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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Jetzt sollten wir Emiel in die Halle bringen. Ich will, dass er dabei ist, wenn ich seinem Onkel die schlechten Neuigkeiten unterbreite.«
    »Ich kann es kaum erwarten, ihre Gesichter zu sehen«, sagte Beka, bevor sie mit Mercalle zur Hintertreppe marschierte.
    Thero wartete, bis die beiden Frauen fort waren, ehe er mit leiser Stimme sagte: »Ich habe darüber nachgedacht, was du von den Rhui’auros erzählt hast. Was auch immer deine Schwester glauben mag, ich denke, sie sehen in dieser ganzen Geschichte mehr als nur Politik. Ich bin überzeugt, dass sie die Allianz wollen.«
    »Ich auch«, entgegnete Seregil. »Ich frage mich nur, warum sie das nicht auch ihrem Volk klarmachen.«
    »Vielleicht finden sie kein Gehör«, meinte Alec.
     
    Nyal lungerte im Viehhof herum, als Beka mit Mercalle aus dem Haus kam, und ihr Herz tat bei seinem Anblick einen ganz und gar unmilitärischen Sprung. Dem Staub an seinem Umhang und seinen Stiefeln nach zu urteilen, war er gerade erst von einem Ausritt zurückgekehrt. Als sie näher kam, roch sie Bier und Kräuter in seinem Atem, und von seinen Haaren strahlte der Hauch einer frischen Brise aus. Sie hätte einen Monatssold dafür gegeben, fünf Minuten in seinen Armen zu verbringen.
    »Wir brauchen Material für eine Einäscherung, eine schnelle und heiße Einäscherung«, begrüßte sie ihn gezwungen neutral.
    Seine Augen weiteten sich vor Schreck. »Bei Auras strahlendem Licht, doch nicht Klia …«
    »Lord Torsin«, beruhigte sie ihn.
    »Ach ja, natürlich. Für solche Fälle wird Brennmaterial in der Stadt bereitgehalten«, entgegnete er. »Ich bin überzeugt, dass man es für eure Zwecke herausgeben wird, aber es ist vielleicht besser, wenn jemand aus dem Bôkthersa-Clan das Anliegen Skalas vorträgt. Soll ich Kheeta í Branín suchen?«
    »Dafür wäre ich dir dankbar«, sagte Beka erleichtert. »Ich möchte, dass der Meldereiter die Asche morgen schon mitnehmen kann, wenn das möglich ist.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, antwortete er und war schon auf dem Weg.
    »Er ist uns wirklich ein guter Freund, Rittmeisterin«, stellte Mercalle fest, und ihre Zuneigung war offensichtlich.
    Bei den Vieren, wie gern ich das glauben würde, dachte Beka, und blickte ihrem Liebhaber nach. »Ruft mir die Ehrengarde, Feldwebel. Sie sollen sich in fünf Minuten in der großen Halle einfinden. Lord Seregil empfängt die Haman, da wollen wir einen ordentlichen Eindruck hinterlassen.«
    Mercalle zwinkerte ihr zu. »Ich werde dafür sorgen, dass sie ausschließlich aus großgewachsenen grimmigen Soldaten besteht.«
    »Grimmige Soldaten zu finden, sollte angesichts dieser Gäste wohl keine Schwierigkeiten bereiten«, meinte Beka und klopfte Mercalle anerkennend auf die Schulter.
    Klias Zustand und ihre eigenen Schuldgefühle machten ihr viel zu sehr zu schaffen, um sich noch groß um den unwillkommenen ›Gast‹ in der Baracke zu kümmern. Als sie nun hineinging, um Emiel zu holen, wurde ihr bewusst, dass er unter den Augen von Klias persönlicher Leibgarde, die ihn ununterbrochen mit sengenden Blicken zu durchbohren schien, keine sonderlich angenehme Zeit verbracht haben dürfte.
    Unter seinen Bewachern gab es nicht einen, der ihm nicht mit Vergnügen die Kehle durchgeschnitten hätte.
    Ein halbes Dutzend Reitersoldaten hatte es sich in der Baracke bequem gemacht. Zwei weitere hielten an der Rückseite des Gebäudes Wache, wo Emiel mit den Überresten seiner letzten Mahlzeit auf seiner Pritsche hockte. Als sie näher kam, blickte er auf, und sie registrierte erfreut das besorgte Flackern in seinen Augen.
    »Auf mit dir! Du wirst im Haus erwartet«, befahl sie.
    Außerhalb der Baracken blinzelte Emiel geblendet, während sich seine Augen an das helle Licht der Nachmittagssonne gewöhnten. Seine Miene verriet keine Furcht, doch sie sah, wie er sich verstohlen nach der Verlockung des offen stehenden Tores im Viehhof umblickte.
    Nur zu, versuch es, dachte Beka, wobei sie ihren Griff ein wenig lockerte. Insgeheim fragte sie sich, ob er wusste, wie erfreut sie wäre, sollte er ihr einen Anlass liefern, ihn niederzuschlagen.
    Natürlich war der Bursche klug genug, nichts Derartiges zu tun. Stattdessen hielt er seine verächtliche Miene aufrecht, bis sie die Halle betraten und er seinen Onkel und ein halbes Dutzend Clanangehörige vor Theros provisorischem Tribunal erblickte. Alec und Säaban warteten zu beiden Seiten des Zauberers, und Mercalle hatte hinter ihnen Posten bezogen. Einen Augenblick

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