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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zur Mitte des Vorhofs, wobei sich sein Gesicht aufhellte. »Dort ist sie!«
    Mitten in den Menschenmassen hatte er Nin-Si entdeckt. Sie ging hinter einer anderen Frau über den Platz und hatte einen Korb bei sich. Gerade bogen sie in eine der vielen Gassen ein.
    »Nin-Si!« Simon rannte los, vorbei an den Auslagen der Händler. Versehentlich rempelte er zwei Männer an, doch er gab nichts auf ihr Geschrei. Er hatte Nin-Si entdeckt und konnte noch immer ihren Hinterkopf sehen.
    Außer Atem erreichte er die Gasse. »Nin-Si!« Er stürzte auf das Mädchen zu und hielt sie am Arm zurück. »Hier bist du! Warte einen Moment, ich …«
    Das Mädchen wandte sich zu ihm um. »Ja?«
    Simon stockte. Das war nicht Nin-Si. Es war eine völlig Fremde. Sie griff den Korb auf ihrem Kopf nun mit beiden Händen. »Kennen wir uns?«
    Simon sah sie entgeistert an. »Nein – leider … leider nicht«, stammelte er. »Bitte entschuldigt, ich …«
    Das Mädchen musterte ihn noch einmal abschätzend, dann wandte sie sich um und folgte ihrer Mutter weiter durch die Gasse.
    Simon blieb grübelnd stehen. Er war sicher, dass er gerade Nin-Si gesehen hatte. Auch jetzt noch. Sie hatte diesen Korb getragen und dieses Kleid angehabt und …
    »Was ist los?« Die anderen hatten ihn inzwischen eingeholt.
    »Ich dachte, ich hätte sie gesehen«, gab Simon zur Antwort. »Ich war mir sicher …«
    Noch einmal stockte er. Hinter Moon betrat ein Junge die Gasse, der Simon erstarren ließ: Basrar. Der Junge aus Karthago kam auf sie zu.
    »Seht nur – dort!« Simon wies mit dem Finger auf Basrar, und die anderen drehten sich blitzschnell zu dem Jungen um.
    »Basrar!«, riefen Neferti und Moon wie aus einem Mund. Die Ägypterin streckte beide Arme nach ihm aus, doch der Junge ging an ihnen vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Basrar!«, rief Neferti ihm entrüstet hinterher. Sie lief ihm nach und zog ihn an der Schulter zurück.
    Der Junge drehte sich nach ihr um, und Neferti sprang vor Schreck zur Seite. Ein fremdes Gesicht sah sie an. Der Junge blickte kurz an Neferti herunter, dann ging er wieder seines Weges.
    »Was zum …?!« Caspar griff nach einem seiner Messer, doch schnell löste er den Griff wieder und wies mit dem Kopf zum Eingang der Gasse. »Seht ihr das, was ich sehe?«
    Die anderen schauten zurück. Salomon stand unweit von ihnen auf dem Markt und diskutierte mit einem jungen Mann aus Ur.
    Die Freunde gingen vorsichtig die Gasse entlang auf ihn zu, doch noch bevor sie ihn erreicht hatten, zog Neferti Simon am Arm: »Dort!«
    Sie zeigte auf die ersten Stufen der Treppe, auf der sie vorhin die Zikkurat hinaufgelaufen waren. Ein australischer Junge saß dort. Ein Aborigine, der das Treiben auf dem Markt beobachtete. Simon erkannte ihn eindeutig: Es war der Junge aus Australien, den sie aus der Gewalt des Schattengreifers gerettet hatten.
    Schnell blickte Simon wieder zu Salomon. Doch wie er erwartet hatte, sah er statt seines Freundes jetzt einen sumerischen Jugendlichen, der tief in das Gespräch mit dem jungen Mann verwickelt war. Auch der Aborigine war verschwunden. An seiner Stelle saß ein Junge aus Ur auf der Treppe, der die Vorgänge auf dem Markt verfolgte.
    »Was geht hier vor?«, fragte Neferti ängstlich. »Werden wir jetzt alle verrückt?«
    Simon beobachtete einen sumerischen Händler, der auf ihn zukam. Binnen Sekunden nahm sein Gesicht das Aussehen von Christian an. Simon hielt den Blick auf seinen vermeintlichen Vater gerichtet, bis der an ihm vorbeigegangen war und sich im Nachhinein umdrehte. Simon wunderte sich nicht, dass der Mann wieder sein vorheriges Gesicht zurückerhalten hatte.
    »Das kann nur eines bedeuten«, schlussfolgerte Simon. »Er ist hier!«
    »Der Schattengreifer?«, flüsterte Moon beinahe tonlos.
    »Er muss ganz in unserer Nähe sein«, vermutete Simon. »Das Zeitgefüge verschwimmt. Figuren aus den verschiedenen Zeiten tauchen hier auf und suchen uns heim. Alles beginnt sich zu verändern. Wir müssen uns beeilen. Ich glaube nicht, dass Nin-Si noch viel Zeit bleibt. Der Schattengreifer ist dabei, die Karten neu zu mischen, und sein Universum, wie wir es kennen, fängt an zu bröckeln. Es kommt durcheinander.«
    Die Zeitenkrieger rückten dicht zusammen. Es gefiel ihnen gar nicht, was Simon da von sich gab.
    Doch Simon war sicher, dass seine Vermutungen richtig waren. Und der Anblick seines Freundes Basrar, der erneut in einer sumerischen Tracht auf ihn zukam, bestätigte seinen

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