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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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er sich die verschiedenen Tische ins Gedächtnis. Dann sah er sich systematisch in den bedeutsamen Bereichen des Gartens nach dem verlorenen Talisman um.
    Unglücklicherweise hatten Ulans Diener bereits gewissenhaft aufgeräumt. Er fand nicht einmal eine vergessene Muschelschale oder ein verlorenes Messer.
    »Ich fühle etwas in dieser Richtung«, erklärte Thero schließlich, wobei er vage auf den Flügel des Hauses deutete, in dem sich die Privatgemächer des Khirnari befanden.
    Sie machten sich auf den Weg, schritten durch dieselben Korridore, die Seregil und Alec vor wenigen Nächten schon einmal benutzt hatten. Seregil führte Thero, der mit halb geschlossenen Lidern einherwandelte, den Zauberstab zwischen seinen Handflächen vor sich gestreckt.
    Auf dem Gesicht des Zauberers offenbarte sich rein gar nichts außer entrückter Konzentration, bis sie den Innenhof erreicht hatten, an dem Ulans Gemächer lagen. Plötzlich aber riss er die Augen auf und sah sich mit zusammengezogenen Brauen um. »Ja, da ist etwas, aber es ist sehr schwach.«
    Zu leicht, dachte Seregil wieder einmal, während er ein weiteres Mal Schlafzimmer und Salon durchquerte. Irgendwie war es ein beunruhigendes Gefühl, so etwas am helllichten Tage unter den Blicken eines Publikums zu tun, zu dem auch der Eigentümer des Raumes gehörte. Es kam ihm unanständig vor, richtig unanständig, so als würde ihm jemand beim Scheißen zusehen. Inzwischen war es sehr warm geworden, und Schweiß rann über seinen Rücken, während er sich ganz der Suche widmete.
    Erneut fand er überhaupt nichts. »Bist du deiner Sache sicher?«, murmelte er, als er wieder zu Thero trat, der neben einem Fischteich wartete.
    Thero nickte. »Es ist sehr undeutlich, das gebe ich zu, aber es ist da!«
    Während er überlegte, was er übersehen haben könnte, starrte Seregil die zarten Wasserlilien an, die auf der Oberfläche des dunklen Teiches schwammen. Fische schossen unter ihnen vorbei gleich grünen Blättern unterschwelliger Inspiration. Das einzige störende Element war ein einzelner toter Fisch, der auf der anderen Seite des Tümpels trieb; zweifellos hatte der sonst so penible Khirnari seit Klias Zusammenbruch andere Dinge als die Pflege seines Fischteiches im Sinn gehabt.
    Die aurënfaiischen Beobachter verfolgten jeden seiner Züge mit unterschiedlichen Graden des Interesses oder der Feindseligkeit. Seregil, der sich größte Mühe gab, sie zu ignorieren, sah sich erneut in dem Innenhof um. Wenn Thero behauptete, dass dort etwas war, dann musste auch etwas da sein, er musste ganz einfach an den richtigen Stellen suchen.
    Oder die richtigen Fragen stellen.
    Das üppigen Rosen und Pfingstrosen zogen seinen Blick auf sich; der Gedanke, sie ohne triftigen Grund auszugraben, versetzte ihn nicht gerade in Begeisterung. Rote Libellen huschten zwischen den Blumen hin und her. Eine von ihnen verirrte sich auf eine Wasserlilie, worauf ein Fisch aus dem Teich auftauchte und sie verschlang.
    »Sie haben immer Hunger«, murmelte Ulan. Dann nahm er den Deckel von einer Schale, die in die Ummauerung des Teiches eingelassen war und warf eine Hand voll Krumen in das bis dahin ruhige Wasser, das sogleich zu brodeln begann, als sich die Fische auf die Leckerbissen stürzten.
    Erneut erregte der tote Fisch Seregils Aufmerksamkeit. Er war groß, länger als seine Hand, und seine Schuppen schimmerten noch. Das und die Tatsache, dass sich seine hungrigen Artgenossen noch nicht an ihm gütlich getan hatten, legte die Vermutung nahe, dass er noch nicht lange tot sein konnte.
    Neugierig ging er zu der Stelle, an der der Fisch trieb, und zog ihn zur näheren Untersuchung aus dem Wasser. Auch seine dunklen Augen glänzten. Ja, er war gerade erst gestorben.
    »Kann mir jemand ein Messer geben?«, fragte Seregil, sorgsam darauf bedacht, seine zunehmende Aufregung nicht durch seine Stimme zu verraten.
    Obgleich die Geste den Bedingungen seiner Rückkehr widersprachen, überreichte der alte Silmai höchstpersönlich Seregil einen Dolch.
    Mit einem einzigen Streich schlitzte er den Bauch des Fisches auf und wurde sogleich durch ein metallisches Glitzern in den Innereien belohnt. Mit der Spitze des Dolches legte er einen schlichten Ring frei. So schlicht jedoch, war er eigentlich nicht, wie Seregil feststellte, als er den winzigen Dorn entdeckte, der aus dem Ring hervorragte.
    Aufgeregt versammelten sich plötzlich alle um ihn herum. Seregil warf über ihre Köpfe hinweg einen Blick auf Ulan í

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