Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
Wasserlauf, der sich unter ihnen über die Steine ergoss.
    Irgendetwas ist hier mit ihm geschehen, dachte Alec, dem plötzlich das Bild eines jüngeren Seregil vor Augen stand, welcher in die Finsternis dort unten gezerrt wurde.
    »Wollt Ihr hineingehen?«, fragte Kheeta, während er wieder zur Tür zurückging.
    Ein kalter Luftzug peitschte über das offene Land und trug die ersten Regentropfen herbei. Alec erschauderte. »Nein. Nicht jetzt.«
    Sollte Kheeta sein plötzliches Unbehagen bemerkt haben, so schien er sich doch entschlossen zu haben, nicht in ihn zu dringen. »Ganz wie Ihr wollt«, schloss er liebenswürdig. »Da wir auf dem Rückweg erneut die verwunschene Stadt passieren werden, was haltet Ihr von Geistergeschichten?«
     
    Die Wunde, die sich Beka während der Seeschlacht zugezogen hatte, heilte allmählich, doch sie litt noch immer unter Anfällen plötzlich auftretender Kopfschmerzen. Der heraufziehende Sturm hatte ihr einen weiteren beschert, und die Auswirkungen mussten sich im Laufe des Vormittags deutlich gezeigt haben, denn Klia hatte sie mit der strikten Anweisung, sich auszuruhen, nach Hause geschickt.
    Allein kehrte sie zu den Baracken zurück, verschwand in ihrem Zimmer und tauschte ihre Uniform gegen einen leichten Rock und eine Tunika aus. Auf dem Bett ausgestreckt legte sie einen Arm über ihre Augen und lauschte dem sanften Klimpern der Spielsteine im Nebenraum. Gerade, als sie in einen leichten Schlummer gleiten wollte, hörte sie Nyals Stimme von draußen. Sie war ihm in den letzten Tagen nicht direkt aus dem Weg gegangen, sie hatte nur einfach keine Zeit, sich mit dieser närrischen Flut der Gefühle zu befassen, die er in ihr auslöste. Die näher kommenden Schritte bestiefelter Füße verrieten ihr allzu deutlich, dass sie jetzt nur würde ausweichen können, wenn sie vorgab, krank zu sein. Andererseits wollte sie sich keine Blöße geben, also setzte sie sich rasch auf der schmalen Pritsche auf und würgte die Übelkeit herunter, die sie durch diese schnelle Bewegung selbst ausgelöst hatte.
    »Nyal ist hier«, rief Urien und steckte den Kopf zur Tür herein. »Er hat etwas für Euren Kopf.«
    »So?« Wie, in Bilairys Namen, konnte er wissen, dass es ihr nicht gut ging?
    Zu ihrem Entsetzen betrat er den Raum mit einem Blumenstrauß. Was würden die anderen davon halten?
    »Ich hörte, Ihr fühlt Euch nicht gut«, sagte er, doch statt der Blumen reichte er ihr eine kleine Phiole. »Ich habe während meiner Reise recht gute Kenntnisse der Kräuterkunde gewonnen. Dieser Sud hilft gegen Kopfschmerzen.«
    »Und was ist damit?«, fragte Beka mit einem schiefen Grinsen, wobei sie auf die Blumen deutete.
    Auch jene überreichte er ihr nun, als hätte er sie zuvor vergessen. »Ich kenne nicht alle ihre Namen in Eurer Sprache, aber ich dachte, Ihr würdet gern wissen, was die Arznei enthält.«
    Beka beugte sich über die Blumen, in der Hoffnung, dass er die Schamesröte übersehen würde, die ihr in die Wangen gestiegen war. Er bringt dir Blumen, was? Und warum bist du jetzt so verdammt enttäuscht? »Ein paar davon kenne ich. Die kleinen weißen heißen Mutterkraut, und das sind Triebspitzen von einer Weide.« Sie kniff ein Stück eines dicken, dunkelgrünen Blattes ab und biss hinein. »Und das ist Felsenkresse. Die anderen habe ich noch nie gesehen.«
    Nyal kniete vor ihr und strich ihr das Haar aus dem Gesicht, um die Platzwunde über ihrer Braue zu begutachten. »Das heilt sehr gut.«
    »Die Cavishs haut so schnell nichts um«, erklärte Beka, während sie vor der zarten Berührung seiner Finger in ihrem Gesicht zurückwich. Sie öffnete die Phiole, nippte an dem Sud und verzog das Gesicht. Die Mischung enthielt Honig, aber nicht genug, den unterschwelligen bitteren Geschmack zu übertünchen.
    »Wermut habe ich in diesem Blumenstrauß allerdings nicht gesehen«, stotterte sie.
    Er lachte. »Das kommt von der kleinen rosa Blume, die wir ›Mäuseohr‹ nennen.« Er goss Wasser in eine Tasse und reichte sie ihr. »Meine Mutter hat mir stets die Nase zugehalten, wenn sie mir etwas davon verabreicht hat. Ich werde noch einen Augenblick bleiben, bis wir wissen, ob es wirkt.«
    Verlegenes Schweigen machte sich breit. Beka wollte nichts anderes, als sich hinlegen und schlafen, aber nicht, solange er in ihrem Zimmer war. Es war stickig in der kleinen Kammer. Sie fühlte, wie Schweißtropfen über ihre Brust und ihren Rücken rannen, und bedauerte, die Tunika angezogen zu haben.
    Doch nach

Weitere Kostenlose Bücher