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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Worten folgte ein Hagelschauer kleiner Steine. Einer prallte an Bekas Helm ab, ein anderer traf Seregil am Rücken. Das Pferd scheute, doch Seregil hielt es unverdrossen zu einem ruhigen, gleichmäßigen Schritt an.
    »Möge Aura euch Frieden bringen, Brüder«, sagte er.
    »Frieden! Frieden!«, schallte es höhnisch zurück, untermalt von einem neuerlichen Steinregen. Einer der Steine schrammte über Bekas Wange, als sie unklugerweise einen Blick zurück warf. Wütend wollte Alec sein Pferd zügeln, um es dem Schützen heimzuzahlen, doch sie hielt ihn zurück.
    »Lass das. Dafür haben wir keine Zeit!«, befahl sie, ehe sie ihr Pferd mit den Absätzen zum Galopp trieb.
    Die Goliníl gaben die Verfolgung bald auf, dennoch verlangsamten die drei Reiter ihr Tempo nicht, ehe sie auf offenem Gelände waren. Wie weit noch, bis er das Gesetz brechen wird? fragte sich Alec, als sie unter dem Sternenhimmel in einen gemächlichen Trab fielen.
    Genau in diesem Moment drang der Bash’wai-Geruch erneut auf ihn ein, dieses Mal stark genug, ihm den Atem zu rauben. Im Sattel schwankend fühlte er die dunkle Macht mehr als er sie sah, spürte, wie sie ihn einhüllte, ihn blendete und in seinen Ohren dröhnte. Dann waren die Sterne wieder da, strahlender denn je, wenngleich sie seltsam zur Seite zu fallen schienen.
    Hart stürzte er zu Boden. Später war er dankbar für den Umstand, dass er gar nicht erst versucht hatte, seinen Sturz mit einem Arm abzufangen, denn sonst hätte er ihn sich sicher gebrochen, oder zumindest ausgerenkt. Stattdessen steckten seine Rippen einen heftigen Stoß ein. Keuchend und am ganzen Körper von einem sonderbaren Kribbeln erfasst, blieb er einen Augenblick reglos liegen.
    Dann war Seregil über ihm und betastete besorgt fluchend Alecs Kopf. »Ich habe gar nichts bemerkt – ich kann kein Blut entdecken. Wo haben sie dich getroffen?«
    »Getroffen?« Alec mühte sich in eine aufrechte Haltung. »Nein, das waren nur die Bash’wai. So stark habe ich sie noch nie gefühlt.«
    Beka blickte Seregil mit gezogenem Schwert über die Schulter. »Was haben sie dir getan? Du bist einfach in Ohnmacht gefallen.«
    »Muss wohl ihre Vorstellung davon sein, Abschied zu nehmen«, sagte Alec mit schmerzverzerrtem Gesicht, als Seregil ihm auf die Beine half.
    »Oder eine Warnung«, widersprach Beka finster und sah sich forschend in der Finsternis um.
    »Nein, es war anders.« Er erzitterte, als er sich des Gefühls, vollkommen eingehüllt zu sein, erinnerte.
    »Du zitterst am ganzen Leib«, murmelte Seregil, und fasste mit einer Hand an Alecs Wange.
    »Es geht mir gut. Wo ist mein Pferd?«
    Beka reichte ihm die Zügel. »Wir sollten erst einmal etwas langsamer reiten, schließlich wollen wir nicht, dass du bei vollem Galopp aus dem Sattel kippst.«
    Als sie sich wieder auf den Weg machten, sah sich Alec noch einmal nach der Stadt um. Beinahe erwartete er, hinter ihnen umhertreibende Schatten zu sehen. Von ihrer Position aus wirkte Sarikali trügerisch friedlich, ein dunkles Durcheinander aus Gebäuden unter dem Nachthimmel, in dem hier und dort der gelbe Schimmer der Wachfeuer aufleuchtete.
    »Adieu«, flüsterte er.
     
    Die Sterne lieferten das einzige Licht, als sie die Brücke überquerten und auf der Hauptstraße weiter in Richtung des schützenden Blätterdaches des dahinterliegenden Waldes ritten.
    Im Laufe der Nacht streckte Alec sacht die Fühler über die Talímenios-Bande aus, beständig auf der Suche nach Antworten auf die Fragen, die zu stellen zuvor keine Zeit geblieben war. Seregil sah sich zwar mit einem Lächeln nach ihm um, doch seine Gedanken verbargen sich hinter undurchdringlicher Stille.
    Hochgewachsene Fichten und Eichen säumten zu beiden Seiten die Straße und bildeten mit ihren Ästen dann und wann das Dach eines finsteren, bedrohlich wirkenden Tunnels. Fledermäuse umflatterten sie zwitschernd auf der Jagd nach großen Motten, deren Flügel an staubige Fingerabdrücke gemahnten. Eine Weile flog eine Eule neben Alec her, in deren Klauen eine Beute mit einem langen Schwanz baumelte. Andere Kreaturen begleiteten ihren Weg mit dem Aufblitzen gelber Augen oder einem aufgeschreckten Kreischen.
    Als ein Bach direkt an die Straße grenzte, zügelten sie kurz ihre Pferde, um die Tiere zu tränken. Selbst ebenfalls durstig, stieg Alec ab und ging einige Schritte stromaufwärts, um seinerseits zu trinken. Er wollte sich gerade niederhocken, als er einen scharfen Gestank bemerkte. Die Pferde rochen ihn

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