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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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durchgehen.«
    Trotz der Dunkelheit konnte Seregil das Erröten verlegener Freude erkennen, das die Wangen seines Freundes überzog.
    »Was ist mit dir?«, fragte Alec, während er sein Schwert gürtete.
    Seregil betrachtete den verbliebenen Sen’gai, der unberührt auf dem Bett lag. »Nein. Sollte ich jemals wieder einen Sen’gai anlegen, so wird es der sein, der mir von Rechts wegen zusteht.«
    Thero schlüpfte in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Ich denke, es wird Zeit für euch. Seid ihr so weit?«
    Seregil wechselte rasch einen Blick mit Alec. Dann nickte er. »Du gehst voraus und sorgst dafür, dass der Weg frei ist. Wir bleiben direkt hinter dir.«
     
    Der dunkle Innenhof machte einen verlassenen Eindruck. Thero blieb einen Augenblick stehen, ehe er Seregil und Alec zuwinkte, ihm zu folgen. Mit einem stillen Dank an Beka machte sich Seregil auf den Weg zum Stall.
    Drinnen sattelte eine einsame Frau im Dämmerschein eines Lichtsteines ein Pferd mit aurënfaiischem Zaumzeug. Zwei weitere Rösser, eines aurënfaiisch, eines skalanisch, waren bereits reisefertig. Die Frau hörte sie eintreten, wandte sich um und schob die Krempe ihres Helmes zurück.
    »Bei Bilairys Eiern«, fluchte Seregil.
    Es war Beka. Sie hatte ihre Offiziershalsberge gegen eine Kuriertasche getauscht und trug den abgetragenen Umhang eines einfachen Meldereiters. Ihr langes rotes Haar hatte sie zu einem festen Zopf geflochten.
    »Was tust du da?«, zischte Thero nicht minder überrascht.
    »Ich werde die beiden begleiten, solange es notwendig ist«, flüsterte sie, als sie Alec und Seregil die Zügel der aurënfaiischen Pferde überreichte.
    »Du wirst hier gebraucht!«
    »Darüber habe ich den ganzen Tag nachgedacht«, sagte sie. »Und das ist das, was die Vernunft gebietet. Zurzeit ist nichts wichtiger als Korathan aufzuhalten. Rhylin und Braknil werden hier allein zurechtkommen, bis wir diese Sache hinter uns haben. Und wenn wir es nicht schaffen – nun, dann wird das auch nichts mehr ausmachen.«
    Seregil legte dem Zauberer eine Hand auf den Arm, um ihn von weiteren Einwänden abzuhalten. »Sie hat Recht.«
    Die Stirn in sorgenvolle Falten gelegt, gab Thero auf. »Ich kann euch abschirmen, bis ihr die Stadt verlassen habt«, bot er an, wobei er seinen Zauberstab zog.
    »Nein, lass das lieber. Hier gibt es zu viele Leute, die deine Magie an uns förmlich riechen können. Wir werden zurechtkommen, immerhin sind zwei von uns …« Er beendete den Satz in Zeichensprache und zeigte Thero rasch das Zeichen für ›Wächter‹.
    Alec sah es und deutete mit einem Nicken auf Beka. »Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Zahl auf drei zu erhöhen? Ich bin sicher, Magyana wäre einverstanden.«
    »Das denke ich auch«, stimmte Seregil zu. »Das geht ein bisschen schneller als vorgesehen, aber sie ist der Aufgabe ohne Zweifel würdig.«
    »Meint ihr das ernst?«, hauchte Beka mit weit aufgerissenen Augen.
    Er grinste. Die Wächter waren eine sonderbare, verstreute Truppe – nicht einmal er kannte alle Mitglieder –, aber Beka hatte schon in ihrer frühesten Jugend genug gesehen, um sich eine eigene Meinung zu bilden.
    »Beka, ist dir klar, was es bedeutet, ein Wächter zu sein?«, fragte Thero.
    »Durchaus«, erwiderte sie, womit sie Seregils Vermutung bestätigte. »Wenn es bedeutet, Skala zu dienen, wie Seregil und mein Vater es getan haben, so bin ich bereit.«
    »Es gehört noch viel mehr dazu, aber darum kümmern wir uns später«, sagte Seregil in der Hoffnung, dass sie diese überstürzte Entscheidung während der dunklen Zeiten, die vor ihnen lagen, niemals würde bereuen müssen. »Na los, Thero.«
    Thero zog einen antiken Elfenbeindolch aus seinem Gürtel hervor und ließ ihn Kraft seiner Magie nur Zentimeter von Bekas Gesicht entfernt durch die Luft kreiseln. Dies war die sicherste Methode, Wahrheit und Lüge zu unterscheiden, und sie gestattete keine Fehler. Beka stand regungslos da, den Blick starr auf Thero gerichtet.
    Der Anblick wollte Seregil die Kehle zuschnüren. Dieses Messer hatte einst Nysander gehört und sich auf die gleiche Weise vor seinem Antlitz bewegt, als er noch ein sehr junger Mann gewesen war. Jahre später hatte auch Alec die Bedrohung durch die Klinge erfahren und die Prüfung bestanden.
    »Beka, Tochter der Kari«, flüsterte Thero. »Ein Wächter muss sorgsam beobachten und die Geheimnisse bewahren, die bewahrt werden müssen. Schwörst du bei deinem Herzen, deinen Augen und den Vieren, all das

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