Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattengott

Schattengott

Titel: Schattengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Paulus
Vom Netzwerk:
einer Kirche, nicht
vorbestraft, nicht aktenkundig.
    Auf der Internetseite der naturora fand Malfazi die Geschäftsfelder
des Unternehmens: der Anbau von Heilkräutern und die Herstellung
naturheilkundlicher Medikamente. Redolfis Forschungen über die Heilwirkung von
Musik waren also halbwegs plausibel. Malfazi rief bei dem Unternehmen an und
bat um Auskunft über einen der Berater. Nach vielen Nachfragen und einer
Verifizierung als Polizist per E-Mail wurde er zum Leiter der
Forschungsabteilung durchgestellt. Der Mann schilderte Redolfi als sehr
integren, kompetenten Geschäftspartner, der nie durch negatives Verhalten
auffällig geworden sei. Malfazi fragte nach, ob Redolfi im Moment über die
Heilwirkung von Musik forsche. Ja, das sei korrekt, bestätigte der Mann. Aber
er könne ihm keine weiteren Informationen geben.
    Die Recherchen zu Matthew Sanderson gestalteten sich schwieriger, da
die Zusammenarbeit mit australischen Behörden nicht zum Standardprozedere im
internationalen Austausch gehörte. Nur sehr langsam tröpfelten ein paar
Informationen herein. Immerhin erreichte Malfazi einen englischen
Forscherkollegen, der sich ebenfalls mit der Symbolik von Felszeichnungen
beschäftigte. Dieser skizzierte ein äusserst positives Bild von Matthew
Sanderson. Lobte dessen Kollegialität, seine menschlichen Stärken, seinen
Humor. An keiner Wirkungsstätte sei der Mann negativ aufgefallen.
    Am wenigsten war über Rúna Hauksdóttir herauszufinden. So
vergeistigt, wie sie wirkte, schwebte sie offenbar über die Erde und
hinterliess nirgends Fussspuren.
    * * *
    Sabina schleppte sich von der Küche ins Wohnzimmer und kauerte
sich aufs Sofa. Es war lange her, dass sie sich so matt gefühlt hatte. Ihre
Schiene störte sie kaum, die Nase war sicher bald wiederhergestellt. Die
Antriebslosigkeit steckte tiefer. Die Trauer über den Tod ihrer Eltern kam noch
einmal hervor. Sie fühlte einen Weltschmerz, den sie längst überwunden geglaubt
hatte.
    Am Nachmittag rief Malfazi an und erkundigte sich nach ihrem
Befinden. Sie hatte gedöst und brauchte einen Moment, bis sie bei klarem
Verstand war.
    «Deine These, dass die Mörder an Pfingsten wieder zuschlagen,
scheint sich zu bestätigen. Wir haben den Ordner von Schlorf gefunden, darin
ist Pfingsten vermerkt.»
    «Wo habt ihr ihn gefunden?», fragte Sabina.
    «Auf dem Dachboden, in einer alten Standuhr.»
    «Und, steht noch mehr drin?», fragte Sabina.
    «Vier Orte: Carschenna, die Burg Hohen Rätien, die Felszeichnungen
bei Savognin und die Kirche von Zillis», sagte Malfazi.
    «Das bedeutet, du lässt diese Orte über Pfingsten überwachen?»
    «Davon kannst du ausgehen.»
    «Gibt es neue Vermisste?»
    «Nein, aber genau darüber zerbreche ich mir die ganze Zeit den
Kopf», sagte Malfazi. «Wir überprüfen alles, was irgendwie verdächtig ist. Aber
es gibt noch keine Spur.»
    «Dann hoffen wir, dass wir diesmal vor Ort sind, bevor es wieder
Tote gibt.»
    «Wir haben das Spital in Davos informiert und sämtliche weiblichen
Bediensteten, die Sternzeichen Stier sind, persönlich gewarnt. Dazu wurden die
Streifenfahrten vor Ort massiv erhöht. Leider haben wir ausser den Worten Spital und Zauberberg keine
weiteren Hinweise. Die Opfer können praktisch aus dem ganzen Kanton oder von
sonst woher kommen. Es ist schwierig, das einzugrenzen. Wir haben viele
Warnungen an Frauen ausgesprochen, die im Schams geboren sind und ins Raster
passen. Aber wir können nicht über die Medien gehen, sonst bricht eine heillose
Panik aus.»
    «Das verstehe ich», sagte Sabina.
    «Wann kann ich wieder mit dir rechnen?»
    «Gib mir zwei, drei Tage Pause. Nach Pfingsten bin ich wieder da.»
    «Okay, Sabina, dann werd wieder fit. Und drück uns die Daumen.»
    «Mach ich. Ciao, Claudio.»
    Sabina legte auf und ging sofort wieder unter die Decke. Sie fühlte
sich alles andere als gut.
    * * *
    «Der Widerspenstige ist dem Herrn ein Gräuel. Stell dich hin.
Halte still. Still.» Seine kalten Hände von hinten. Am Rücken wird es warm und
nass. Dann das Handtuch. «Geh jetzt. Geh. Zieh dich an. Und schweig, sonst bist
du des Teufels. Schweig, sonst brennst du in der Hölle wie deine Eltern. Zieh
dich an und geh. Und schweig. Schweig.»
    Sein Gesicht war hart, seine Lippen zusammengepresst. Wenn die Nacht
vorbei war, war der Tag für die nächsten drei Opfer gekommen. Jeder der
Mitbrüder hatte seine Instruktionen erhalten. Jeder wusste, was er zu tun
hatte. Alle drei Frauen würden alleine von der

Weitere Kostenlose Bücher