Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
huschten geräuschlos über den glatten Steinboden.
    Bald fand er einen Gang, der zur Eingangshalle führte. Dort drückte er sich in einen Türrahmen und beobachtete, wie ein Diener die Halle durchquerte und einen Augenblick später, gefolgt von einigen Lhapnos, zurückkehrte. Dabei schnappte er die Worte ›Willkommen‹ und ›Garten‹ auf.
    In der Tat, Glück in den Schatten, dachte Alec, während er sich auf dem Weg zurückzog, den er gekommen war. Was immer die Faie auch über Diebe und Gedankenleser denken mochten, es schien, als gewährte ihr Gott einem bescheidenen Schnüffler die eine oder andere Gunst, um ihn zu schützen. Nun musste sein Glück nur noch vorhalten, bis er den richtigen Garten gefunden hatte.
    Nach etlichen Irrwegen erreichte Alec einen Raum mit einem Balkon, von dem aus er auf einen hell erleuchteten Hofgarten blicken konnte. Er kroch zur Tür, warf einen Blick hinab und zuckte rasch und mit klopfendem Herzen zurück. Ulan í Sathil saß kaum zwanzig Fuß von ihm entfernt. Noch vorsichtiger riskierte Alec einen zweiten Blick.
    Der große Garten mit seinen üppig wuchernden Pflanzen lag im Licht halbmondförmiger Laternen, die an hohen Pfosten befestigt waren. Ulan saß seinen Gästen gegenüber, von denen sich die meisten seinen Blicken entzogen. Anhand der leisen Unterhaltung schloss Alec, dass sich dort mehr als ein Dutzend Personen versammelt hatten. Zu jenen, die er erkennen konnte, zählten die Khirnari der Lhapnos und der Bry’kha, einige ihrer Verwandten und ein paar Angehörige unbedeutenderer Clans. Außerdem machten Diener mit Wein und Konfekt die Runde.
    Gerade wollte er auf dem Bauch an die andere Seite des Balkons kriechen, als ihn ein Geruch auf allen Vieren erstarren ließ. Diesen würzigen Moschushauch hatte er nur einmal zuvor wahrgenommen, in den Schatten des Hauses der Säulen. Nun ließ er ihm die Nackenhaare zu Berge stehen und jagte eine Gänsehaut über seine Arme.
    Er drehte sich um und suchte mit Blicken den Raum nach dem Ursprung des Geruches ab, gerade noch rechtzeitig, das heller werdende Licht zu sehen, das unter der Tür hereindrang. Ihm blieb gerade genug Zeit, hinter die Tür zu huschen, ehe sie aufgestoßen wurde. Durch einen Spalt sah er, wie ein gelangweilt aussehender Wächter eine Laterne hochhielt und sich in ihrem Schein im Zimmer umblickte. Gleich darauf machte er zufrieden kehrt und schloss die Tür von außen.
    Alec blieb noch beinahe eine Minute an Ort und Stelle und schnüffelte wie ein Hund in der Luft herum, während er darauf wartete, dass sein Herzschlag sich wieder beruhigte. Für einen Augenblick drang der Geruch erneut an seine Nase.
    »Wer bist du?«, flüsterte er, und als er das tat, erkannte er, dass er nicht nur fürchtete, sondern beinahe glaubte, er würde eine Antwort erhalten.
    Niemand sprach zu ihm, und der Geruch kehrte nicht zurück.
    Sei kein Narr, schalt er sich, während er wieder zum Balkon kroch. Jemand, der von einem kräftigen Hauch dieses Geruches umgeben sein musste, war vermutlich an der Tür vorbeigegangen, vielleicht sogar die Person, die der Wächter gesucht hatte. Wahrscheinlich handelte es sich um ein ganz verbreitetes Duftwasser. Andererseits hatte er seit ihrer Ankunft in Aurënen viele Zusammenkünfte erlebt und nie etwas Ähnliches wahrgenommen.
    Er schüttelte die beunruhigenden Gedanken ab.
    Ihm blieb keine Zeit, sich weiter damit zu beschäftigen.
    Nun hielt er sich auf der anderen Seite des weiten Rundbogens auf, der zum Balkon hinausführte, und sah sich unter den Anwesenden um. Entmutigt erkannte er unter ihnen Seregils alten Freund, Riagil í Molan von den Gedre, der zwischen Ruen í Uri von den Datsia und Rhaish í Arlisandin saß. Auch die Khirnari der Bry’kha und der Silmai waren dort, gemeinsam mit einigen untergeordneten Khirnari.
    Der Stand der Gespräche verriet ihm, dass noch weitere Gäste erwartet wurden. Wenige Augenblicke später betraten einige Haman den Raum, doch Nazien í Hari gehörte nicht zu ihnen. Es waren durchweg jüngere Männer, und es war Emiel í Moranthi, der sich in ihrem Namen verbeugte, um ihren Gastgeber zu begrüßen.
    Alec verzog bei seinem Anblick das Gesicht. Nur die Freude, den arroganten Bastard heimlich beobachten zu können, dämpfte seinen Zorn.
    Mit ihnen musste die Versammlung vollzählig sein, denn Ulan erhob sich, um zu seinen Gästen zu sprechen. Alec ließ sich zu Boden sinken und lehnte sich mit dem Rücken an die Mauer, um seinen Worten zu

Weitere Kostenlose Bücher