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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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bald vereinen.
     
    So wundervoll in diesem Grün zu wühlen,
    vom krönenden Monde immerdar beschienen,
    Ach werde ich je von deinen Silberströmen trinken,
    und noch einmal in deine Himmelsspiegel sinken?
     
    »Wahrhaftig die Stimme eines Barden«, seufzte Säaban, während er sich die Augen mit dem Ärmel abwischte. »So kraftvoll, so voller Gefühle. Ich hoffe, du kennst auch fröhlichere Lieder.«
    »Ein paar«, sagte Seregil. »Alec, gib uns den Ton zu ›Lieblich erhebt sich mein Liebster‹.«
    Das skalanische Lied erfreute sich allgemeiner Beliebtheit, und bald stimmten wie aufs Stichwort weitere Instrumente mit ein.
    »Wo ist Urien?«, rief Seregil, während er in den Garten hinaus zu den Soldaten blinzelte. »Jemand soll dem Jungen eine Laute geben.«
    Das reichte, die Zurückhaltung der Urgazhi zu brechen. Die Freunde des jungen Reitersoldaten trugen den errötenden Musiker beinahe gewaltsam herbei und verlangten nach ihren beliebtesten Balladen, als befänden sie sich in einer Taverne.
    »Zu Ehren der Dekurie, Soldat!«, befahl Mercalle mit spöttischem Ernst.
    Urien nahm die aurënfaiische Laute entgegen und strich bewundernd mit der Hand über den wohlgerundeten Klangkörper.
    »Zu Ehren der Turma«, antwortete er, als er die Saiten anschlug. »Dies stammt aus einer Zeit, bevor ich zu den Urgazhi gestoßen bin.«
     
    Man nennt uns die Geisterwölfe,
    und das ist, was wir sind,
    Folgen dem Todesstern zum Feind,
    das weiß ein jedes Kind.
    Wir sind die Geisterwölfe,
    furchtlos und geschwind,
    Furchtlos auch die Hauptfrau war,
    und wir folgten ihr blind.
     
    Gestellt hat sie sich stets dem Feind
    und immer auch dem Tod,
    Unter der schwarzen Sonne,
    an jenem Dämonenhort,
    Umzingelt von den schwarzen Schilden
    von Plenimar,
    Bis Mardus, der Herrscher,
    in seinem Blute lag.
     
    Bestürzt sah Alec, wie Seregils Lächeln gefror und Thero erbleichte. Eine der vielen Balladen, die von den frühen Heldentaten der Urgazhi-Turma erzählten, eben diese handelte von Nysanders Tod. Glücklicherweise griff Beka ohne Zögern ein.
    »Genug, genug!«, flehte sie, wobei sie ihre Sorge hinter einer Maske aufgesetzten Spaßes verbarg. »Bei den Vieren, Urien, von all den grausamen, abgedroschenen Balladen wählst du gerade diese! Spiel uns ›Illiors Antlitz im Wasser‹ zu Ehren unserer Gastgeber.«
    Der getadelte Soldat nickte und begann mit seinem makellosen Spiel. Seregil stand auf und gesellte sich wieder zu Alec.
    »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen. Ist alles in Ordnung?«, flüsterte er, und versuchte unbewegt zu wirken.
    Alec nickte.
    Die Weise endete, und Kheeta bot Klia eine Harfe an.
    »Wie steht es mit Euch, Mylady?«
    »Oh nein! Ich habe eine Stimme wie eine Krähe. Thero, habe ich Euch nicht eine nette Ballade nach unserem Sieg zu Rösserkreuz vortragen gehört?«
    »Damals hatte ich mehr getrunken als heute, Mylady«, entgegnete der Zauberer, und eine sanfte Röte überzog seine hageren Wangen, als sich sämtliche Blicke auf ihn richteten.
    »Nun seid nicht so schüchtern!«, rief Feldwebel Braknil. »Wir haben Euch an Bord der Zyria auch nüchtern singen gehört.«
    »Wie auch immer, doch vielleicht würden unsere Gastgeber eine Demonstration der Magie der Dritten Orëska bevorzugen?«, konterte Thero.
    »Sehr gern«, stimmte Mydri fröhlich zu.
    Thero zog einen Beutel mit feinem Sand hervor und verteilte ihn kreisförmig auf dem Boden vor den Sofas. Mit seinem Kristallstab zeichnete er eine Reihe glimmender Zeichen über dem Sand in die Luft. Doch statt der ordentlichen Konfigurationen, die er üblicherweise schuf, schwollen diese Siegel an, blähten sich und explodierten kraftvoll genug, den Sand zu zerstreuen und Weinkrüge umzuwerfen. Mit einem erschrockenen Aufschrei ließ Thero den Stab fallen und legte die Hand an den Mund.
    Alec musste ein Kichern unterdrücken; der sonst so reservierte Zauberer sah aus wie eine Katze, die auf einer Eisscholle den Halt verloren hat, gekränkt und fest entschlossen, seine Würde zu bewahren, ehe irgendjemand seine Unsicherheit bemerkte. Neben ihm bebte Seregil vor unterdrücktem Gelächter.
    »Ich bitte um Vergebung!«, rief Thero bestürzt. »Ich … ich weiß nicht, wie das geschehen konnte.«
    »Es war mein Fehler. Ich hätte Euch warnen sollen«, beruhigte ihn Adzriel, die selbst ein Lächeln niederkämpfen musste. »Magie muss an diesem Ort mit großer Umsicht gewirkt werden. Die Macht Sarikalis verstärkt die Eure, was manchmal zu

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