Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
herausgefunden haben?«, fragte er Thero. »Kann sie uns sagen, wer das getan hat?«
»Ihre Gedanken sind noch zu konfus.«
»Dann werde ich es herausfinden«, versprach Seregil und streichelte ihre Wange. »Ich schwöre, ich werde dafür sorgen, dass der Iia’sidra Teth’sag über die Täter verhängt.«
Klia gab ein leises, heiseres Stöhnen von sich und schloss die Augen.
Er winkte den anderen zu, ihm auf den Korridor zu folgen, und schloss die Tür. »Bedeutet das, sie wird überleben?«
»Es ist ein gutes Zeichen«, antwortete Nyal vorsichtig. »Aber es könnte noch Tage dauern, bis sie wieder sprechen kann.«
»Was ist mit ihrer Hand?«
»Die weißen Flecken um die Wunde herum breiten sich aus«, sagte Mydri.
»Glaubst du, sie wird sie verlieren?«
»Wenn das Fleisch fault, wie Nyal befürchtet, ja. Aber wir müssen der Packung Zeit geben, ihre Wirkung zu entfalten.«
»Tu, was immer nötig ist, nur amputiere sie nicht«, flehte Seregil sie an. »Thero, ich brauche deine Hilfe. Kannst du mich zu Ulans Haus begleiten?«
Der Zauberer sah Mydri fragend an, und sie nickte zustimmend. »Ja, Thero, du hast schon alles für sie getan, was in dieser Phase möglich war. Geh und tu, was getan werden muss.«
Seregil und Thero gingen zum Iia’sidra, wo sie von einer ernsten Versammlung erwartet wurden. Es war das Recht jedes Khirnari, der nicht direkt in eine derartige Angelegenheit verwickelt war, Zeuge bei der Befragung eines anderen Khirnari zu sein, und beinahe ein Dutzend von ihnen hatte von diesem Recht Gebrauch gemacht, unter ihnen die Khatme, Akhendi, Lhapnos, Goliníl und Ra’basi, Bry’kha und einige untergeordnete Clans. Begleitet von einer kleinen Ehrengarde der Silmai, gingen sie zu Fuß zu der Tupa der Virésse, und Seregil achtete von Anfang an darauf, sich als Untergebener Theros zu zeigen.
Ulan begrüßte sie überraschend herzlich. »Ich würde Euch gern ein Mahl anbieten, aber unter den gegebenen Umständen wären derartige Gesten wohl unangebracht.«
Thero, der von Adzriel auf seinen Auftritt vorbereitet worden war, verbeugte sich leicht und erteilte ihm die erwartete Antwort. »Euer gastfreundliches Angebot wurde gehört, Khirnari. Möge Aura geben, dass Ihr Euch als schuldlos erweist.«
»Wie Ihr wohl wisst, ist mein Haus recht groß«, erwiderte Ulan, während er sie in den Garten geleitete, in dem das Bankett stattgefunden hatte. »Habt Ihr die Absicht, das ganze Haus zu durchsuchen?«
»Seregil wird mir assistieren, während ich taste.«
»Tasten?«, wiederholte Elos. »Wie dürfen wir das verstehen?«
»Ich werde das hier benutzen.« Der Zauberer zog ein fleckiges Leinentuch hervor. »Dieses Blut stammt aus der Wunde an Klias Hand«, erklärte er, ohne zu erwähnen, dass auch Torsins Blut an diesem Stoff haftete.
»Blutmagie? Totenbeschwörung?«, zischte Lhaär ä Iriel, wobei sie ein Zeichen in Theros Richtung schlug.
Die Khatme war mit ihrer Missbilligung nicht allein, wie Seregil bemerkte, als er besorgt die anderen betrachtete.
»Brythir í Nien, wie könnt Ihr einen derartigen Frevel erlauben?«, rief Moriel ä Moriel empört.
»Es ist nur Zufall, dass ich Blut benutze. Es handelt sich hierbei nicht um Totenbeschwörung irgendeiner Art«, versicherte Thero den Khirnari. »Wenn Klia von einem spitzen Gegenstand verletzt wurde, wie wir vermuten, dann muss etwas von ihrem Blut und von dem Gift an ihm zurückgeblieben sein, genau wie an diesem Stoff. Ich benutze lediglich einen Suchzauber, ganz so, als würde ich jemanden rufen.«
»Die Faie verfügen über ähnliche Magie«, sagte Brythir, der sich auf Adzriels Arm stützte. »Wenn also meine Kollegen nicht die Absicht haben, eine Abstimmung zu beantragen, so mögt Ihr verfahren, wie Ihr es uns beschrieben habt, Thero í Procepios.«
»Ich bitte Euch, erlaubt ihm, fortzufahren«, fügte Ulan hinzu. »Ich habe nichts zu verbergen.«
»Ich danke Euch, Khirnari«, sagte Thero. »Zunächst eine Frage: Wurde nach dem Bankett in Eurer Tupa ein Akhendi-Talisman gefunden?«
»Nein. Nichts dergleichen.«
»Nun gut.« Thero ging zu einer Steinbank ganz in der Nähe, breitete den Stoff auf ihr aus und wob mit seinem Zauberstab einen Bann darüber. Die anderen sahen mit wachsendem Interesse zu, wie sich die bunten Stränge der Magie auf sein Kommando verwoben, auftauchten und verschwanden.
Seregil konzentrierte sich derweil schweigend auf den großen Garten. Natürlich war der Festtagsschmuck entfernt worden, also rief
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