SchattenGrab
etwas anderes. Er hoffte, dass seine Mutter klar genug war, um ihm Auskunft zu geben.
Moni und Wolf
Müde und abgekämpft kam Wolf zu Hause an. Er hoffte inständig, dass Moni schon mit Lady Gaga gegangen war. Auch wenn er wusste, dass ihm ein Spaziergang selbst guttun würde, fühlte er sich einfach nicht dazu in der Lage. Ihm stand nur der Sinn nach einem leckeren Essen und seiner Chaiselongue, auf die er sich fallen lassen wollte.
Als er die Haustür aufschloss, kamen ihm zwei Dinge entgegen: Ein wedelnder Hund und der Duft lecker gebratenen Fischs. Er atmete auf. Herrlich, seine kühnsten Hoffnungen bestätigten sich in diesem Moment. In der Küche stand Moni und briet Schollen in zwei Pfannen. Im Ofen schmorten Rosmarinkartoffeln vor sich hin. Der Salat stand schon fertig zum Anmachen auf der Anrichte, das Balsamico-Dressing daneben.
Er küsste sie auf den Hals. Sie zuckte zusammen und drehte sich um.
„Moni, du bist ein wahrer Schatz“, sagte er.
„Jetzt übertreibst du aber“, lachte sie.
„Doch, echt! Alles, was ich mir heute noch gewünscht habe, ist eingetroffen. Ich bin ein glücklicher Mann.“
„Du bist aber mit wenig zufriedenzustellen“ sagte sie und schmunzelte noch immer.
„Das stimmt“, bestätigte er. „Ein gutes Essen, ein schöner Wein und zwei zufriedene Frauen. Den Katern geht es sowieso immer gut.“
„Na, dann setz dich mal hin, und nimm schon den Wein mit!“
„Was hast du denn für einen kaltgestellt?“
„Einen Grauburgunder von Winter.“
„Sehr gute Wahl“, sagte Wolf und nahm Platz. Der Tisch war liebevoll gedeckt worden. Sogar ein Strauß Gartenrosen und eine Kerze standen dort.
„Gibt es irgendwas zu feiern?“ rief Wolf aus dem Esszimmer, aber es kam keine Antwort. Nur eine Moni mit roten Bäckchen, die die Schale mit den Kartoffeln auf den Tisch stellte.
„Schenk schon mal ein“, bat sie. „Die Schollen sind gleich durch. Ich habe sie in die Pfanne gelegt, als ich dich kommen hörte.“
Dann brachte sie den Salat und die ersten Fischfilets.
„Willst du mich heiraten?“, fragte er spontan.
„Wir haben uns doch noch nicht einmal gesagt, dass wir uns lieben“, antwortete Moni, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Haben wir nicht? Das könnten wir doch nachholen“, sagte Wolf, „ich möchte aber verhindern, dass du wieder weggehst. Es ist so schön in deiner Nähe. Da ist irgendwie alles gut.“
„Jetzt essen wir erst mal“, bestimmte sie. „Sonst war alle Mühe umsonst.“
„Du nimmst mich nicht ernst“, sagte er. „Ich meine, was ich sage!“
„Das weiß ich. Guten Appetit!“
So viele Gedanken gingen Wolf durch den Kopf, während er die köstliche Mahlzeit zu sich nahm. Moni beobachtete ihn. Er selbst bemerkte gar nicht, wie abwesend er war. Als sie aufgegessen hatten, sagte sie zu ihm:
„Ich mache dir jetzt einen Vorschlag. Du gehst nach oben und legst dich ins Bett. Die Küche mache ichschnell noch. Du siehst so aus, als ob du jeden Moment umkippst.“
Er wollte protestieren, aber sie sagte nur: „Keine Widerrede! Ab nach oben! Sonst komme ich nie wieder zu dir!“
Willenlos gehorchte er wie eine Marionette, ließ seine Sachen auf den Stuhl fallen und sich selbst in die Kissen, die wie durch Zauberei frisch bezogen waren. Ein Engel ist sie, dachte er und schlief direkt nach dem Zudecken ein. Weil er bereits in tiefsten Träumen lag, bemerkte er nicht, dass Moni sich heimlich zu ihm legte und ein „Ja“ in sein Ohr flüsterte.
Thorsten
Mit Friedrichs Tagebüchern im Schlepptau fuhr Thorsten nach Hause. Auch er war hundemüde. Zunächst hatte er überlegt, im Büro zu bleiben, aber das wollte er weder sich noch seiner Frau antun. Außerdem sehnte er sich ebenfalls nach einer warmen Mahlzeit und ein paar freundlichen Worten.
Danach zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück und fing an, die Tagebücher zu studieren. Er las von Mariannes und Friedhelms Hochzeit, von ihrer Hochzeitsreise und der ersten Zeit ihrer Ehe.
Während der ersten Schwangerschaft nickte er ein und wachte erst nach Mitternacht wieder auf. Es hatte keinen Sinn. Sein Nacken war steif, die Schultern taten ihm weh. Der Wein, den seine Frau ihm noch gebracht hatte, stand unangetastet vor ihm. Er trank ihn jetzt in einem Zug und ging ins Bad, um später wohlig in das Bett seiner Frau zu schlüpfen, deren Wärme ihn umfing wie ein Mantel aus Geborgenheit.
Marga
An jenem Abend hatte Marga sich dem aktuellen Tagebuch von Friedhelm gewidmet.
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