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Schattengott

Schattengott

Titel: Schattengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Paulus
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tatsächlich damit transportiert worden waren. Die im
Fahrerbereich gefundenen DNA -Spuren
stimmten nicht mit bisherigen Spuren überein. Die Ermittlungen konzentrierten
sich also weiterhin auf die wenigen Anhaltspunkte, die es gab. Heini überprüfte
nochmals den Bekanntenkreis von Schlorf, Malfazis Sonderermittler checkten
diverse Höhlen und Kellersysteme. Ergebnislos. Am Ende der Woche waren auch die
Speichelproben der Schlossgäste ausgewertet.
    «Haben wir einen Treffer?», fragte Sabina.
    «Alles negativ. Keine der Proben stimmt mit den DNA -Spuren
überein, die wir an den Carschenna-Leichen, im Schmuckladen oder in den
gestohlenen Fahrzeugen gefunden haben», sagte Reto Beeli.
    «Wär ja auch zu einfach gewesen», sagte Sabina, ehe sie mit der
Faust unter einem heftigen «Mann!» auf den Tisch schlug. Beeli zuckte zusammen.
    «Alles umsonst», sagte Sabina. «Fast schon peinlich, oder?»
    «Nichts ist peinlich, Sabina. Die Augen von Politik und Kirche sind
auf uns gerichtet. Da muss man alles versuchen.»
    «Kirche und Politik haben uns gerade noch gefehlt», seufzte sie.
    Seit das Bistum Chur und aus der Distanz auch der Vatikan involviert
waren, hatte der Druck seitens der Kantonalregierung spürbar zugenommen. Die
Drähte zwischen Politik und Kirche schienen zu glühen wie nie.
    Sabina holte sich einen Kaffee und setzte sich allein in den
Besprechungsraum. Die grauen Wände waren nicht gerade inspirierend, zum
Nachdenken aber war die sterile Atmosphäre in Ordnung. Sie nahm das Flipchart
und schrieb drei Fragen darauf.
     
    Wer steht hinter den Morden und der
Videobotschaft?
    Wo befinden sich die entführten Frauen?
    Was hat Schlorf mit den Morden zu tun?
    Sie versuchte, sich die Antworten selbst zu geben.
    Wer steht hinter den Morden? Eine Gruppe,
die das Christentum hasste. Die aus dem Verborgenen agierte. Die alles sehr
weitsichtig plante. Auch die letzten Opfer waren genau ausgesucht worden. Und
sie waren verschwunden, ohne dass auch nur ein Zeuge eine ernsthaft verwertbare
Beobachtung gemacht hätte. Die Videobotschaft. Perfekt in Szene gesetzt,
versandt, ohne eine verwertbare digitale Spur zu hinterlassen. Wer auch immer
die Drahtzieher waren, im Hintergrund wirkten versierte Helfer mit. Es war eine
bestens vernetzte, gut organisierte Gruppe.
    Wo befinden sich die entführten Frauen? Die Versammlungsstätten des antiken Mithraskults waren stets Höhlen oder
Kellergewölbe gewesen. Sabina war sich sicher, dass auch der pervertierte Kult
seine Versammlungen in einem solchen Mithräum abhielt und die Frauen dort
gefangen hielt. Zudem hatte Malfazi in Schlorfs Ordner Artikel über Höhlen in Graubünden
gefunden. Gab es in der Gegend noch weitere Versammlungsstätten, die sich für
Rituale eigneten? Malfazi und Heini hatten bereits sämtliche Höhlen
auskundschaften lassen, die in dem Artikel erwähnt worden waren. Die
Drachenhöhle bei Vättis im Taminatal, die Höhlenburg Rappenstein bei Untervaz
und viele, viele weitere. Die Untersuchungen hatten kein Ergebnis gebracht.
Nirgendwo fanden sich Hinweise auf die vermissten Frauen oder auf Spuren eines
Rituals.
    Was hat Schlorf mit den Morden zu tun? Ein
Mitwirken von Schlorf war im Moment die einzig sinnvolle Erklärung für die
anfangs aufgetauchten Wortbotschaften. Auch der Inhalt des Ordners deutete
darauf hin. Mochte auch Rosenacker es für unwahrscheinlich halten: Die
hinterlassenen Worte trugen Schlorfs Handschrift. Sie musste sich mit Schlorfs
Tante unterhalten, noch mehr über ihn herausfinden. Sie nahm sich fürs
Wochenende eine Fahrt in den Schwarzwald vor.
    In ihrem Büro überflog Sabina noch einmal die Facebook-Seite von
Christian Schlorf: dreissig Jahre alt, geboren in Calw im Schwarzwald.
Naturwissenschaftliches Gymnasium, Zivildienst, Studium der Psychologie,
Promotion. Lieblingsland: Indien. Interessen: das Innen und das Aussen,
heidnische Religionen, Berge. Lieblingsmusik: Dead Can Dance.
    Facebook machte die Recherche nach Personen tatsächlich einfacher.
Aber würde ein Mörder sein Profil auf einem solchen Portal einstellen und auch
noch sein Interesse für heidnische Religionen offenbaren, wenn er gerade den
Mithraskult blutig auferstehen liess? War Schlorf so dreist? Seine letzte
Nachricht war mehr als ein halbes Jahr alt, er kümmerte sich also nicht um
dieses Profil. Hätte er das Spiel mit der Polizei gesucht, hätte er auch
weitere Nachrichten einstellen können. Das tat er aber nicht.
    Sabina ging auf die Seiten seiner

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