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Schattengott

Schattengott

Titel: Schattengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Paulus
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Ladenbesitzer
und Anwohner, ob ihnen am Abend vor Himmelfahrt etwas in dem Schmuckladen
aufgefallen war, ob sie einen Mann gesehen hatten, auf den Schlorfs
Beschreibung zutraf. Die Analyse der Gerichtsmedizin hatte ergeben, dass Bühler
am Tag vor Christi Himmelfahrt gegen einundzwanzig Uhr ermordet worden war. Der
Täter war vermutlich durch die Hintertür gekommen, die zumeist offen stand. Der
Leichnam wies ausser der tödlichen Wunde am Hinterkopf keine Kampfspuren auf.
Der Schlag war vermutlich hinterrücks ausgeführt worden, möglicherweise als der
Juwelier sich gebückt hatte. Raub war es offenbar nicht gewesen, es fehlten
keine Schmuckstücke.
    Malfazi betrachtete die Bilder vom Tatort eingehend.
    «Da ist einem was zu heiss geworden.»
    «Er hätte uns noch weitere Worthinweise auf die nächsten Opfer geben
können. Das wollte jemand verhindern», sagte Sabina und nahm ihren Mantel, «ich
werde diese ganze Fax-Sache noch mal prüfen. Ich fahr nach Zürich.»
    «Jetzt?», fragte Malfazi.
    «Jetzt. Bitte halte mich auf dem Laufenden. Und zeig den Nachbarn
von Bühlers Laden auch Bilder von Rosenacker und den Bewohnern der Stiftung.»
    «Du meinst, die stecken alle mit drin?», fragte Malfazi.
    «Wir sollten uns nicht nur auf Schlorf konzentrieren. Diese Morde
hat kein Einzelner durchgeführt. Und vergiss den Koch nicht», sagte Sabina im
Hinausgehen.
    «Yes, Madam», erwiderte Malfazi, nicht ohne klarzumachen, dass noch
immer er es war, der die Anweisungen gab.
    Die Fahrt nach Zürich dauerte diesmal etwas länger – Sabina
hielt sich an alle Tempolimits. Im Park Hyatt empfing sie der glatt gebügelte
Hoteldirektor, mit dem sie während der Fahrt telefoniert hatte. Er habe ein
Zimmer als Befragungsraum freigeräumt. Sie könne sich mit vier von fünf
Mitarbeitern unterhalten, die am besagten Termin im März Dienst an der
Rezeption gehabt hatten.
    «Was ist mit dem fünften?», fragte sie ohne einen Hauch von
Freundlichkeit.
    «Die Frau arbeitet seit letzter Woche nicht mehr bei uns und ist
dementsprechend nicht mehr so kooperativ.»
    Sabina befragte die Angestellten getrennt voneinander. Als Erste
betrat eine junge Frau den Raum, blond, mit dünnem Haar und einer schmerzhaft
hohen Stimme. Sie versuchte, sich an den Tag zu erinnern, an dem das Fax
versandt worden war. Es gelang ihr jedoch nicht, das Zeitrad zielgenau zwei
Monate zurückzudrehen. Sie schaute sich das Bild von Schlorf an. Den Mann kenne
sie nicht.
    Die zweite Frau war über fünfzig und hatte eine rauchige Stimme.
Sabina zeigte ihr das Bild von Schlorf.
    «Nein. Ich hab ein gutes Menschengedächtnis, aber an den kann ich
mich nicht erinnern.»
    «Und das Fax?»
    «Ich verschicke generell keine Faxe, das machen die Jüngeren.»
    Der dritte Angestellte war ein junger Slowake, der mit leichtem
Akzent sprach. «Hab ich nie gesehen», sagte er, als sie ihm Schlorfs Bild
zeigte.
    Auf das Fax angesprochen, konnte er sich nur an einen Vorfall
erinnern. «Ich weiss nicht mehr, wann das genau war. Aber einmal kam ein
grosser Mann, er sprach kein Wort, er hielt mir nur ein Fax hin. Und machte mit
Gesten klar, dass ich es versenden soll. Vielleicht konnte er die Sprache
nicht. Ansonsten waren das immer normale Businessleute mit den Faxen. Das merkt
man sich nicht.»
    «Können Sie den Mann beschreiben?», fragte Sabina.
    «Gross, dunkle Augen, dunkle Haare. Irgendwie sonderbar. Aber es war
nicht das Aussehen. Er sprach eben nicht. Gar nicht. Nicht mal ein Danke oder
ein Bitte. Das war schon auffällig.»
    Sabina bedankte sich. Die Beschreibung passte auf niemanden im
erweiterten Verdächtigenkreis. Sie bat den Mann trotzdem, auf dem
Polizeikommando in Zürich ein Phantombild anfertigen zu lassen.
    Der vierte Mann war ein erfahrener, weit gereister
Hotelbediensteter.
    «Wissen Sie», sagte er, «bei vierhundert Personenkontakten am Tag
merkt man sich nicht jedes Gesicht. Da muss jemand schon ausserordentlich
charismatisch sein. Und ganz unter uns: Nur weil Leute Geld haben, sind sie das
noch lange nicht.»
    Schlorf kannte auch er nicht.
    Sie wartete, bis der junge Slowake mit den Züricher Kollegen
zurückkam. Das Phantombild zeigte einen dunkeläugigen, dunkelhaarigen Mann mit
kantigen Gesichtszügen. Sie selbst hatte dieses Gesicht definitiv noch nie
gesehen.
    Sabina faxte das Bild ans Polizeikommando in Chur und rief Heini an.
    «Häng bitte im ganzen Kanton dieses Phantombild auf und sorge dafür,
dass es in alle Medien kommt. Das ist der

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