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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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»Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass ich glaube, du hast recht, zumindest was seine Gefühle für Beka angeht. Trotzdem sollten wir ihn ihm Auge behalten. Lass uns gehen.«
     
    Es war nicht zu übersehen, dass Beka die Gedankenwelt des Übersetzers in dieser Nacht und am folgenden Morgen uneingeschränkt beherrschte, auch wenn sie seiner Aufmerksamkeit nach wie vor mit offensichtlichem Amüsement begegnete.
    Der zweite Tag verging beinahe wie der erste. Es wurde kälter, und als der Wind drehte, fühlte Alec den Hauch der Gletscherkälte auf seinem Rücken. Kurz nach der Mittagsstunde sank das Gelände sacht ab. Blind reitend fiel es ihm schwer, nicht einzudösen. Sein Kinn sank langsam auf seine Brust, als ihn plötzlich feuchtwarme, beißende Luft wieder voll zu Bewusstsein brachte.
    »Was ist das?«, fragte er mit gerümpfter Nase.
    »Der Atem eines Drachen!«, rief einer der Aurënfaie.
    Er wollte nach der Augenbinde greifen, als jemand sein Handgelenk packte. Da hörte er rings um sich Gelächter.
    »Das war nur ein Scherz, Alec«, versicherte ihm sein Begleiter, und seine Stimme klang, als würde er sich ebenfalls königlich amüsieren. »Es ist nur eine heiße Quelle. Auf dieser Seite der Berge gibt es viele solcher Quellen, und manche stinken noch schlimmer.«
     
    Alec nahm den seltsamen Geruch noch einmal wahr, gerade als ihm am Nachmittag endlich die verhasste Augenbinde abgenommen wurde.
    Wenige Meilen voraus lag ein Tal zwischen den vereisten Hängen zweier hochaufragender Gipfel. Hier war der Pass breiter, und dann und wann verhüllten Dampfwolken, die aus dem Boden aufstiegen oder über der Oberfläche kleiner Tümpel waberten, die Hänge zu beiden Seiten.
    Weiter unten lag ein kleiner See, dessen schimmernde blaue Oberfläche unter dem aufsteigenden Dunst glitzerte wie eine Scherbe Ylani-Porzellan. Das Wasser, das in der Mitte des Teiches in einem tiefen Azurblau strahlte, zeigte sich zum Ufer hin, wo Felsen von grau-gelber Farbe lagen, in einem fahlen Türkiston. Steiniger Boden, bar jeglicher Vegetation, umrahmte das Wasserloch, und über die Böschung verlief eine Reihe dunklerer Steine, die sich wie Flecken vom Hintergrund abhoben.
    »Einer eurer ›Spiegel des Himmels‹?«, fragte Alec.
    »Ja«, bestätigte Seregil. »Das ist die größte heiße Quelle an diesem Weg und ein besonders heiliger Ort.«
    »Warum?«
    Seregil lächelte. »Das soll die Amali erzählen. Wir befinden uns nun in der Fai’thast der Akhendi.«
     
    Oberhalb des Tümpels schlugen sie ihr Lager auf. Es war warm in dem kleinen Tal. Der Boden gab Hitze ab, die sogar durch die starken Sohlen ihrer Stiefel drang.
    Der Gestank war hier noch stärker und erinnerte an faule Eier. Die gelbliche Farbe, die Alec schon vorher aufgefallen war, schwamm als Kruste auf dem Wasserspiegel.
    »Schwefel«, bemerkte Thero, während er ein bisschen von der Kruste zwischen den Fingern rieb und mit einer orange-roten Flamme entzündete.
    Trotz des Gestanks entledigten sich die meisten Faie bereits ihrer Kleider und machten sich bereit zum Bade. Amali ä Yassara füllte einen Becher mit dem Wasser und bot ihn Klia dar.
    »Seltsamer Ort, für einen heiligen Platz, findest du nicht?«, fragte Alec, während er das sich sanft kräuselnde Wasser misstrauisch beäugte. »Jedenfalls kann es nicht giftig sein, wenn jedermann davon trinkt.«
    Als er zaghaft die Temperatur des Wassers testete, stellte er fest, dass es so warm wie Badewasser war. Mit den Händen schöpfte er ein wenig Flüssigkeit und nippte an ihr, doch es fiel ihm schwer, sie zu schlucken. Der metallische Geschmack lud nicht gerade zu tiefen Zügen ein.
    »Eine Mineralquelle!«, stellte Thero fest, während er sich die Lippen abwischte, was Amalis Aufmerksamkeit nicht entging.
    »Ihr wundert Euch wohl, warum wir einen solchen Ort ehren?«, fragte sie, lachend angesichts der Miene des Zauberers. »Nun, ich werde es Euch bald zeigen. In der Zwischenzeit solltet Ihr alle ein Bad nehmen, besonders Ihr, Alec í Amasa. Das Wasser ist heilkräftig und wird Eurem Ohr gut tun.«
    »Ist mein Talímenios ebenfalls willkommen?«, fragte Alec in respektvollem Ton, obwohl sich sein Magen verkrampfte.
    Amali errötete, schüttelte aber den Kopf. »Das kann ich nicht gestatten.«
    »Dann danke ich Euch für das Angebot.« Er verbeugte sich leicht und schlenderte in Richtung der Zelte davon. Seregil folgte ihm.
    »Du hättest das nicht tun müssen.«
    »Doch, das musste ich. Ich kann nicht zulassen,

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