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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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lauschen.
    »Meine Freunde, es ist kein Geheimnis für Euch, dass ich nicht gewillt bin, die Wünsche Skalas zu erfüllen«, begann Ulan. »Mehrfach wurde mir vorgeworfen, ich handle aus egoistischen Beweggründen. Das streite ich nicht ab, und ich entschuldige mich nicht dafür. Ich bin ein Virésse und der Khirnari meines Clans. Meine erste Pflicht ist es, für meine Leute zu sorgen, und daran ist nichts Unehrenhaftes.«
    Er unterbrach sich, vielleicht, um seinen Gästen Zeit zu geben, über ihre eigenen Loyalitäten nachzudenken. »Bis jetzt gründet sich meine Ablehnung auf meinem Wunsch, die Blüte meines Clans zu bewahren. Wie Ihr alle hatte ich großen Respekt vor Idrilain ä Elesthera. Sie war eine Tírfaie von großem Atui und ebensolcher Tapferkeit. Klia ä Idrilain ähnelt ihrer Mutter sehr, und ich achte sie nicht minder.«
    »Aber jetzt ist Idrilain tot, und Klia ist nicht diejenige, die ihr auf dem Thron folgen wird, sondern ihre Halbschwester Phoria. Ich habe Euch heute Abend nicht als ein Virésse oder ein Khirnari hierher gerufen, sondern als einer von vielen Aurënfaie, einer jedoch, der erkannt hat, dass wir gegenüber der Welt außerhalb unserer Grenzen so einig wie eine einzige Person auftreten müssen. Diese neue Königin ist keine Frau von Ehre, und das kann ich beweisen.«
    Alec stemmte sich hastig auf die Beine und blickte hinunter. Ulan hielt eine Hand voll Dokumente hoch, von denen das Größte ein wächsernes Siegel trug, welches ihm nur allzu bekannt war.
    Oh Illior! Wie ein Leichentuch senkten sich vergessen geglaubte Erinnerungen über Alec. Dies war eine Urkunde der Königin, ohne Zweifel die verlorene Zweitschrift eines gefälschten Dokumentes, das Phoria vor fünf Jahren dazu missbraucht hatte, eine Schiffsladung Gold für Skala zu einem anderen als dem vorgesehenen Hafen umzuleiten. Oberflächlich gesehen war dies eine überaus dumme und unüberlegte Tat, ausgeführt, um einen Verwandten des königlichen Vizeregenten, Lord Barien, zu schützen, von dem es hieß, er sei auch Phorias Geliebter. Tatsächlich aber war die ganze Geschichte von Feinden der Königin eingefädelt worden, die unter dem Namen ›Leraner‹ bekannt waren. Er und Seregil hatten diesen Plan während ihrer Nachforschungen in Bezug auf eben diese Fälschung zufällig aufgedeckt, und nur Nysander war bei der nachfolgenden Konfrontation zwischen Idrilain und ihrer Tochter zugegen gewesen. Alec wusste lediglich, dass Phoria auch weiterhin Thronfolgerin geblieben war.
    Besorgt nagte er an seiner Unterlippe, während Ulan die Fakten zu einem weit verdammenswerteren Bild neu anordnete und Phoria als eine schwache Frau darstellte, die sich eher von ihren Leidenschaften als von Ehre leiten ließ.
    Als er einen weiteren Blick hinaus in den Hof garten riskierte, sah er, wie zufrieden die Haman und die Lhapnos wirkten. Der Khirnari der Gedre flüsterte aufgeregt mit Rhaish í Arlisandin, welcher wiederum arg bleich geworden war. Der Anführer der Silmai starrte lediglich auf seine Hände, als wäre er vollends in seinen Gedanken versunken.
    Ulan í Sathil fuhr fort und bekundete weiter nichts, als ein ernsthaftes Interesse daran, seine Landsleute zu informieren. Nichtsdestotrotz war Alec überzeugt, ein triumphierendes Funkeln in den Augen des Mannes zu sehen.
    Was bist du doch für ein Ränkeschmied, dachte er, ohne recht zu wissen, ob er nun wütend oder beeindruckt sein sollte.
     
    Zu unruhig, die Gesellschaft anderer zu ertragen, zog Seregil sich schon früh zurück und versuchte, im Flammenschein zu lesen, doch ein Buch folgte dem anderen, bis sich neben seinem Stuhl ein beachtlicher Stapel angesammelt hatte. Bald sprang er auf und schritt ruhelos auf und ab, während er im Geiste zahllose, wenig erfreuliche Szenarien schuf, die für Alecs lange Abwesenheit verantwortlich zeichnen mochten.
    Von Alecs Eindringen in Torsins Zimmer abgesehen, waren Monate vergangen, seit einer von ihnen irgendwo eingebrochen war. Während die Sterne sich auf ihre mitternächtlichen Positionen zuschoben, stellte er fest, dass er so besorgt war, als wäre Alec immer noch ein grüner Junge, für den er die Verantwortung trug.
    Vielleicht hatte man ihn erwischt. Seregil konnte sich Klias Reaktion gut vorstellen, sollte Alec von den Virésse unter Bewachung und dem Vorwurf der Spionage nach Hause gebracht werden. Oder er war einer Gruppe von Seregils Haman-Freunden in die Hände gefallen.
    Nein, dachte er, während er sich einen langsam

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