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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Saals stand und auf Nin-Si starrte. Sein Schatten kam hervorgesprungen, er streifte die Speere und leitete sie so um, dass sie den Schattengreifer knapp verfehlten.
    Die Menschen im Saal schrien entsetzt auf.
    »Ich habe etwas, das ich dir wiedergeben möchte, Nin-Si«, sagte der Schattengreifer, ohne seine Lippen zu bewegen, und er zog ihren Schatten in die Höhe.
    Nin-Si starrte den Magier an, dessen Augen sich auf einmal verengten. Seine dünnen Lippen begannen plötzlich doch, sich zu bewegen. Der Magier murmelte etwas. Simon vermutete, dass es Formeln waren, und dieser Verdacht erhärtete sich, als Nin-Si sich plötzlich von Neferti löste und sich von ihrem Platz erhob.
    »Nin-Si! Nein!« Neferti versuchte, sie zurückzuhalten, doch Nin-Si löste sich aus dem Griff. »Du unterliegst seinem Zauber. Hör nicht auf ihn! Geh nicht!«
    Wie in Trance schritt Nin-Si aus dem Kreis der Jugendlichen und bewegte sich langsam auf den Schattengreifer zu.
    »Komm!«, rief er schnarrend über die Köpfe der Menschen hinweg. »Komm zu mir.«
    Die Leute im Saal wagten nicht, sich zu rühren. Zu unheimlich war das, was hier vor sich ging.
    Caspar zückte rasch eines seiner Messer und warf. Doch er zielte nicht auf den Magier, wie die Wachen es vergeblich versucht hatten. Caspar zielte bewusst auf dessen Schatten an der Wand. Mit einem knirschenden Geräusch bohrte sich das Messer in die Lehmwand, genau auf der Höhe des Herzens dieserSchattenkreatur. Der Schatten zuckte kurz auf, dann verharrte er regungslos.
    Der Magier lachte laut auf. Kurz warf er einen Blick auf Caspar. »Willst du mich beeindrucken?«, fragte er nur, dann drehte er sich seinem Schatten zu und nickte kurz. Der Schatten des Magiers trat an der Wand einige Schritte zur Seite, bis das Messer neben ihm im Lehm steckte.
    Noch einmal lachte der Magier. »Ein netter Versuch, Caspar.« Dann schoss er aus seiner dünnen Klaue einen grünen Feuerball auf den Jungen. Caspar hechtete blitzschnell zur Seite. Die Feuerkugel verfehlte ihn knapp, schlug hinter ihm in die Wand ein und hinterließ dort ein Loch, dessen Rand grün glimmte.
    Wieder schrien die Menschen auf. Völlig verängstigt klammerten sie sich aneinander, während Nin-Si weiter auf den Magier zuging.
    »Komm!«
    Die Klaue, aus der gerade noch die Feuerkugel geschossen war, streckte sich ihr entgegen.
    »Nin-Si! Nein!«, schrie Simon noch einmal, doch es war zu spät: Sie ergriff die Hand des Schattengreifers, und der lächelte breit über sein bleiches Gesicht.
     
    Seine Finger rasten über die Tastatur. Stichwort für Stichwort gab er ein. Zum Teil waren es Begriffe aus Simons Notizblock, zum Teil gab er Bezeichnungen ein, die ihm noch im Gedächtnis geblieben waren von den beiden Stunden, die er mit Simon hier in der Schulbücherei verbracht hatte. Neulich, als er ihnabgefragt hatte. Tom war ganz begeistert gewesen von dem enormen geschichtlichen Wissen, das Simon sich bereits angeeignet hatte. Da wusste er auch noch nicht, dass Simon all dieses Wissen benötigte, um seine Freunde zu retten.
    »Wir schließen bald«, tönte eine Stimme aus dem Hintergrund.
    Tom blickte auf. Er sah über den PC-Monitor hinweg nach draußen zu der Rotkopf-Klippe, auf die er von hier einen wunderbaren Blick hatte. Der Himmel zog bereits seine Farben zurück. Tom hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Die letzten Stunden mussten an ihm vorbeigeflogen sein.
    Und noch immer keine brauchbare Spur. Seine ganze Suche hatte ihm bisher noch nichts gebracht.
    Mit dem linken Zeigefinger wanderte er über weitere Begriffe in Simons Notizblock, der zwischen all den Geschichtsbüchern lag. Mit dem rechten Zeigefinger drückte er währenddessen nacheinander verschiedene Stichwörter in die Tastatur: Pestzeit, Europa, 1348. Wieder einmal öffneten sich zahlreiche Artikel. Wieder einmal ließ Tom seinen Blick darüber schweifen, bis er stockte.
    Diesen Bericht aus einem Online-Lexikon kannte er. Es war einer der Texte, die er Simon abgefragt hatte. Doch an diesen einen Absatz konnte sich Tom nicht erinnern. Im Gegenteil, er war sicher, dass diese Begebenheit beim letzten Mal nicht beschrieben gewesen war. An so etwas hätte er sich erinnert.
    Von einer Hexenjagd in einer größeren Stadt war die Rede. Zahlreiche Menschen hätten glaubhaft von Hexen berichtet, denen der Schatten gefehlt habe. Eigentlich sollten diese Menschenmit ihrem angeblichen Hexenmeister auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden. Doch ihnen war die Flucht

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