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Schattengott

Schattengott

Titel: Schattengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Paulus
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ihn, beide
Listen an die Kollegen zu faxen. Dann ging sie in die Lobby und rief bei der
ersten Angestellten an, die am 30. März Dienst gehabt hatte.
    Die Frau konnte sich an nichts erinnern. So ein Fax sei nichts
Ungewöhnliches. Ja, sie sei auch bereit zu einer persönlichen Befragung. Unter
den anderen Nummern erreichte Sabina niemand.
    «Mann», fluchte sie und setzte sich auf ein Sofa in der Lobby. Der
Ausflug nach Zürich war ein Reinfall. Vielleicht sollte sie wenigstens noch
eine Freundin treffen und über Nacht bleiben? Aber sicher nicht in diesem
Hotel.
    Sie rief ihre Freundin Eva an, erreichte aber nur den
Anrufbeantworter. Sabina hinterliess eine Nachricht und liess sich an der
Rezeption ein Telefonbuch geben. Sie wählte die Nummer eines kleinen Hotels,
das sie von früher kannte. Ein Zimmer sei noch zu haben, hiess es.
    Das Hotel lag in der Villengegend auf dem Zürichberg. Sie hatte
sich dort manchmal mit Dominik getroffen, als sie in den Anfängen ihrer
Beziehung nach Zürich gekommen war. Gemeinsam hatten sie in dem Zimmer mit dem
Himmelbett wunderbare Liebesnächte verbracht.
    Am Empfang wurde sie freundlich begrüsst und bekam einen Schlüssel –
Zimmer 13, ihr Zimmer. Sie ging hoch und liess
sich erst einmal ein Bad ein. Noch immer hatte das Zimmer denselben Geruch nach
Zedernholz wie damals. Während das Wasser plätscherte, legte sie sich auf den
Fussboden und erinnerte sich an frühere Momente auf dem roten Teppich. Dann
wischte sie die Gedanken weg und streckte sich in die Schulterbrücke. Mit unter
dem Rücken verschränkten Händen hielt sie die Spannung etwa eine Minute lang.
Dann löste sie die Übung auf.
    Nachdem sie gebadet und sich frisch gemacht hatte, drehte sie eine
nächtliche Runde um die Villen. Gelegentlich spitzte sie durch einen Zaun,
spähte über eine Mauer oder lugte durch ein Gitter. Was sie sah, waren
traumhafte Herrenhäuser mit stattlichen Gärten. Am eisernen Tor eines besonders
imposanten Anwesens blieb sie stehen. Aus dem riesigen Haus drang kaum Licht,
die Gardinen an den Fenstern waren zugezogen. Dennoch schien hier eine grössere
Gesellschaft versammelt zu sein. Immer wieder kamen Menschen auf den Innenhof,
ein schwarz gekleideter Türsteher liess sie ein und aus. Auch hörte sie ein
dumpfes Dröhnen von lauter, intensiver Musik. Sie liess ihren Blick über die
dunklen Karossen im Innenhof schweifen, bis er an einem anthrazitfarbenen BMW hängen blieb.
    Malfazi hat so ein Auto, dachte sie. Sie wäre sicher weitergegangen,
wären nicht in diesem Moment zwei Frauen aus dem Haus gekommen. Beide schwarz
gekleidet, in langen schwarzen Röcken mit schwarzen Umhängen über dem engen
Korsett. Ihnen folgte ein Mann in einem schwarzen Mantel. Er trug eine Kapuze,
die sein Gesicht verdeckte; seinen Mantel zierte eine doppelte Reihe
Silberknöpfe.
    Wurde hier ein Kostümfest gefeiert, eine Art Maskenball im
Gothic-Stil? Seit Sabina einmal den Karneval in Venedig erlebt hatte, liebte
sie solche Feste, wenn auch dies hier von aussen betrachtet weniger euphorisch
als vielmehr düster wirkte.
    Sabina sah den Mann im Mantel nur von der Seite, doch sein Gang war
eindeutig. Dieses dynamische Federn, die beachtliche Grösse. Er ging direkt zu
dem BMW und holte etwas aus dem Wagen. Keine Frage, es war Malfazi.
    Ihr Herz pochte gewaltig. In solchen Kreisen trieb er sich also
herum. Im Villenviertel von Zürich. Nicht schlecht, dachte sie, da überrasch
ich ihn doch mal. Mehr als einen Platzverweis konnte sie nicht bekommen, wenn
sie sich hier einschlich. Sie hatte einen schwarzen Rock und eine schwarze
Jacke an. Störend war nur die türkisfarbene Bluse. Mit der würde sie in dieser
schwarzen Gesellschaft sofort auffallen.
    Sie wartete, bis es im Innenhof wieder ruhig war. Dann kletterte sie,
etwas vom Eingang entfernt, über den Eisenzaun und verbarg sich im Schutz der
Dunkelheit an einer Seitenwand des Hauses. Sie schlich vorbei an riesigen, mit
dunklen Vorhängen zugezogenen Fenstern und gelangte zur Rückseite der Villa.
Auf einem ausladenden Erker schien es im ersten Stockwerk eine Art Balkon zu
geben. Immer wieder traten Leute heraus, standen eine Weile auf dem Balkon und
verschwanden dann wieder. Die Tür schien offen zu sein.
    Sabina sah darin ihre beste Chance, unauffällig ins Haus zu gelangen.
Sie zog ihre Jacke und anschliessend ihre Bluse aus. «Du nicht», sagte sie und
legte die Bluse zusammengerollt an der Hauswand ab; dann zog sie die Jacke über
den BH .
So

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