Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
eine erfreuliche Abwechslung in der behaglichen Wärme des Turmes. Die Reiter tauschten Brot gegen dravnischen Käse und bereiteten schließlich ein gemeinsames Mahl für alle. Geschichten und Neuigkeiten, die Nyal und Seregil den Skalanern übersetzten, ließen den Abend schnell vorübergehen.
Nach einigen Stunden entschuldigte sich der Ra’basi und ging hinaus, um etwas frische Luft zu schnappen. Einige Augenblicke später tat Seregil es ihm gleich, wobei er Alec jedoch heimlich ein Zeichen gab, ihm nach einem weiteren Moment zu folgen. In der Annahme, er wolle für einen kurzen Zeitraum mit ihm allein sein, zählte Alec bis zwanzig, ehe er ebenfalls hinausging.
Doch Seregil hatte anderes im Sinn. Direkt vor der Tür berührte er Alecs Arm und deutete auf zwei dunkle Gestalten auf dem Weg zum Turm, die in der nächtlichen Finsternis kaum zu erkennen waren. »Nyal und Amali«, flüsterte er. »Sie ist vor ein paar Minuten hinausgegangen, und er ist ihr gefolgt.«
Alec sah zu, wie die beiden hinter einer Biegung verschwanden. »Sollen wir ihnen folgen?«
»Zu riskant. Keine Deckung. Außerdem hallt jedes Geräusch von den Felsen wider. Wir können nur hier warten und sehen, wie lange sie fortbleiben.«
Sie gingen die Rampe hinunter und setzten sich auf einen großen flachen Felsen nahe der Mauer, als plötzlich von der Tür über ihnen lautes Gelächter erklang.
Sie müssen einen anderen Übersetzer gefunden haben, dachte Alec. Einen Augenblick später hörte er, wie Uriel ein Soldatenlied anstimmte.
Erfolglos versuchte Alec, die Stimmung seines Gefährten einzuschätzen, während sie dort in der Dunkelheit saßen. Je weiter sie ins Landesinnere Aurënens kamen, desto distanzierter gab er sich, als würde er immer angestrengter auf eine innere Stimme horchen, die nur er selbst wahrnehmen konnte.
»Warum hast du mir nie erzählt, dass du von den Hâzadriëlfaie gefangen gehalten wurdest?«, fragte er schließlich.
Seregil lachte leise. »Weil das nie passiert ist, jedenfalls nicht mir. Ich habe die Geschichte von einem anderen Verbannten gehört. Der Teil über die Sammlung der Legenden ist wahr, und ich hatte genug Heimweh, darüber nachzudenken, ob ich die Reise antreten sollte, aber der Mann, der mir die Geschichte erzählt hat, hat es mir wieder ausgeredet, so wie ich dir, falls du dich erinnerst.«
»Glaubst du, Nyal ist ein Spion?«
»Er ist ein Lauscher. Und mir gefällt nicht, wie schnell er mit Beka vertraut geworden ist. Wenn du ein Spion bist, welcher Ort könnte dann besser sein, als die Seite von Klias Beschützerin?«
»Darum hast du ihm die Unwahrheit erzählt?«
»Und jetzt warten wir darauf, wo und wann sie wieder zutage tritt.«
»Wirst du Klia etwas erzählen?«
Seregil zuckte die Schultern. »Noch gibt es nichts zu berichten. Außerdem mache ich mir im Augenblick mehr Sorgen um Beka. Sollte sich herausstellen, dass er ein Spion ist, dann wird das kein gutes Licht auf sie werfen.«
»Nun gut. Trotzdem glaube ich immer noch, dass du dich irrst.« Ich hoffe, du irrst dich, korrigierte er sich in Gedanken.
Etwa eine halbe Stunde hielten sie Wache, bis sie in der Dunkelheit das Geräusch der zurückkehrenden Schritte hörten. Im tiefen Schatten der Rampe beobachteten sie, wie Amali, auf Nyals Arm gestützt, zurückkehrte. Beide hatten im Gespräch die Köpfe zusammengesteckt und schienen Alec und Seregil in den Schatten nicht zu bemerken.
»Dann wirst du also nichts sagen?«, hörte Alec Amali flüstern.
»Natürlich nicht, aber ich bin nicht sicher, ob dein Schweigen wirklich weise ist«, entgegnete er in besorgtem Ton.
»Es ist meine Entscheidung.« Sie ließ seinen Arm los und ging die Rampe hinauf.
Nyal blickte ihr nach, ehe er offensichtlich tief in Gedanken den Pfad zurückspazierte.
Seregil legte seine Hand über Alecs. »So, so«, flüsterte er. »Geheimnisse im Dunkeln. Wie interessant.«
»Bisher haben wir noch gar nichts. Die Akhendi unterstützen Klia.«
Seregil runzelte die Stirn. »Aber die Ra’basi möglicherweise nicht.«
»Ich glaube trotzdem, dass du gegen Windmühlenflügel kämpfst.«
»Was? Alec, warte!«, zischte Seregil.
Aber Alec war bereits gegangen und schlenderte nun geräuschvoll den Pfad hinab. Steine knirschten lautstark unter seinen Stiefelsohlen, und er summte vor sich hin, als wäre er besonders gut gelaunt.
Bald fand er den Übersetzer, der neben dem Pfad auf einem Stein hockte und zu den Sternen hinaufstarrte.
»Wer ist da?«, rief Alec,
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