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Schattengott

Schattengott

Titel: Schattengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Paulus
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schwer, ihre Anspannung zu verbergen. Wusste er,
dass sie ihn observierten? War er so ausgekocht, dass er das Spiel mit dem
Feuer wagte? Sie versuchte, möglichst allgemeine Antworten zu geben und sich
nicht anmerken zu lassen, was sie dachte. Gelang es ihr? Sie fühlte sich
beherrscht von ihm. Er schien ihr überlegen zu sein. Um zweiundzwanzig Uhr
vierundzwanzig ging sie auf die Toilette und suchte Funkkontakt mit Malfazi.
    «Redolfi ist mir nicht geheuer», sagte sie. «Ich habe das Gefühl,
dass er mich aushorchen will.»
    «Das ist doch perfekt. Lass ihn nicht aus den Augen.»
    «Was macht der Koch, was machen Sanderson und die Isländerin?»
    «Alle völlig unauffällig», sagte Malfazi. «Keiner hat nach aussen
Kontakt aufgenommen oder sich vom Fest wegbewegt.»
    «Und Rosenacker?»
    «Der unterhält seine Gäste.»
    «Irgendwas bei den Kirchen, bei den Höhlen oder an den Felsen?»
    «Nichts Verdächtiges, noch ist alles ruhig, aber der Mond verdunkelt
sich ja auch erst in einer halben Stunde.»
    «Sind die Jungs rund ums Schloss bereit?»
    «Vier Wagen, egal, wer ins Tal fährt, wir sind dran.»
    «Falls ich mich nicht per Funk melden kann, piepse ich dich an,
sollte sich etwas tun.»
    «Okay, pass auf dich auf.»
    Als sie zum Feuer zurückkehrte, war Redolfi aufgestanden und
trat ihr lächelnd entgegen.
    «Haben Sie mit Ihrem Kollegen telefoniert?», fragte er, und seine
dunklen Augen blitzten.
    Sabina fühlte sich ertappt. Bevor sie etwas erwidern konnte, sprach
Redolfi weiter. «Sie sind eine interessante Frau, aber eine schlechte
Schauspielerin, Frau Lindemann. Glauben Sie im Ernst, ich wüsste nicht, warum
Sie hier sind? Aber Sie irren sich. Kommen Sie, ich beweise es Ihnen.»
    «Ich weiss nicht, wovon …», setzte Sabina an, aber Redolfi
unterbrach sie erneut.
    «Sie suchen doch nach Christian Schlorf, nicht wahr? Ich kann Ihnen
dabei helfen, ihn zu finden. Dafür müssen wir allerdings ein paar Meter fahren.
Alleine. Kommen Sie mit?» Er sah sie herausfordernd an.
    Sie hätte Nein sagen können, vielleicht sogar müssen. Doch
irgendetwas liess sie nicht los. Sie spürte, dass Redolfi sie zur Lösung des
Rätsels führen würde. Auch wenn es riskant war, sie musste es wagen.
    Als sie in den schwarzen Defender einstieg, drückte sie das Signal
ihres Funkhandys in der Jackentasche.
    «Sabina verlässt das Fest. Es geht los», gab Malfazi an die vier
Einsatzwagen durch. «Könnt ihr sehen, wer bei ihr ist?»
    «Es ist der Franzose, sie fahren mit dem Defender», funkte der
Streifenwagen zurück. Malfazi kratzte sich am Nacken.
    «Verflucht, ich hoffe, sie weiss, was sie tut.»
    Die Polizisten standen an der breiten Strasse, die von Schloss
Mondfels ins Tal führte, und nahmen mit etwas Abstand die Verfolgung auf.
    Der Defender fuhr Richtung Autobahn. Auf Höhe der Rastanlage Viamala
bog er Richtung San Bernardino ein und verschwand kurz drauf im Tunnel. Malfazi
behielt das Signal unablässig im Blick. Der mobile Einsatzleiter kontrollierte
die Bildschirme der Zielorte. Weiterhin nichts. Um zweiundzwanzig Uhr
zweiundvierzig bog Redolfi mit dem Defender von der Autobahn ab auf die Strasse
zum Viamala-Parkplatz.
    «Er ist von der Autobahn abgefahren zur Viamala und hält dort an.
Bleibt mit etwas Abstand dran», befahl Malfazi.
    «Wir sind da», sagte Redolfi, als sie den Viamala-Parkplatz
erreicht hatten.
    Sabina hörte das Rauschen in der Tiefe. Neben ihr ragten die
schwarzen Schieferwände dreihundert Meter empor. Es war stockdunkel. Ihr Körper
war maximal angespannt, sie war jederzeit bereit, sich zu verteidigen.
    «Einen Moment», sagte Redolfi und ging in Richtung der alten Brücke.
Sabina sah ihm nach, er verschwand um die Ecke. Dann hörte sie ein gewaltiges
Krachen in ihrem Rücken.
    Sie fuhr herum, warf sich instinktiv auf den Boden und hielt
schützend die Hände über den Kopf.
    Der Tunnel, der zur Schlucht führte, war durch eine Explosion
eingestürzt. Der darüberliegende Steilhang brach über der Strasse zusammen und
türmte sich unter gewaltigem Lärm zu einem meterhohen Geröllberg auf. Sabina
kauerte sich zitternd an das Kioskhäuschen am Parkplatz. Als die gewaltigen Schuttmassen
endlich zum Stillstand gekommen waren, stand sie auf.
    Bevor sie realisieren konnte, was genau passiert war, spürte sie
einen Schlag auf den Hinterkopf.
    Die Polizisten fuhren gerade durch den Tunnel, als sie ein
unfassbares Donnern und Grollen hörten.
    «Was ist das?», fragte der Fahrer.
    «Hau den

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