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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Sathil, der regungslos neben den Rosen verharrte. Sein Gesicht verriet rein gar nichts, keine Schuld, keine Furcht.
    Mit dir möchte ich nicht Karten spielen, dachte Seregil mit aufkeimendem, aber widerwilligem, Respekt.
    »Eine geschickte Arbeit«, bemerkte er, und zeigte den anderen den Dorn, der durch einen winzigen Hebel in dem Ring aufgerichtet und wieder eingeklappt werden konnte. »Die Plenimaraner haben diesen Kleinoden einen ziemlich poetischen Namen gegeben: Kar’makti, was soviel bedeutet wie Kolibrizunge. Bei einigen wird der Dorn in Gift getaucht, andere verfügen über ein Giftdepot im Metall des Ringes. Wir sollten vorsichtig mit ihm umgehen, bis ich herausgefunden habe, um welche Art es sich handelt. Er könnte nach wie vor gefährlich sein.«
    »Aber wie ist es möglich, dass so ein sonderbares Schmuckstück niemandem auffällt?«, fragte Adzriel.
    »Siehst du das hier?« Seregil zeigte ihr einige Goldspuren an dem Rand des Ringes. »Er war in einen größeren Ring eingelassen, der wiederum ein Loch haben musste, durch das der Dorn ausgefahren werden konnte.«
    »Könnt Ihr uns diesen anderen Ring vorlegen?«, fragte der alte Silmai Ulan.
    »Das kann ich nicht, denn weder besitze ich einen derartigen Ring noch habe ich je einen besessen«, entgegnete der Virésse. »Jeder hätte ihn hier versenken können.«
    »Ihr scheint viel über derartige Geräte zu wissen, Verbannter«, stellte die Khirnari der Khatme mit Blick auf Seregil fest.
    »In Skala gehört Wissen zu meinem Geschäft«, erwiderte er und überließ es ihr, was sie daraus schließen wollte. »Habt Ihr diesen Gegenstand je zuvor gesehen, Ulan í Sathil?«
    »Bestimmt nicht!«, wehrte sich Ulan nun doch aufgebracht. »Ich schwöre vor Aura und dem Khi meines Vaters. Es mag Gewalt unter meinem Dach ausgeübt worden sein, diese Schmach will ich anerkennen. Aber ich war nicht der Übeltäter.«
    Seregil vergewisserte sich, dass der Dorn vollständig eingezogen war, ehe er Thero den Ring übergab. »Kannst du aus diesem Ring lesen?«
    Der Zauberer hielt den Ring fest zwischen seine Handflächen gepresst und murmelte einen raschen Zauber. »Dazu bedarf es eines größeren Aufwandes.«
    »Darf ich?«, fragte Adzriel, doch auch sie musste einen Augenblick später kopfschüttelnd aufgeben, und gab Thero den Ring zurück.
    »Entweder war er zu lange im Bauch des Fisches, oder jemand hat seine Spuren verwischt«, sagte er. »Angesichts der Schwierigkeiten, die es mir schon bereitet hat, überhaupt etwas zu finden, gehe ich von Letzterem aus.«
    Der Täter hätte gut daran getan, den Dorn einzuziehen, dachte Seregil. »Fühlst du sonst noch etwas in diesem Haus?« .
    »Nein. Hier gibt es nichts weiter zu erfahren.«
    »Außer, dass unser Giftmörder ein Mann ist«, fügte Seregil hinzu, wobei er sich den Ring mühelos über den Zeigefinger streifte. »Und dass er sich mit den Seeschlangen im Osten und plenimaranischen Mordmethoden auskennt.«
    »Und das alles deutet auf die Virésse, nehme ich an«, sagte Elos í Orian, der sich schützend neben Ulan aufgebaut hatte.
    »Nicht zwangsläufig«, entgegnete Seregil. Er wandte sich zum Gehen, hielt dann aber inne, als wäre ihm ganz plötzlich etwas eingefallen. »Da war noch etwas, das ich Euch fragen wollte, Khirnari.« Er zog die Virésse-Troddel aus der Tasche und hielt sie hoch, so dass alle sie sehen konnten. »Dies wurde nach Lord Torsins Tod in seiner Hand gefunden. Kann es sein, dass ein Mitglied Eures Clans die Gewohnheit hatte, ihm Troddeln zu schicken, um ihn zu einem geheimen Stelldichein zu bitten?«
    Die Augen des Khirnari zogen sich kaum merklich zusammen, und Seregil spürte, dass er ihn nun doch überrascht hatte. »Ich habe das getan«, gestand Ulan. »Aber nicht in dieser Nacht. Warum sollte ich auch, wenn er sich doch so oder so in meinem Haus aufgehalten hat?«
    »Wer sonst hätte ihm dieses Zeichen schicken sollen?«, fragte der Silmai. »Ich fürchte, ich muss die Virésse auch weiter mit dem Interdikt belegen, Ulan. Bis wir diese Angelegenheit zur Zufriedenheit der Skalaner geklärt haben, werdet Ihr nicht mit dem Iia’sidra stimmen dürfen.«
    Ulan í Sathil verbeugte sich vor dem älteren Khirnari. »So soll es geschehen. Ich werde all meine Macht dazu einsetzen, die Skalaner Gerechtigkeit für jegliches Leid erfahren zu lassen, das sie unter meinem Dach haben erleiden müssen.«
    »Was war der Grund für Eure geheimen Treffen mit Torsin?«, fragte Seregil.
    »Das hat mit

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