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Schattengott

Schattengott

Titel: Schattengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Paulus
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eins erstellen lassen. Da hat
viel gestimmt. Die Trennung meiner Eltern. Der frühe Tod meines Vaters. Alles
Dinge, die niemand ausser mir wusste.»
    Heini hob flatternd die Hände. «Steht am Ende alles in den Sternen?»
    Sabina klopfte ihm auf den Bauch. «Das mit deinem Fleisch bestimmt.
Hau rein, hast ja schon einen richtigen Hungerbauch.»
    Er schmunzelte, denn noch immer gehörte er zu den beleibteren
Geschöpfen im Kanton Graubünden.
    Malfazi kam mit ein paar Kollegen in die Teeküche.
    «Schön, dass ihr da seid», begrüsste Sabina die Runde.
    Sie hatte Sekt und Orangensaft mitgebracht und verteilte die Gläser.
    «Auf dich, Sabina.» Malfazi erhob das Glas.
    «Viva Sabina!», riefen die Kollegen.
    Über den Small Talk, der bei solchen Anlässen üblich war, kamen sie
nicht hinaus.
    «Und, was machst du morgen?», fragte Sabina Malfazi.
    «Hab mir den Freitag auch noch freigenommen, bin bis Sonntag Abend
unterwegs», sagte er. Dann verabschiedete er sich unter dem Vorwand, noch rasch
telefonieren zu müssen. Einmal mehr hatte er es geschickt umgangen, etwas über
sein Privatleben zu erzählen.
    Als sich die Runde langsam auflöste, spülte Sabina mit einer jungen
Kollegin die Sektgläser und verliess anschliessend das Polizeikommando. Ihr
Auto liess sie im Polizeihof stehen und ging zu Fuss in die Stadt.
    Auf dem Weg ins Zentrum kam sie an den Nachtclubs vorbei. Sie sah
sich die Fotos der Frauen an: Mona, Lisa, Daira. Ihr war auch einmal ein
solches Engagement als Tänzerin angeboten worden. Von einem besoffenen
Nachtclubbesitzer auf einer Skihütte in Davos. Sie hatte dankend abgelehnt.
    In der Fussgängerzone schlenderte sie durch die Boutiquen, sah sich
in einem Designladen ein paar Lampen an und spazierte durchs Bärenloch. Sie
mochte diese schiefen Häuser, die alten Holztüren. In einer kleinen Gasse kam
sie an einem Juwelier vorbei, der «Heimatkunst» anbot, wie auf dem Ladenschild
stand. Sie ging zum Schaufenster des Ladens, das die ganze Breite des schmalen
Hauses einnahm. Die Schmuckstücke in der Auslage liessen sie stutzen. Es waren
Silberringe und Armreife, in die archaisch anmutende Sgraffitomuster eingeritzt
waren.
    Sabina drückte die Klinke und betrat den Laden. Aus einer kleinen
Werkstatt hinter der Kasse kam ein etwa vierzigjähriger Mann mit runder
Nickelbrille und masslos ausufernder Mähne, eine Art Alpen-John-Lennon der
späteren Tage.
    «Salü, wie kann ich helfen?», fragte er.
    «Hoi. Ich habe die Armreife im Schaufenster gesehen und würde so was
gerne mit einem Namen versehen lassen, geht das?», fragte Sabina.
    «Natürlich», sagte der Mann, «schau, so würde das aussehen.» Er
deutete auf einige Schmuckstücke, die an einer Schauwand hingen. Es waren
schlichte Armbänder und Ketten aus matten Steinperlen, in die Buchstaben
eingraviert waren. Sabina nahm eine Kette, in die der Name Anna eingearbeitet
war, und untersuchte sie. Diese Schrift, diese Buchstaben. Es war genau der
Stil der Wortbotschaften.
    «Fertigen Sie den Schmuck selbst an?», fragte Sabina.
    «Ja.»
    «Und machen Sie oft Auftragsarbeiten?»
    «Das mit den Namen sind fast alles Auftragsarbeiten.»
    Sabina zückte ihren Polizeiausweis und legte mit einer beiläufigen
Handbewegung ihre Waffe unter der Jacke frei. Der Mann zuckte leicht zurück.
    «Ja was …», stammelte er.
    «Nur ruhig. Können Sie mit den Namen Katharina Jakobs, Iris Grenz
und Maria Melchior etwas anfangen?»
    «Nein, nie gehört.»
    Auf dem Tresen lag eine Ausgabe des Bündner Tagblatts.
    «Lesen Sie nie die Zeitung da?», fragte Sabina.
    «Doch. Schon.»
    «Dann haben Sie sicher auch mal etwas über die drei Frauen gelesen,
die seit Ostern vermisst werden.»
    «Ach so, ja, hab ich. Aber schon länger nicht mehr.»
    «Ja, das stimmt. Die Frauen sind wie vom Erdboden verschwunden. Herr …»
    «Bühler», ergänzte er.
    «Herr Bühler. Da in diesen Vermisstenfällen Botschaften mit genau
dieser Schrift eine Rolle spielen» – sie zeigte auf die Armbänder –
«muss ich Sie bitten mitzukommen.»
    «Aber warum denn?», fragte Bühler.
    «Weil ich wissen muss, mit wem Sie Kontakt hatten und wo Sie sich in
den letzten Wochen aufgehalten haben. Und das machen wir nicht hier zwischen
Tür und Angel. Das wird protokolliert und von Ihnen unterschrieben.»
    «Und wenn Kunden kommen? Kann das nicht wann anders sein?»
    «Nein. Vielleicht haben Sie ja nichts mit der Sache zu tun. Aber
dann sollten Sie jetzt erst recht mitkommen.»
    «Ich muss

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