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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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aufeinander gepresst, entriss Rhaish ihr den Talisman, als handelte es sich um eine giftige Schlange. »Talía, du bist zu schwach für so etwas.« Dann wandte er sich mit strengem Blick an Seregil. »Ihr seht selbst, wie geschwächt sie ist. Was wollt Ihr also noch?«
    »Wenn sie uns mehr über die Natur dieses Angriffs erzählen könnte, Khirnari, würde uns das sehr viel helfen.«
    »Nun gut.« Nachdenklich betrachtete Rhaish das Armband, ehe er es seiner Gemahlin zurückgab. »Seltsam, dass von so einem einfachen Gegenstand so viel abhängen kann.«
    »Nach meiner Erfahrung bieten die einfachsten Dinge oft die wertvollsten Einsichten«, entgegnete Seregil.
     
    »Na?«, sagte Alec zufrieden, als sie gemeinsam mit Thero zum Gästehaus zurückgingen. »Ich habe dir ja gesagt, dass er sie angegriffen hat. Jetzt hast du den Beweis.«
    »Vermutlich«, entgegnete Seregil geistesabwesend.
    »Vermutlich? Bei den Vieren, Seregil, sie hat schließlich ihre eigene Magie entschlüsselt.«
    Seregil senkte die Stimme bis auf ein Flüstern. »Aber warum, Alec? Klia und Torsin wurden in der Tupa der Virésse vergiftet, dessen bin ich mir sicher. Wenn ein Haman dahintersteckt, dann nicht Emiel, denn er war nicht dort.«
    »Wenn ein Haman dahintersteckt, dann kann es nur ein Dummkopf gewesen sein«, fügte Thero hinzu. »Schließlich wusste jeder von dem geplanten Jagdausflug am nächsten Tag. Warum sollten sie also ein Gift wählen, dessen Wirkung erst einsetzt, wenn sie mit ihnen zusammen ist?«
    »Und welchen Sinn hätte es, sie anzugreifen, wenn sie so oder so im Sterben liegt?«, gab nun Seregil zu bedenken.
    »Es sei denn, Emiel wusste nichts von dem Gift«, mutmaßte Alec. »Er ist ein gewalttätiger Mistkerl, Seregil. Er ist auch schon auf mich losgegangen, hier in der Stadt und vor Zeugen, ganz zu schweigen von dem, was er dir angetan hat.«
    »Das war etwas anderes. Klia anzugreifen war Wahnsinn. Nach allem, was Amali uns gerade erzählt hat, droht ihm nun Dwai Sholo.« Er gab Thero den Giftring. »Nimm ihn, und ich wette mein bestes Pferd, dass, sollte es dir gelingen, herauszufinden, wer ihn benutzt hat, es kein Haman war.«
    »Dann denkst du also, diese beiden Vorfälle haben gar nichts miteinander zu tun?«, fragte der Zauberer und musterte den tödlichen kleinen Metallgegenstand.
    »Du meinst, es gibt mehr als einen Clan, der Klias Tod wünscht?« Hinter seinen Augen spürte Alec die ersten Anzeichen für Kopfschmerzen. »Vielleicht hat Sarikali doch mehr Ähnlichkeit mit Rhíminee, als es den Anschein hatte.«
    Und er stellte fest, dass ihm dieser Gedanke gar nicht behagte.
     
    Rhaish í Arlisandin schickte die Zofen fort, kaum dass die skalanischen Besucher gegangen waren, und ging neben Amali in die Knie. Der stille Hauch des Triumphes in ihrer Haltung, jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken; für einen Augenblick hatte er das Gefühl, der Boden unter seinen Knien würde nachgeben.
    »Beim strahlenden Licht!«, keuchte er und umklammerte ihr Handgelenk. »Amali, was hast du getan?«
    Stolz reckte sie ihr Kinn vor, dennoch entgingen ihm die Tränen in ihren Augen nicht. »Was getan werden musste, mein Gemahl. Für Akhendi und für dich. Der Haman ist kein Mann von Ehre, und die Gewalt ging von ihm aus.«
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch Rhaish wich vor ihr zurück. Die schreckliche Mischung aus Kummer und Liebe im Antlitz seiner Gemahlin bohrte sich sengend wie ein Buschbrand in sein Bewusstsein, während die Welt um ihn herum immer düsterer wurde. Rhaish stolperte zu einem Stuhl und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Du wolltest dich mir nicht anvertrauen, mein Gemahl«, hauchte sie flehend. »Dennoch konnte ich deine Qual fühlen. Als Aura mir die Mittel in die Hände legte, wusste ich, was ich zu tun habe.«
    »Der Lichtträger hat damit nichts zu tun«, sagte er.
     
    Alec und Seregil gingen geradewegs zu Klias Zimmer. Zwar war sie noch immer nicht voll bei Bewusstsein, doch schien es ihnen angebracht, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen, als könnten sie ihr durch ihre bloße Nähe neue Kraft schenken.
    Das Gemach war der sicherste Raum im ganzen Haus. Zwei Urgazhi hielten vor der Tür Wache, und drinnen döste Beka gleich neben dem Bett. Als sie eintraten, zuckte sie zusammen und griff sofort nach ihrem Dolch.
    »Wir sind es nur«, flüsterte Seregil und trat näher.
    Klia schlief, doch in ihre fahlen Wangen war ein Hauch Farbe zurückgekehrt. Ein Schweißfilm bedeckte ihre Stirn

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