar, und das, was sie sagen, ist nicht immer auch das, was sie meinen.«
    »Lügen sie?«
    »Nein, aber sie sind oft … unverständlich.«
    »Das werde ich mir merken, falls wir sie besuchen. Aber Seregil hatte noch keinen Augenblick freier Zeit, seit wir …«
    Kheeta starrte ihn an. »Hat Seregil davon gesprochen, sie aufzusuchen?«
    Alec erinnerte sich an ihre merkwürdige Unterhaltung in Ardinlee. Seither hatte Seregil kein Wort mehr über die Rhui’auros verloren.
    »Ihr dürft ihn niemals bitten, dorthin zu gehen«, warnte ihn Kheeta plötzlich.
    »Warum?«
    »Wenn er Euch nichts davon erzählt hat, so liegt das auch nicht bei mir.«
    »Kheeta, bitte«, drängte ihn Alec. »Das meiste, was ich über Seregil weiß, habe ich von anderen Leuten erfahren. Er ist immer noch schrecklich verschlossen.«
    »Ich hätte den Mund halten sollen. Er wird Euch diese Geschichte erzählen oder auch nicht.«
    Verschwiegen und stur zu sein, muss eine Charaktereigenschaft der Bôkthersa sein, dachte Alec, während sie schweigend weiterritten.
    »Na schön«, ließ sich Kheeta schließlich ein kleines bisschen erweichen. »Kommt mit mir, dann zeige ich Euch, wo Ihr sie finden könnt.«
    Sie ließen die belebteren Tupas hinter sich und ritten zu einem Bezirk am südlichen Stadtrand. Hier waren die Häuser baufällig und von allerlei Pflanzen überwuchert, und die Straßen erstickten stellenweise unter den üppigen Gräsern und Blumen. Allerlei Unkraut hatte die Innenhöfe erobert. Und doch, trotz seiner merkwürdigen Erscheinung, schien dieser Ort ein beliebtes Ziel für Besucher zu sein. Zu zweit oder in kleinen Gruppen bewegten sich zahllose Leute durch die Straßen. Drachenbabys, die ersten, die Alec zu Gesicht bekam, seit sie das Gebirge hinter sich gelassen hatten, waren hier so zahlreich wie Grashüpfer, hockten wie Eidechsen auf Mauerkronen oder flitzten zusammen mit Spatzen und Kolibris zwischen blühenden Ranken einher.
    Dieser Ort war anders, fühlte sich anders an, und die Magie war stärker und verstörender.
    »Dies nennt man die verwunschene Stadt«, erklärte Kheeta. »Es heißt, der Schleier, der uns von den Bash’wai trennt, sei hier am dünnsten. Das Nha’mahat liegt gleich außerhalb der Stadt.«
    An den letzten verfallenen Gebäuden vorbei ritten sie hinaus in freies Gelände. Auf einer Anhöhe gleich vor ihnen stand das seltsamste, bizarrste Bauwerk, das Alec bisher in diesem Land gesehen hatte. Es war eine Art Turm, groß und in Stufen erbaut, die nach oben hin immer kleiner wurden. Auf den Bogengängen konnte Alec verschiedene Gestalten erkennen. Wenngleich das Gebäude sich im Aufbau stark von den Häusern Sarikalis unterschied, war es doch aus dem gleichen dunklen Gestein errichtet und sah ebenfalls aus, als wäre es direkt aus der Erde hervorgewachsen. Hinter dem Turm stieg der weiße Dampf einer heißen Quelle auf, getragen von einer sanften Brise.
    »Das Nha’mahat«, sagte Kheeta, als er in einiger Entfernung von dem Gebäude aus dem Sattel glitt. »Wir werden zu Fuß weitergehen. Passt auf, dass Ihr nicht auf einen der kleinen Drachen tretet. Sie sind hier sehr zahlreich.«
    Nervös behielt Alec den Boden im Auge, als er seinem Führer folgte.
    Am Boden wurde das Gebäude von einem überdachten Säulengang begrenzt. Gebetsdrachen hingen von den Säulen herab, manche neu, andere verblasst und arg ramponiert.
    Als sie eintraten, sah Alec, dass auf den Gängen in regelmäßigen Abständen Platten mit Nahrungsmitteln bereitstanden: Früchte, gelb und rot eingefärbtes, gekochtes Getreide und Milch. Fingerlinge schienen vornehmlich die Begünstigten dieser milden Gaben zu sein; Unmengen der kleinen Kreaturen wetteiferten unter den wachsamen Augen einiger in Roben gehüllter Rhui’auros um die begehrten Mahlzeiten.
    Sie schlenderten zur Rückseite des Gebäudes, wo der Boden steil abfiel. Der Dampf, den er von draußen gesehen hatte, stieg aus dem finsteren Schlund einer Grotte unterhalb des Turmes empor. Wie Rauchschwaden aus einer Schmiede drangen die Dampfwolken herauf. Weiterer Dunst lag in Schleiern über einem

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