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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Seregil.
    »Auch Säaban hat die Gabe«, sagte nun Adzriel. »Und er kennt den Weg zu der Lichtung. Soll ich ihn bitten, sich dort umzusehen?«
    »Wenn wir noch vor der Morgendämmerung aufbrechen, können wir bereits zur Mittagsstunde zurück sein«, fügte Alec hinzu.
    »Das wäre auch gut«, stimmte Seregil zu. »Dabei fällt mir ein: Wo ist Nyal?«
    »Ich habe ihn seit eurer Rückkehr nicht mehr gesehen«, erwiderte Thero. »Vielleicht ist er mit Beka zusammen.«
    »Einmal brauche ich den Mann, und schon ist er wie vom Erdboden verschluckt«, grummelte Seregil, der plötzlich unsagbar müde war. »Vielleicht hat er etwas gehört, was uns weiterbringt.«
    Die Nacht zog sich dahin. Zu dritt hockten sie auf dem Boden neben der Dhima und lauschten den leisen Heilgesängen Mydris, die durch den dicken Filz drangen. Dann und wann ging einer von ihnen in die Schwitzkammer hinein.
    Als er neben Klia saß und Haare und Kleider feucht an seiner Haut klebten, gestattete Seregil seinen Gedanken, zurück zu den Dhimas unter dem Nha’mahat zu wandern, zurück zu den Worten, die der Rhui’auros dort an ihn gerichtet hatte: Ein Lächeln kann Messer verbergen. Der Haman hatte gewiss ein Lächeln aufgesetzt, als sie an diesem Morgen davongeritten waren.
    Er wusste nicht, dass er bereits einnickte, bis Mydri seinen Arm berührte.
    »Du solltest schlafen«, sagte sie gähnend.
    Thero und Alec waren auf ihren Plätzen vor der Dhima eingeschlafen. Seregil ging leise an ihnen vorbei zum Fenster, um sich die kühle Nachtluft ins Gesicht wehen zu lassen. Als er hinausblickte, sah er, wie der abnehmende Mond hinter den westlichen Türmen der Stadt verschwand.
    Beinahe Illiors Mond, dachte er. Oder, besser, Auras Bogen. Endlich war er wieder unter den Seinen. Es wurde Zeit, dass er anfing, auch wieder wie ein Faie zu denken.
    Du bist ein Kind Auras, ein Kind Illiors, hatte Lhial ihm gesagt. Aura Elustri, Schöpfer der Faie, Mutter der Drachen. Illior, Lichtträger, Patron der Zauberer, Wahnsinnigen und Diebe. Licht und Dunkelheit. Männlich und weiblich. Weisheit und Wahnsinn.
    Verschiedene Gesichter für jeden Betrachter, dachte Seregil lächelnd, als er aus dem Fenster kletterte und sich auf den Weg zum Viehhof machte. Genau wie ich.
     
    Die Baracke war schwer bewacht, doch das langgezogene Gebäude war bis auf Kallas, Steb und Mirn, die den schlecht gelaunten Gefangenen im Auge behielten, verlassen. Emiel saß in der Ecke, die am weitesten von der Tür entfernt lag, auf einer Pritsche. Eine Steingutlaterne, die an einem Balken hing, warf flackerndes Licht auf das Gesicht des Gefangenen, der unverwandt zu einem kleinen Fenster unter dem Dach hinausstarrte und nicht einmal aufsah, als Seregil sich ihm näherte.
    »Lasst uns allein«, wies Seregil die Wachen an. Als sie zögerten, seiner Aufforderung Folge zu leisten, fügte er ungeduldig hinzu: »Leiht mir ein Schwert und wartet an der Tür. Ich verspreche euch, er wird nicht an mir vorbeikommen.«
    Steb gab Seregil sein Schwert, ehe er mit seinen Kameraden davonging.
    Langsam trat Seregil zu dem Gefangenen.
    »Bist du gekommen, einen weiteren Haman zu ermorden, Verbannter?«, fragte Emiel so ungerührt, als würde er sich nach dem Wetter erkundigen.
    »Ich habe schon jetzt einen zuviel von deinen Leuten auf meinem Gewissen lasten.« Seregil hielt das Schwert so, dass die Spitze auf dem Boden ruhte. Dies war das erste Mal seit Nysanders Tod, dass er überhaupt ein Schwert anrührte; im Gegensatz zu früher fühlte es sich unhandlich an. »Aber wie auch immer. Teth’sag ist kein Mord, nicht wahr?«
    Der Haman ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Mich hier zu töten wäre Mord.«
    »Und meine Verwandte, Klia ä Idrilain, zu töten, war das für dich Teth’sag?«
    »Ist sie tot?«
    »Beantworte meine Frage. Wenn ein Haman Klia ä Idrilain getötet hätte, wäre das Teth’sag gegen die Bôkthersa? Gegen mich?«
    »Nein. Dafür seid ihr einander nicht nahe genug.« Emiel erhob sich und sah ihn an. »Doch selbst wenn das nicht der Fall wäre, würde ich nie für solch einen wie dich Schande über meinen Clan bringen. Für uns bist du gestorben, Verbannter, ein Geist, der nur gekommen ist, eine Weile hier herumzuspuken. Du störst das Khi meines ermordeten Verwandten durch deine Anwesenheit, aber bald wirst du wieder fort sein. Ich kann warten.«
    »So wie in der Nacht, in der du und deine Freunde mich in der Tupa der Haman angetroffen haben?«
    Emiel wandte sich erneut der Betrachtung

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