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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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erhaschen.
    Alec wisperte eine Antwort und beeilte sich, zu verschwinden.
    Blinzelnd wandte sich der Junge erneut Beka zu. »Ich kenne Euch nicht.«
    Beka zuckte entschuldigend die Achseln, so, als hätte sie ihn nicht verstanden, dann steckte sie den Lichtstein in die Tasche und führte ihr Pferd hinaus.
    Hinter ihr raschelte das Heu, und sie hörte, wie der Junge murrte: »Elende Skalaner.«
    Beinahe wie zu Hause, dachte sie vergnügt, zog eine Münze aus ihrer Börse und warf sie in seine Richtung.
    »Jetzt sind wir gesehen worden«, murmelte Alec, als sie wieder auf der Straße waren.
    »Dagegen war nichts zu machen«, erwiderte Seregil. »Außerdem hält er uns für die üblichen Reiter, und wir werden schon weit weg sein, ehe irgendjemand kommt und sich nach uns erkundigt.«
    »Hoffentlich hast du Recht«, meinte Beka zweifelnd.
     
    Nachdem Seregil und seine Freunde fort waren, schlich Thero durch die Räume des Gästehauses. Nur Braknil und Rhylin teilten sein Wissen; was die anderen betraf, so ging Beka ihrer Pflicht an der Seite der Prinzessin nach. Klia war noch immer bewusstlos, was immer dann, wenn Mydri im Laufe der Nacht ihre verstümmelte Hand untersuchte und überlegte, ob sie noch mehr amputieren sollte, beinahe einer Gnade gleichkam.
    Von Anfang an war die kleine Delegation gleich Samenkörnern über trockener Erde durch dieses fremde Land gerieselt. Nun, da so viele fort waren, tot, schwerkrank oder einfach nicht mehr in der Stadt, war das Gefühl der Leere noch stärker geworden. Thero verstärkte die Schutzbanne, die er über dem Haus errichtet hatte, ehe er sich auf den Colos zurückzog. Die aromatische Brise, die seinen Nacken streifte, fühlte sich gut an, als er einige Tropfen Kerzenwachs aus der Tasche zog und knetete, bis sie weich und formbar waren. Dann modellierte er zwei Kugeln und zog seinen Zauberstab hervor. Er löste die beiden Haarsträhnen – eine gehörte Alec, die andere Seregil – die an ihm befestigt waren, und arbeitete sie in die Wachskugeln ein, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Er sprach die passenden magischen Worte und zeichnete mit der Spitze seines Dolches geheimnisvolle Muster über die Kugeln. Kurz flackerte jede von ihnen in einem sanften roten Schein auf, der gleich darauf verlosch. Zufrieden verstaute er sie für späteren Gebrauch in seiner Tasche.
    Inzwischen war Mitternacht längst vorbei; in der Ferne konnte er einige winzig erscheinende Feuerstellen ausmachen. Als er sich vorstellte, wie Freunde oder Liebende sich gemeinsam im Schein dieser Feuer die Zeit vertrieben, überwältigte ihn plötzlich ein Gefühl tiefster Einsamkeit. Die Menschen, denen er am meisten vertraute, waren inzwischen meilenweit entfernt und setzten ihre Ehre aufs Spiel, um ihrer Prinzessin zu dienen.
    Verärgert schüttelte er die trüben Gedanken ab und lehnte sich bequem zurück, um ein wenig zu meditieren. Doch stattdessen führten seine unsteten Gedanken ihn zurück zu der Vision, die er während seines ersten Besuches im Nha’mahat erfahren hatte. Geistesabwesend glättete er den Stoff seiner Robe; der Drachenbiss war verheilt, doch die Wundmale, die er zurückgelassen hatte, erinnerten eindrucksvoll an jene nächtlichen Enthüllungen, die ihm doch nur halb bewusst waren.
    Etwas landete auf seinem Handrücken und versetzte ihm einen heftigen Schrecken. Als er hinabblickte, erkannte er einen kleinen Drachen, gerade so groß wie sein Daumen. Er klammerte sich mit den Klauen fest und betrachtete ihn neugierig.
    Er blieb ganz still sitzen und fragte sich, ob das Geschöpf ihn wohl beißen würde. Der Drache jedoch faltete seine Flügel und schloss schläfrig die Augen. Warm drückte sich der glatte Bauch an die Hand des Zauberers.
    »Danke«, murmelte er. »Ich kann ein wenig Gesellschaft gut gebrauchen.«
    Die Wärme des Drachens breitete sich über seine Hand hinaus aus und wärmte ihn bald durch und durch. Lächelnd gab er sich einer stillen Meditation hin. Wenn der Tumult erst losging, würde er all seine Sinne brauchen.

 
39
Die Wege trennen sich
     
     
    In der Nacht waren Wolken über das Gebirge gezogen, und die Dämmerung zog nur langsam hinter einem Schleier feiner Regentropfen herauf. Beka leckte einen der süßen Tropfen von ihrer Wange, dankbar für den wohltuenden Geschmack des frischen Wassers.
    Sie waren die ganze Nacht hindurch geritten und hatten sich an die Hauptstraße gehalten, um den Anschein aufrechtzuerhalten, sie wären ganz gewöhnliche Meldereiter.

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