Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
Vom Netzwerk:
du sie hast“, sagte Verena mit Wehmut in der Stimme und dachte an Sophie. Eine Träne löste sich aus ihrem rechten Auge.
    „Sie wird bestimmt bald wieder da sein, du wirst sehen!“, beruhigte Toni ihre Schwester, setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm.
    „Aber ihr Vater nicht“, schluchzte Verena, „der einzige Mensch außer mir, der sie wirklich richtig liebte.“
    „Du kannst doch zu ihm zurückgehen, wenn du Sehnsucht nach Justus hast, aber hattest du nicht gerade ihm vorgeworfen, dass es ihm an Zuneigung fehlte?“ Toni war verdutzt.
    Verena winkte ab. „Ich gehe nicht zu Justus zurück und er ist auch nicht Sophies Vater.“
    Toni war für einen Moment sprachlos. „Wie, er ist nicht ihr Vater? Wer denn sonst?“
    „Friedhelm!“
    „Dein Schwiegervater?“
    „Ja!“, sagte Verena leise.
    „Das ist ja ein Ding!“, staunte Toni.
    „Ich konnte nicht schwanger werden von Justus. Friedhelm wusste das, weil sein Sohn sich bei ihm ausgeheult hat und da hat er mir angeboten, dass wir es probieren sollen, bis es geklappt hat. Es war ein rein mechanischer Vorgang für mich. Ein Akt der Befruchtung. Ich liebte Justus und wollte ihn zum Vater machen.“
    „Echt krass!“, sagte Toni. „So etwas Abgefahrenes hätte ich dir gar nicht zugetraut.“
    Ein leichtes Lächeln zeigte sich in Verenas Augenwinkeln. „Ich war so gerne schwanger“, erklärte sie, „das war meine schönste Zeit. Aber dann, kurz nach Sophies Geburt, fiel Friedhelm auf, dass etwas mit ihrnicht stimmte. Er sprach aber nur mit Justus darüber, nicht mit mir.“
    „Und dann?“
    „Justus machte einen Gentest und stellte fest, dass Sophie das Katzenschrei-Syndrom hat. Aber er sagte es mir eine Zeit lang nicht. Ich spürte nur, dass sein Verhalten sich veränderte. Er kümmerte sich kaum noch um sie. Das tat mir weh. Ich verstand es erst, als er mit der Wahrheit herausrückte. Danach war alles anders. Ich hatte eine behinderte Tochter und einen Mann, der sie nicht wollte.“
    „Was hat Friedhelm dazu gesagt?“
    „Es hat ihm unendlich leidgetan. Er liebte Sophie trotzdem. Er liebte sie, wie sie war.“
    „Und Justus? Hat er was gemerkt?“
    „Nein, du bist die Erste, der ich das erzählt habe. Es wussten nur Friedhelm und ich. Aber jetzt ist es sowieso egal. Er ist tot. Von Justus werde ich mich trennen. Es hat keinen Sinn mehr, diese Ehe weiterzuführen. Ich überlege, mir hier in Bückeburg eine Wohnung zu nehmen. Auch darum bin ich hier. Ich gehe jetzt auf mein Zimmer. Entschuldige mich bitte.“
    Toni nickte. Ihre Schwester tat ihr leid. Was für eine Geschichte! Im Nachhinein musste sie ihrem Frauenarzt recht geben, der einmal gesagt hatte, dass Frauen alles tun würden, um entweder schwanger zu werden, aber auch alles, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Jetzt hatte sie das lebendige Beispiel in ihrer Schwester vor Augen. Sie hatte sich vom eigenen Schwiegervater ein Kuckuckskind machen lassen.

Fragen über Fragen
    Wer wusste von Friedhelms Vaterschaft? Das fragten sich die ermittelnden Kommissare, die nun auch davon ausgehen mussten, dass dies ein mögliches Motiv für das Ableben von Friedhelm Görlitz gewesen sein könnte, falls jemand davon Kenntnis gehabt hatte.
    In Bückeburg saßen Wolf, Peter und Detlef zusammen und grübelten.
    „Mal gesetzt den Fall, es hat einer gewusst, ist doch trotzdem nicht klar, wie oder warum Dr. Friedhelm Görlitz zu Tode gekommen ist“, sagte Peter.
    „Die Frage, ob Mord, Totschlag oder Unfall wird sich vielleicht erst klären, wenn wir denjenigen befragen können, der dabei oder in der Nähe war, als Görlitz fiel. Ich sage das bewusst so vorsichtig“, ergänzte Detlef.
    „Ja, es hilft uns hier im Moment nicht weiter. Wir können höchstens noch einmal die Angehörigen befragen, ob sie wussten, dass Friedhelm Görlitz Sophies Vater ist“, schlug Wolf vor, „aber ich möchte mich vorher erst mit Thorsten Büthe besprechen, ob wir diese Katze schon aus dem Sack lassen sollten.“
    „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass einer das überhaupt zugeben würde?“, fragte Peter.
    „Nicht wirklich“, antwortete Wolf.
    „Nur ein Blödmann“, fügte Detlef hinzu.
    „Dann können wir das auch erst mal lassen“, entschied Wolf. „Hat diese Tatsache eventuell auch Einfluss auf das Verschwinden des kleinen Mädchens gehabt?“
    „Der falsche Vater, dieser Justus, könnte sie aus dem Weg geschafft haben, falls er festgestellt hat, dass sie nicht seine Tochter war, oder

Weitere Kostenlose Bücher